.. sind der Teil von Kleidungsstücken, der unsere Arme bedeckt. Ärmel bieten viel Gestaltungsspielraum und mindestens genauso viele Hürden beim Nähen, bei der Gestaltung und bei der Passform. Deshalb möchte ich euch einen Überblick über einige Themen rund um Ärmel geben.
- Der Ärmel
- Der einteilige und der zweiteilige Ärmel
- Warum ein Ärmel üblicherweise nicht symmetrisch sein kann
- Wie nähe ich einen Ärmel ein? (einreihen/einhalten)
- Die Einhalteweite an der Armkugel gestalten
- Die Armkugel
- Warum kann ich meinen Arm nicht heben?
- Typische Passformprobleme und ihre Lösung
- Der Ärmel ist zu lang oder zu kurz
- Der Ärmel ist zu weit oder zu eng
- Die Armkugel ist zu lang oder zu kurz
- Das Armloch oder die Armkugel ist zu weit oder zu eng
- Der Ärmel kippt / die Schulter ist nach vorn geneigt
- Kräftige Oberarme
- Ärmelformen
- Ärmel gestalten und verändern
1. Der Ärmel
Beginnen wir damit, wie ein Ärmel eigentlich aufgebaut ist:
![Wichtige Punkte am Ärmel Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Der Schulterpunkt bezeichnet die höchste Stelle des Ärmels und sollte auf die Schulternaht des Oberteils treffen.
Alles über der Oberarmlinie wird als Armkugel bezeichnet. Die Armkugelhöhe beschreibt den längsten Weg zwischen der Oberarmlinie und dem Schulterpunkt.
Die Oberarm-, Ellenbogen- und Saumlinie sind die horizontalen Maße des Ärmels. Sie sind wichtige Anhaltspunkt für die persönlichen Passform. Die Oberarmlinie wird an der stärksten Stelle des Oberarmes gemessen - sie liegt üblicherweise auf Höhe der Brustlinie des Oberteils.
Die senkrechte Linie ab dem Schulterpunkt (meistens gleichzeitig der Fadenlauf) trennt die Vorder- und Rückseite des Ärmels.
![Wichtige Punkte am Ärmel Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Die Armkugel bzw. -rundung bestimmt die Passform des Ärmels im Armloch des Oberteils.
An der Rundung erkennt man auch, wo am Ärmel vorn und wo hinten ist, denn die steile Kurve bezeichnet immer den vordere Teil - hinten ist die Rundung länger gezogen. Woran das liegt erkläre ich euch
hier.
Die Einhalteweite sorgt für genug Bewegungsfreiheit und einen guten Sitz.
Der vordere und hintere Ärmeleinsatzpunkt bezeichnen jeweils den Punkt, an dem die Rundung des Armloches "dreht". Sie sind wichtige Passzeichen, um den Ärmel korrekt einzusetzen.
Schon an dieser Stelle sei erwähnt: Bei der Gestaltung des Ärmels ist das Armloch entscheidend. Ein Ärmel wird immer speziell für ein Armloch konstruiert - beide bilden eine Einheit. Ärmel können also nicht beliebig zwischen Schnittmuster ausgetauscht werden und jede Änderung am Armloch bedarf auch einer Änderung am Ärmel und umgekehrt.
Der Ärmel wird immer genau passend für das jeweilige Armloch entworfen!
2. Der einteilige und der zweiteilige Ärmel
Ärmel gibt es üblicherweise einteilig oder zweiteilig. In Ausnahmefällen und bei besonderen Designs auch aus mehr Teilen oder mit anderen Nähten, aber das sei hier mal zu vernachlässigen.
Die klassische Ärmelkonstruktion konstruiert den Ärmel aus Ober- und Unterärmel. Daraus entsteht dann also ein zweiteiliger Ärmel, der für die Passform gefälliger ist als der einteilige Ärmel.
![Ärmel - Ober- und Unterärmel Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Wenn wir unseren Arm ganz entspannt fallen lassen, dann fällt er nicht lotrecht nach unten, sondern bleibt aufgrund unserer Anatomie nach vorn geneigt. Ein gutsitzender Ärmel sollte dem Armverlauf entsprechend folgen und das erreicht der zweiteilige Ärmel am besten (rechts seht ihr das sehr vereinfacht dargestellt).
Mehr Nähte erreichen immer eine bessere Passform und erlauben somit mehr Körpernähe. Der zweiteilige Ärmel wird daher besonders bei Jacken, Blazern und Mänteln, aber auch Kleidern genutzt, die adrett und passgenau sein sollen. Zudem ist der zumeist schwerere Oberstoff, wie zB Wollstoffe, so besser auszuformen als mit Abnähern.
Außerdem lässt sich der zweiteilige Ärmel besser
dressieren, also durch Bügeln in Form bringen.
Der einteilige, schmale Kleiderärmel ist die vereinfachte Form des zweiteiligen Ärmels. Durch die hohe Armkugel und zusätzliche Abnäher im unteren Arm und oft auch am Ellenbogen erreicht er ebenfalls eine gute Passform - wenn auch nicht mehr ganz so gut wie bei dem zweiteiligen Ärmel.
Die leichten Blusen und Hemden mit weiten Ärmeln (lose oder mit Manschetten gerafft) hingegen nehmen den einteiligen Ärmel auf die leichte Schulter und brauchen dafür aber auch mehr Weite. Diese Ärmel sind breiter geschnitten und nehmen Faltenwurf in Kauf. Sie wirken lässiger und der Anspruch an die Passform und Konstruktion ist geringer.
Pulloverärmel aus dehnbarem Strick erlauben auch bei einteiligen Ärmel genug Körpernähe.
3. Warum ein Ärmel üblicherweise nicht symmetrisch sein kann
Und das führt uns auch dazu, warum ein Ärmel so aussieht, wie er eben aussieht. Schaut man sich unseren Körper anatomisch in Hinblick auf das Armloch an, also insbesondere unseren Schultergürtel, dann stellen wir schnell fest, dass unsere Vorderseite anders aussieht als unsere Rückseite.
Auf der Vorderseite liegt das Schlüsselbein, das den Schultergürtel mit dem Oberkörper verbindet. Zwischen dem Brustansatz und dem Schlüsselbein befindet sich der flache Brustmuskel und vordere Schultermuskel, die in der Regel flach liegen. Daher ist auch die vordere Linie den Ärmels die steilere.
Im Bereich des oberen Rückens wird das Armloch vor allem durch die Schulterblätter und hintere Schultermuskulatur beeinflusst. Zusammen mit den Rückenmuskeln beschreiben diese eine Rundung. Um dieser Rundung gerecht zu werden, ist die hintere Armrundung länger und weniger steil.
Und weil wir eben nach vorn geneigt sind, ist auch der Schulterpunkt, also der höchste Punkt des Ärmels, nicht genau in der Mitte der Ärmelbreite, sondern immer ein wenig nach vorn verlegt (gleiches gilt übrigens auch für die Schulternaht des Oberteils, die man in der Konstruktion um einen Zentimeter nach vorn verlegt für ein gefälligeres Aussehen).
Und aufgrund dieser anatomisch sehr ausgeprägten Unterschiede kann ein Ärmel eben auch nicht symmetrisch sein - außer der Kimonoärmel oder wirklich sehr weit geschnittene Teile.
Ärmel im Bruch sollten euch immer skeptisch machen!
![Der Schulterpunkt Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Körpernahe Ärmel und das Oberteil sollten zudem auf dem Schulterpunkt aufeinandertreffen. Dieser Punkt wird anatomisch durch das Acromion bestimmt. Das Acromion ist ein Knochenfortsatz, der oben am Schulterblatt liegt. Das Acromion ist der höchste Punkt der Schulter, daher wird es auch „Schulterhöhe” genannt. Wir können die Schulterhöhe als kleinen Höcker oben an unserer Schulter ertasten.
An der Schulterhöhe brauchen wir auch
imÄrmel noch Raum - für die seitliche Schultermuskulatur, die ab dem Acromion eine Rundung nach aussen beschreibt. Wir brauchen diesen Raum für Bequemlichkeit und für Bewegung, aber auch für ein gefälliges Gesamtbild. Somit springt ein eingesetzter Ärmel an der Einsatznaht noch ein wenig auf und genau dazu nutzt Einhalteweite. Daher liegt die einzuhaltende Weite auch immer oben an der Armkugel und niemals zB in der Achsel (zumal das auch sehr unbequm wäre).
4. Ärmel einnähen
Eigentlich ist das Einnähen von Ärmeln nicht anders als bei allen anderen Nähten auch - wir haben zwei Teile und nähen sie an einer gemeinsamen Nahtlinie zusammen. Dennoch gibt es beim Ärmeleinsetzen einiges zu beachten.
Das Einnähen der Ärmel mit einer flachen Armkugel, wie dem Hemdenärmel, ist am einfachsten. Er wird eingenäht nachdem die Schulter-, aber
bevor die Seitennähte geschlossen werden. Die Ärmelrundung ist fast genauso lang wie das Armloch selbst und muss daher kaum eingehalten werden.
Aber was meint Einhalten überhaupt? Das Einhalten eines Stoffes meint ein Stück Stoff an ein anderes kürzeres Stück Stoff anzunähen, ohne dass Falten oder Kräusel entstehen. Der Stoff liegt dann glatt an der Naht, aber springt direkt danach auf und gibt die notwendige Weite.
Da schmale Ärmel für einen bequemen Sitz unbedingt diese Mehrweite benötigen, da sie nicht selbst nachgeben können, muss man schmale Ärmel mehr Einhalten als weite.
Die Einhalteweite ist zumeist bereits im Schnitt vorgegeben. Zum Einhalten wird eine Hilfsnaht (oder besser mehrere) mit großer Stichlänge entlang der vorgebenen Strecke genäht. Danach werden Oberteil und Ärmel geschlossen. Der Ärmel wird rechts auf rechts in das auf links gedrehte Oberteil gesteckt.
Zuerst wird der glatte Teil sowie der Schulterpunkt auf die Schulternaht gesteckt. Wenn ihr unsicher seid, dann würde ich euch empfehlen den glatten Teil schonmal abzusteppen. Der einzuhaltende Teil wird am Unterfaden entlanggeschoben (ohne Falten entstehen zu lassen) und die Weite gleichmäßig verteilt. Stecknadeln quer zur Naht fixieren den Stoff und können beim Nähen im Stoff bleiben. Genäht wird immer
im Ärmel, sodass ihr kontrollieren könnt, dass wirklich keine Falten und Knicke entstehen.
Das Einhalten wird durch den schrägen Fadenlauf im Verlauf der Armrundung erleichtert. Bei dehnbaren Stoffen arbeitet man andersherum und dehnt die glatte Seite, sodass diese danach automatisch die eingehaltene Seite zusammenzieht.
Übrigens wird auch oft das Rückenteil an der Schulternaht eingehalten - weil die Schulterrundung ebenfalls mehr Weite braucht.
5. Die Einhalteweite an der Armkugel gestalten
Nun hat das Verbinden von zwei Stoffe unterschiedlicher Länge ohne Fältchen oder Knicke natürlich seine Grenzen. Je nach Stoffart kann man mehr oder weniger Länge faltenfrei annähen.
Aber es gibt noch weitere Möglichkeiten die Weite zu zügeln, wie zB das Kräuseln, also ein geraffter Ärmel
(1). Möchte man dass die Weite erst allmählich hinzukommt, dann sind Abnäher die richtige Wahl
(2) und für den Keulenärmel, der nochmal abrupt aufspringt und in den 30er/40er Jahren sehr beliebt war, nimmt man Falten
(3).
6. Die Armkugel
Unser Arm und seine Bewegungen werden bestimmt durch ein Kugelgelenk in der Schulter, das dafür sorgt, dass wir den Arm nahezu in alle Richtungen drehen können (anders zB als das Knie, das wir nur beugen). Ein Ärmel braucht also umso mehr Bewegungsfreiheit. Die Bewegungsfreiheit erreichen wir sowohl aus der Breite des Ärmels selbst als auch aus der Beschaffenheit von Armkugel und Armloch, aber ebenfalls aus der Schulter- und Rückenbreite des Oberteils.
Die Armkugel hat in ihrer Gestaltung maßgeblichen Einfluss darauf, wie der Ärmel im Armloch sitzt. Durch sie wird beeinflusst wie gut der Ärmel bei normaler Körperhaltung sitzt und wie bequem wir unsere Arme bewegen und heben können.
Ist die Armkugel sehr flach (oder gar nicht vorhanden wie zB bei einem Kimono), dann würde ein schmaler Ärmel mit einem kleinen Armloch in der normalen Körperhaltung mit herabhängenden Armen schmerzhaft in die Achsel einschneiden und an der Schulter unangenehm spannen. Wir brauchen dort also ausreichend Weite und ein großes Armloch - so erreichen wir viel Bequemlichkeit in der Bewegung, aber auch viel Faltenwurf in der Achsel bei normaler Körperhaltung. Je flacher die Armkugel desto schräger ist der Ärmel im Vergleich zum Körper gestellt (bis zu einem waagerechten Kimonoärmel)
(1).
Eine mittelhohe Armkugel, wie sie bei Blusen verwendet wird, erlaubte schmalere Ärmel und eine gefälligere Passform. Wir können uns noch gut bewegen und der Faltenwurf ist nur gering
(2).
Für förmliche Jackets oder Mäntel nutzt man hingegen gern hohe Armkugeln. Dadurch fällt der Stoff in der normalen Körperhaltung akurat und die zumeist schwereren, edlen Wollstoffe knittern kaum, sodass sie auch nach mehrmaligem Tragen immernoch glatt und adrett liegen. Zudem erlaubt die hohe Armkugel eine sehr körpernahe Gestaltung
(3).
Die Gestaltung der Armkugel ist immer ein Kompromiss zwischen der gewünschten Optik und der Bequemlichkeit.
Übrigens: Obwohl die Länge der Armrundung im oberen Beispiel nahezu unverändert bleibt, ändert sich die Länge des Armloches im Oberteil. Der Ärmel mit hoher Armkugel und kleinem Armloch muss logischerweise mehr eingehalten werden!
7. Warum kann ich meinen Arm nicht heben?
Und das führt uns zu dem Problem, das leider oft vorkommt: Hebt man die Arme, dann zieht die gesamte Seitennaht mit hoch oder man kann die Arme erst gar nicht heben!
Der Grund dafür ist eigentlich recht einfach und schnell erklärt: Ist das Armloch sehr klein, also körpernah, dann kann der Arm sich bewegen, ohne dass der Ärmel sonderlich Einfluss auf das Oberteil nimmt. Er zieht zwar ein wenig, aber das macht sich kaum bemerkbar.
Ist das Armloch aber etwas weiter, dann wird die Strecke, die der Stoff zurücklegen muss, länger. Da der schmale Ärmel keine Möglichkeit hat selbst nachzugeben, zieht er das Oberteil mit und die Seitennaht hebt sich. Ist die Taille aber fest wie bei einem Kleid, dann kann man den Arm gar nicht heben .
Ein sicherlich bekanntes Beispiel dafür sind Blazer, die zwar körpernah geschnitten sind, aber noch genug Platz für Kleidung darunter brauchen. Will man damit die Arme heben, dann muss man den Blazer zumeist öffnen.
Dieses Passformproblem taucht übrigens auch oft dort auf, wo ein Schnittmuster sowohl ärmellos als auch mit Ärmeln daherkommt.
Ihr könnt diesen Effekt ganz einfach testen: Zieht einfach ein Oberteil mit schmalen Ärmeln an und hebt den Arm. Danach lasst die Arme hängen und zieht die Achsel, also dort wo Seiten- und Ärmelnaht aufeinander treffen, ein wenig nach unten. Das geht entspannt noch ganz gut, aber wenn ihr dann die Arme hebt, dann bemerkt man deutlich die Verschlechterung in der Passform.
![Ärmel - Korrektur eines zu tiefen Armloches Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Lösen kann man dieses Problem entsprechend, indem man entweder das Armloch verkleinert oder den Ärmel selbst weiter macht. Da die meisten wohl den schmalen Ärmel behalten wollen, wird das Armloch an Vorder- und Rückenteil angehoben. Am einfachsten geht das, wenn ihr das Oberteil ohne Ärmel und ohne Nahtzugabe anzieht und ein Stück Papier drunterlegt auf dem ihr (oder besser gesagt ein Helfer) das alte und das gewünschte neue Armloch einzeichnet. So könnt ihr bequem selbst entscheiden wie körpernah es werden soll.
Die zugebene Höhe muss dann noch am Ärmel zugegeben werden. Da wir zwar die Höhe zugeben, aber es eigentlich um die Länge der Armkugel geht (Schulterpunkt und Schulternaht sollen ja weiterhin aufeinander treffen) solltet ihr eure Zugabe vor dem Vernähen testen und ggf. korrigieren.
Ein zu enges Armloch macht sich noch schneller bemerkbar, weil es unangenehm einschneidet.
Und die Rückenbreite? Die ist sehr entscheidend für Bewegungen nach vorn. Je schmaler das Rückenteil ist um so mehr muss die Bewegungsfreiheit durch ausreichend Breite des Ärmels gegeben sein. Je breiter das Rückenteil ist um so weniger Bewegungsfreiheit braucht der Ärmel, denn dann kann das Rückenteil ja bei Vorbringen der Arme viel mehr nachgeben. Wenn euch also ein schmal gewünschter Ärmel eigentlich sehr gut passt, aber beim Ausstrecken der Arme nach vorn Probleme bereitet, dann ist eine Verbreiterung des Rückenteils zu empfehlen. Auch hier gilt wieder der Kompromiss zwischen Bequemlichkeit und Ästhetik, denn ein breites Rückenteil wird bei normaler Körperhaltung widerrum zu weit sein. Behelfen kann man sich durch Falten. Ihr kennt das sicher zB von Trenchcoats, die in der hinteren Mitte noch eine Kellerfalten haben - genau dies ist der Grund dafür. Da das aber eher ein Problem des Oberteils ist, soll das nur eine Randinformation sein.
8. Typische Passformprobleme und ihre Lösung
Ärmel und Armloch bilden eine Einheit. Daher sollte immer das Oberteil zuerst angepasst werden, bevor ihr irgendetwas an eurem Ärmel ändert. Es wäre schade, wenn nachträglich das Oberteil verändert werden müsste, denn dann müsst ihr auch beim Ärmel unter Umständen nochmal neu starten. Wir gehen hier also davon aus, dass das Oberteil (einschließlich Schulter, Brust und Armloch) passt.
![Der gut sitzende Ärmel Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Im Idealfall sitzt ein Ärmel faltenfrei und gleichmäßig im Armloch. Der Schulterpunkt trifft genau auf die Schulternaht des Oberteils. Er liegt seitlich betrachtet weiter vorn, da der höchste Punkt der Schulter nicht genau mittig liegt. Insgesamt ist die Weite auf dem Bizeps aber recht gleichmäßig auf Vorder- und Rückseite des Ärmels verteilt.
Der Saum sowie die anderen horizontalen Linien sind am Arm gerade, der Fadenlauf folgt dem Arm (oder zumindest einer lotrechten Linie) und der Ärmel ist nicht in sich verdreht. Die Passzeichen stimmen überein und alle Bewegungen lassen sich so bequem durchführen wie es die Ärmelform zulässt.
Beispielhaft sollen hier die häufigsten Passformprobleme des Ärmels erwähnt werden. Wie immer ist die Ferndiagnose schwierig und unterschiedliche Probleme können eine ähnliche Faltenbildung verursachen. Deshalb empfehle ich immer ein Probemodell anzufertigen und viel auszuprobieren.
![Ärmel verlängern / Ärmel kürzen Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
In vielen Schnittmustern gibt es Hilfslinien um Ärmel zu verlängern oder zu verkürzen , aber aus meiner Sicht macht das keinen Sinn. Die Länge muss dort angepasst werden, wo es notwendig ist und nicht an beliebigen Linien.
Ist die Länge vom Ellenbogen zum Saum zu kurz, dann gebt dort auch die Länge zu. Ihr schneidet den Ärmel einfach im rechten Winkel zur Mittellinie (üblicherweise dem Fadenlauf) auf und schiebt die Teile zusammen oder auseinander.
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![Der Ärmel ist zu weit Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Ist der Ärmel zu weit, dann bilden sich meistens Längsfalten von der Schulter aus. Der Ärmel kann einfach aufgeschnitten und zusammengeschoben werden - achtet aber darauf, dass die Verteilung zwischen vorderem und hinterem Ärmel gleichmäßig ist.
Eine kürze Kugelrundung braucht ein kürzes Armloch, damit der Ärmel weiterhin passt. Wer es weniger genau nimmt, kann auch einfach die Schulternaht etwas überlappen lassen oder - wenn der Ärmel Einhalteweite vorsieht - die Einhalteweite streichen.
![Der Ärmel ist zu eng Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Ist der Ärmel zu eng, dann entstehen quer Zugfalten und es spannt überall. In dem Fall wird dann Weite zugegeben und das Armloch vergrößert.
Wer das Armloch nicht ändern möchte, der kann auch Einhalten oder einen Abnäher einfügen, damit die zusätzliche Länge in der Armrundung immernoch passt.
Wenn ihr den Ärmel an mehreren Linien durchschneidet, dann bleibt die Ärmelrundung schöner erhalten - gerade falls ihr mehrere Zentimeter zugeben oder wegnehmen wollt, wäre das zu empfehlen.
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Sehr einfach, weil es sich auch nur um eine Längenanpassung handelt, kann man Falten korrigieren, die sich aus einer zu langen oder zu kurzen Armkugelhöhe ergeben.
Ist die Armkugel zu lang, dann ist mittig des Armes zu viel Stoff, der Falten wirft (links).
Bei einer zu kurzen Armkugel zieht der Stoff aus der Seite nach oben hoch, weil mittig Länge fehlt rechts).
Hinsichtlich des Armloches gelten die Ausführungen wie oben.
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Schneidet der Ärmel unter der Achsel ein und bilden sich Zugfalten zur Achsel aus dem Ärmel und dem Oberteil (links), dann muss an der Naht, also den Seiten des Ärmels Weite zugegeben werden. Weil die Weite des Ärmels an diesem Punkt bleiben soll und ein Einhalten unter der Achsel unangenehm sein kann, kann man die fehlende Breite gut auf das Oberteil übertragen, aber Achtung: Dadurch ändert sich die Brustweite - wer das nicht möchte, der schneidet das Armloch weiter aus. Das ist im Prinzip das Gegenstück zu dem obigen Beispiel des zu
weiten Armloches.
Bei Zugfalten, die nur oberhalb der Oberarmlinie mittig über die Armkugel liegen und auch auf das Oberteil ausstrahlen, ist die Armkugel zu schmal geraten. Sie wird gleichnäßig erweitert (oben rechts). Wenn ihr unsicher beim Nachzeichnen seid, dann schneidet einfach die Armkugel ab, schneidet sie auf Hälfte des vorderen und des hinteren Ärmels auf und schiebt die Teile gleichmäßig etwas auseinander.
Manchmal ist auch nur eine Seite der Armkugel zu schmal, dann entstehen diese Falten nur auf einer Seite und die Armkugel wird dann entsprechend nur dort etwas verbreitert. Wenn ihr genug Nahtzugabe habt stehen lassen, dann lässt sich das oftmals schon darüber lösen.
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![Körperhaltung - hängende Schulter / Rundrücken Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Die Passform ist auch immer eine Frage der Haltung. Nun haben viele das Problem eines runden Rückens (
hier wurde das Thema 'runder Rücken' schonmal aufgegriffen). Bei einem runden Rücken verändern sich nicht nur die Längenmaße des Rückens, sondern auch die Arme kippen nach vorn.
Die Schulterrundung liegt dann nicht mehr auf dem Schulterpunkt sondern weiter vorn. So entsteht in der hinteren Armkugel ein Hohlraum und im vorderen Ärmel spannt die Rundung. Außerdem ist die hintere Ärmelrundung zu kurz, sodass diese aus dem Hohlraum Falten zieht.
Gleichzeitig ist die vordere Ärmelrundung zu lang und wirft auch Falten.
Nun könnte man einfach den Schulterpunkt verlegen, aber dann ist der Schulterpunkt, also der Dreh- und Angelpunkt unseres Arms, nicht mehr der höchste Punkt und vielleicht sogar nicht mehr im Fadenlauf. Daher machen wir es anders:
In der Mitte sehen wir einen idealen Ärmel - an dem muss man gar nichts ändern, aber man sieht was wir vorhaben, um unseren Schulterpunkt und unsere Weiten sinnvoll zu verschieben: Die Armkugel wird vertikal ungefähr auf halber Höhe abgetrennt und samt Schulterpunkt verschoben. Wichtig ist dabei über den Einsatzpunkten zu bleiben, ansonsten kommt es auf die genaue Lage nicht so sehr an.
Die ganze obere Armkugel wird dann so verschoben, dass der Schulterpunkt auf eure tatsächliche Schulterhöhe passt. Der Ärmel wird dann neu gezeichnet (am besten mit Hilfe eines Kurvenlineals, aber es geht auch ohne recht gut). Und man sieht ganz gut, dass die Armkugelhöhe insgesamt gleich bleibt, aber die Rundungen sich ändern.
![Korrekturvariante mit Polster bei hängenden Schultern Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Besonders bei sehr förmlichen Kleidungsstücken, wie zB Blazern, möchte man eine Fehlhaltung oft nicht noch betonen oder ausformen. Daher kann es sich dort anbieten anders vorzugehen: Dazu wird die Armkugel auch auf der halben Armkugelhöhe, aber dazu am Schulterpunkt eingeschnitten und nach aussen verschoben. So wird die benötigte Länge in der Armkugel geschaffen ohne den Rest des Ärmels zu verändern. Durch Schulterpolsterung kann dann der Ärmel ausgefüllt werden und es wird ein gefälliges Gesamtbild erreicht.
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Nun gibt es häufig auch die Variante, dass nicht der gesamte Ärmel zu eng ist, sondern nur am Oberarm spannt. Natürlich ist es dann genauso wie mit allen anderen Schnittteilen: Sie müssen dort angepasst werden, wo der Körper es braucht. Es stellt sich also zunächst die Frage wo die Oberarme zusätzlichen Platz benötigen. Wir unterscheiden daher zwischen der Mehrweite in der Ärmelmitte oder an der Ärmelnaht.
Braucht man zB aufgrund eines ausgedehnten Fitnessprogramms mehr Weite am Bizeps, dann verbreitert man den Ärmel mittig.
Wollt ihr sowieso nur 2 oder 3 Zentimeter zugeben, dann würde ich euch diese Variante auch empfehlen, denn sie ist schnell, einfach und das Ergebnis insgesamt gefällig.
Der Ärmel wird an der Oberarmlinie durchgeschnitten und der Länge nach von unten nach oben aufgeschnitten - damit die Armkugel in der Länge unverändert bleibt, wird der Ärmel am Schulterpunkt
nicht durchgeschnitten
(1). Die Oberarmlinie wird anschließend um die gewünschte Weite auseinandergezogen
(2). Damit der Ärmel aber weiterhin am Handgelenk passt, werden die Seiten wieder zugedreht - die Teile überlappen dann ein wenig
(3). Die Armkugel wird ingsesamt etwas flacher, aber der Armausschnitt bleibt gleichlang und so passt der Ärmel mit allen Passzeichen weiterhin ohne Probleme in das vorhandene Armloch. Aber Achtung: Wir haben die Ärmellänge verändert - bitte prüft, ob diese noch passt.
Hat man aber sehr füllige Oberarme, die an der Ärmelnaht mehr Weite brauchen (salopp gesagt "Winkearme"), dann empfiehlt sich eine Anpassung eben auch genau dort. Denn wenn ihr oben Weite zugebt, obwohl die unten gebraucht wird, dann verzieht sich der Ärmel und ist unbeqeum. Das Prinzip dieser Änderung unterscheidet sich aber nicht von der anderen Variante.
![Oberarmweite verbreitern / Kräftige Oberarme Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Es wird zunächst aufgeschnitten und dann die benötigte Mehrweite aufgedreht. Bei dieser Variante wird die Armrundung nicht nur etwas flacher, sondern auch leicht verlängert. Das macht auch Sinn, denn der Oberarm wird auch unten im Armloch etwas mehr Weite benötigen. Wie also schon
weiter oben bei der fehlenden Weite in der Achsel wird auch hier das Armloch etwas verlängert. So bleibt die Weite an der benötigten Stelle.
9. Ärmelformen
Ärmel kommen in den unterschiedlichsten Varianten daher.
Zuerst haben wir hier die einfachste Variante, nämlich unterschiedliche Längen.
Durch Aufdrehen des Schnittes erhält man dann zusätzliche Weite - je nach Geschmack wird diese Weite an unterschiedlichen Stellen und in verschiedenen Ausprägungen zugegeben. Manschetten oder Bünchen raffen die Weite wieder zusammen und geben einen blusigen Fall.
Unterteilungen im Ärmel - wie bei den Tulpenärmeln oder mit zusätzlichen Volants - bieten zusätzliche Möglichkeiten zur Gestaltung.
Angeschnittene oder Raglanärmel verändern auch das Oberteil und erreichen eine rundere Schulterform. Raglan ist vor allem bei Sport- und Wanderkleidung beliebt, da keine Nähte auf die Schulter drücken oder die Bewegung stören.
Je nach Ärmelform, Stoffart und persönlichem Geschmack lassen sich alle erdenklichen Ärmel gestalten.
10. Ärmel gestalten und verändern
Aus dem ganz normalen Ärmel lässt sich nahezu jede Ärmelform konstruieren. Durch Aufschneiden, Aufdrehen und Zusammenschieben entstehen neue Ärmelformen. Zu beachten ist dabei eigentlich nur, dass der Fadenlauf noch stimmt und dass der Ärmel am Ende immernoch ins Armloch passt, also sollte die Länge der Armkugel unverändert bleiben oder zumindest in gleicher Länge eingesetzt werden können (zB durch Einhalten, Raffen, Abnäher, Falten, Smoken oder Ähnliches).
![Ärmel aufschneiden Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Die einfachste - und deshalb hier gezeigte - Variante ist es den Ärmel mit dem Fadenlauf in mehrere Teile zuschneiden, aber man kann den Ärmel nach belieben aufschneiden. Vertikal, sternenförmig, nur teilweise, in geschwungenen Linien - es ist ganz davon abhängig welchen Ärmel wir am Ende erreichen wollen. So kann ein weiter Ärmel einfach im Ganzen auseinandergedreht werden, während der schmalere Trompetenärmel erst im unteren Teil aufgefächert werden darf. Das Prinzip ist das Gleiche und wird nur durch unterschiedliche Aufteilung erreicht. Beide Ärmel passen weiterhin in das gleiche Armloch.
Sehr beliebt sind auch die Puffärmel, in ihren verschiedenen Versionen. Damit der Ärmel aber nicht nur gekräuselt wird, braucht der Puffärmel nicht nur mehr Weite, sondern auch etwas Höhe. So springt der Ärmel direkt so puffelig auf, wie man es von ihm erwartet. Je nach Gestaltung entsteht der Puff an anderer Stelle eines kurzen Ärmels mit kleiner Manschette.
![Puffärmel Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
![Tulpenärmel Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Einer der Ärmel, die eine Menge her machen, obwohl sie gar nicht so schwer sind, ist der Tulpenärmel. Man nimmt einfach den Ärmel und malt jeweils die gewünschte 'Blütenblattform' auf und macht ein neues Schnittteil daraus. Die Armrundung bleibt dabei gleich, sodass ihr ganz normal nach Anleitung weiternähen könnt. Denkt dran, dass ihr den 'Blütenblättern' eine Nahtzugabe zugeben müsst und vor dem Einnähen nach Geschmack versäumen müsst.
Ihr könnt auch die beiden Teile an der Ärmelnaht zu einem verbinden. Aber achtet darauf, dass dann möglicherweise der Fadenlauf nicht eingehalten werden kann bzw. ihr die Naht etwas anpassen müsst, damit es passt.
![Flatterärmel Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Der Flatterärmel funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie schon der Puffärmel weiter oben und wird eingeschnitten und dann entsprechend auseinander gezogen, aber dieses Mal nicht mit einer Manschette zusammengerafft.
![Lampionärmel Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Der Lampionärmel wird in zwei Teile geteilt, bevor beide zueinander aufgedreht werden. Achtet darauf beide in gleichem Maße auzudrehen. Je nach Geschmack können sie nur leicht oder auch sehr stark aufgedreht und in kurz oder lang getragen werden.
![Volantärmel Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de]()
Der Volantärmel bleibt ganz unverändert und bekommt nur einen Volant unten angenäht. Der braucht nur die gleiche Länge, wie die untere Naht des Ärmel, zu haben und kann ganz nach Wunsch aufgefächert werden.
Wer es richtig stoffreich mag, könnte eine Art Teller annähen und verschieden lange Volants ergäben eine Art Lagenlook.
Wer es etwas ungewöhnlicher mag, kann den Volant auch aus einem längeren Rechteck machen und Kräuseln und Falten einnähen, damit er an den Ärmel passt.
Schlusswort
Und damit bin ich am Ende angelangt - ich hoffe, dass der Beitrag euch gefallen hat und hier und da ein wenig helfen wird. Wie immer gilt: wenn ihr Fragen oder Ergänzungen habt, dann schreibt das gern in die Kommentare.