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Anleitung: Geflochtene Halskette!

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Schmuck der 40er und 50er Jahre mit Glasperlen

Ich möchte euch heute zeigen, wie ich mir aus Glasperlen eine perfekt zur Bluse passende Halskette mache - das Armband dazu hatte ich hier schon gezeigt.

Du brauchst dafür:
    • verschiedenfarbige Perlen (grundsätzlich nach Geschmack, aber sie sollten nicht zu groß sein - ich habe Rocailles in 2mm verwendet),
    • Schmuckdraht (hier 0,8mm Durchmesser)
    • Karabiner (oder anderen Verschluss)
    • Sprengringe (oder Kette)
    • Perlenkappen
    • transparenter Nylonfaden
    • Kneif- und Rundzange
    • Perlnadel
    • Schere

    Zunächst werden 4 Stränge benötigt - diese sollten jeweils doppelt zu lang sein wie die gewünschte Kettenlänge. Durch das Flechten geht zwar ein wenig Strecke verloren, aber die wird durch die Verschlüsse nachgeholt.

    Es werden also mit Hilde der Perlennadel die Perlen auf den Nylonfaden gefädelt und im Anschluss werden die Fadenenden mehrfach verknotet. Die Enden solltest Du nicht so kurz schneiden wie ich und lieber nochmal durch die Perlenfädeln, damit sie darunter verschwinden.

    Knipse zwei ca. 3cm langes Stück Schmuckdraht ab und forme mit der Rundzange eine kleine Schlaufe am Anfang jeden Stückes. In eine Schlaufe werden die Anfänge der Stränge gelegt.

    Schmuck selbst machen: Geflochtene Halskette oder Armband | Beswingtes Allerlei

    Dann kann es auch schon an das Flechten gehen. Ich wollte keine platte Kette und habe daher rundgeflochten. Und das funktioniert so: 
    Schmuck selbst machen: Geflochtene Halskette

    (5) entspricht von der Lage der Stränge (1) und dann geht es wieder von vorn los.

    Am Ende der Verflechtung werden die Stränge in die Schlaufe des zweiten Schmuckdrahtstückes gelegt.

    Schmuck selbst machen: Geflochtene Halskette oder Armband | Beswingtes Allerlei

    Schiebe nun die Perlenkappe auf den Draht auf..

    Schmuck selbst machen: Geflochtene Halskette oder Armband | Beswingtes Allerlei

    ..und forme dicht daran eine weitere Schlaufe, sodass die Perlenkappe fixiert wird.

    Schmuck selbst machen: Geflochtene Halskette oder Armband | Beswingtes Allerlei

    Mit Sprengringen und einem etwas größeren Ring (geformt aus dem Schmuckdraht) wird eine kleine Verlängerungskette gefertigt..

    Schmuck selbst machen: Geflochtene Halskette oder Armband | Beswingtes Allerlei

    ..und auf der anderen Seite der Karabiner befestigt.

    Schmuck selbst machen: Geflochtene Halskette oder Armband | Beswingtes Allerlei

    Und dann ist die Kette auch schon fertig. Sicherlich kann man manches eleganter lösen, aber als Spielerei und um passende Schmucksets anzufertigen, finde ich es eine schöne Variante und ein bisschen stolz, dass ich es ganz gut hinbekommen habe, bin ich auch.

    Die Anleitung zu den Knotenohrringe folgt dann in Kürze.
    [verlinkt beim Creadienstag]

    Anleitung: Knotenohrringe!

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    Knoten aus Glasperlen auf Ohrclips selbst machen

    Nachdem ich ja selbst keine Anleitung für Knotenohrringe gefunden habe, habe ich es einfach selbst versucht und war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Daher möchte ich Dir kurz zeigen wie ich es gemacht habe.

    Du brauchst dafür:
    • verschiedenfarbige Perlen (grundsätzlich nach Geschmack, aber sie sollten nicht zu groß sein - ich habe Rocailles in 3mm verwendet),
    • biegsamer Schmuckdraht (hier 0,3mm Durchmesser)
    • Ohrclips
    • transparenter Nylonfaden
    • Kneifzange
    • Nadel
    • Schere 

    Im Gegensatz zum Armband oder zur Halskette, die sich geschmeidig legen sollen, brauchen die Knoten etwas Stand und Festigkeit, daher wird hier Draht statt Faden verwendet.

    Zunächst werden zwei gleichlange Stücke des Schmuckdrahtes zugeschnitten, in der Mitte geknickt und verzwirbelt, sodass vier gleiche Stränge entstehen. Auf die werden die Perlen aufgefädelt. Meine Stränge waren 12cm lang und wurden zu 8cm mit Perlen bestückt, aber das kommt ein bisschen darauf an wie groß die Perlen sind und wie groß der Knoten werden soll. Ich würde Dir empfehlen lieber ein paar Perlen zuviel aufzufädeln.

    Anleitung: Knotenohrringe, wie man sie in den 50er Jahren trug

    Die vier Stränge werden möglichst glatt nebeneinander gelegt und dann wie ein Strang behandelt. Falls ihr verschiedenfarbige Stränge habt, achtet auch darauf, dass die einzelnen Stränge jeweils an ihrem Platz bleiben, dann sieht es am Ende schöner aus.

    Und dann wird auch schon geknotet, also zunächst eine Schlaufe bilden..

    Anleitung: Knotenohrringe, wie man sie in den 50er Jahren trug

    ..und die offenen Enden durchziehen.

    Anleitung: Knotenohrringe, wie man sie in den 50er Jahren trug

    Nun werden die Enden auf der Unterseite zusammengeführt..

    Anleitung: Knotenohrringe, wie man sie in den 50er Jahren trug

    ..und die einzelnen Perlenstränge gleichmäßig festgezogen, zurechtgerückt und sortiert. Falls Deine Stränge zu lang geraten sind, kannst Du einfach die überschüssigen Perlen an den offenen Enden wegnehmen.

    Anleitung: Knotenohrringe, wie man sie in den 50er Jahren trug

    Der Knoten kann an den Ohrclip geklebt oder mit einem transparenten Faden festgenäht werden - je nachdem welche Methode sich für Deinen Ohrring besser eignet.

    Die Auswahl des richigen Materials war eigentlich das Schwierigste und die fummelige Arbeit mit den Perlen etwas gewöhnungsbedürftig, aber es lohnt sich und Passendes zu bestehenden Schmuckstücken ist schnell gemacht. Ansonsten sind die Ohrringe aber gar nicht schwer, also warum nicht mal versuchen?

    Fertig: Hosenrock!

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    Obwohl ich schon mehrmals einen Anlauf gestartet hatte, habe ich bislang noch keine vorzeigbare Hose genäht - irgendwie war die Hose mir zu komplex. Welche Anpassungen ich da brauche? Keine Ahnung und ehrlich gesagt auch kein echter Ansatzpunkt für Änderungen. Das sollte sich nun aber endlich ändern - auch gestärkt durch immer mehr Wissen zu Schnitten und Passform habe ich mich also wieder an eine Hose gemacht.. genauer gesagt an einen Hosenrock. Röcke habe ich schon ein paar genäht, also ist quasi die Hälfte schon geschafft.. oder so ähnlich..

    Hosenrock mit hohem Bund Burda #120 05/2014, Simplicity 7708/1093
    Ich habe einen Schnitt von Burda (Modell 120 aus 05/2014) verwendet, den ich im Heft - um es mal sehr nett zu sagen - merkwürdig fand. Was sollen diese riesigen Falten? Und wieso bindet man sich eine Kordel um die Hüfte? Aber die Schnittführung war wie gewünscht: einfach und auf Taille geschnitten. Gewünscht war eine einfache ausgestellte Shorts wie sie auch in den 40er Jahren gern getragen wurden. Die Silhouette war klar und so wurden die Details vernachlässigt - um genau zu sein vernachlässigte ich den Verschluss, die Abnäher, die Taschen und die Falten. 

    Ich vergrößerte zunächst den Schnitt auf eine Größe 46, dann nähte ich ein Probemodell und es saß wirklich furchtbar. Also änderte ich vorn und hinten die Leibhöhe und rationalisierte die vorderen Falten weg. Ich passte für das Hohlkreuz die hintere Mitte an und bei der Gelegenheit schloss ich die hinteren Abnäher, indem ich die Weite nach unten hin zugab. Das Gleiche machte ich mit den vorderen Abnäher, die entstanden waren nachdem ich die Falten geschlossen hatte. Die Seitennähte habe ich etwas angeglichen, da diese durch das Schließen der Abnäher sehr steil geworden waren und den Bund habe ich etwas verschmälert.

    Den Verschluss legte ich in die hintere Mitte und nutzte einen Nahtreißer, damit das nicht so auffällt. Leider konnte ich es nicht mehr fotografieren, weil nach den ersten paar Bildern das Telefon läutete und ich los musste, aber das reiche ich nach.

    Hosenrock mit hohem Bund Burda #120 05/2014, Simplicity 7708/1093

    Da der Abnäher am Po etwas breiter war, ist nun das hintere Hosenteil etwas weiter und bei der nächsten Hose werde ich das vordere Hosenteil etwas mehr ausklappen, damit es ebenfalls weiter fällt. Ansonsten werde ich dem vorderen Hosenteil vielleicht doch noch ein paar Falten (aber viel schmaler als von Burda vorgesehen!) spendieren, damit es am Bauch etwas weniger eng wirkt.
    Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis bin!

    Auch wegen des dankbaren Stoffes ist der Hosenrock sehr gut gelungen - ein Reststück von karstadt für ein paar Groschen aus Viskose und Plastik. Fast erinnert der Stoff ein wenig an Arbeitskleidung, aber ist doch um einiges weicher.

    Das Oberteil nach Simplicity 7708/1093 habe ich schon vor einiger Zeit genäht und obwohl es von der Passform wirklich sehr einfach ist und der Stoff mir auch immernoch zu grell ist, trage ich es oft und gern - es ist so bequem und luftig leicht. Ich überlege sogar nochmal eins zu nähen..

    Hosenrock mit hohem Bund Burda #120 05/2014, Simplicity 7708/1093

    Auch der Hosenrock soll nur der Erste einer Reihe sein - mindestens ein knieumspielendes Exemplar für den Alltag und ein weiteres kurzes mit passender Bluse, damit ich im Sommer auch schick zur Eisdiele radeln kann, sind geplant. Ich werde also die oben genannten Kleinigkeiten noch ändern und dann kann es losgehen - oder meint ihr nicht? Wie findet ihr mein Modell? Habt ihr Verbesserungsvorschläge oder Tipps zu Hosen?
    [verlinkt beim MeMadeMittwoch]

    Auf den Leib geschneidert (von der Notwendigkeit von Schnittanpassungen)

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    Wenn wir selbst nähen, dann erwarten wir fast selbstverständlich ein Kleidungsstück, das uns ja nunmal auf den Leib geschneidert wurde - stattdessen bekommen wir oft ein Stück, das genauso wenig passt wie die Kleidung von der Stange oder - noch schlimmer - gar nicht passt. Hier zu eng, dort zu weit, hinten zu kurz und was sollen eigentlich diese Falten da?

    Was nur irgendwie angepasst wird, das sitzt halt auch nur irgendwie, daher möchte ich euch heute mal ein wenig zu der Notwendigkeit von Schnittanpassungen erzählen. Um möglicherweise falsche Hoffnungen gar nicht aufkommen zu lassen sei gleich gesagt, dass es in diesem Beitrag nicht um die Schnittanpassung an sich geht, sondern er soll zeigen, warum es so wichtig ist sich mit solchen Anpassungen auseinander zu setzen.


    Schnittanpassung hat viel mit dem Erkennen von Ursachen zutun. Das braucht Zeit und Erfahrung, aber ist natürlich auch für Anfänger ein wichtiges Thema - denn was nutzt das Selbernähen, wenn es am Ende genauso schlecht sitzt wie von der Stange?
    1. Wieso passt es nicht, obwohl die Maße stimmen?
    2. Balance im Kleidungsstück?
    3. Das richtige Maß finden
    4. Muss ich denn wirklich jeden Schnitt anpassen?
    5. Wie erkenne ich Passformmängel?
    6. Was sind die Grenzen der Schnittanpassung?
    7. Die Notwendigkeit von Schnittanpassungen am Beispiel
    8. Was nutzt denn so ein Abnäher?



    1. Wieso passt es nicht, obwohl die Maße stimmen?


    Unseren Körper auszumessen ist unverzichtbar, dennoch sind Maße allein keine Garantie für ein passendes Kleidungsstück. Leider ist es nicht immer so einfach Passformmängel vor dem Nähen zu erahnen oder zu messen. Die Maße können stimmen, aber trotzdem falsche Proportionen haben. Denn das Maß bestimmt nur, wie lang der Weg zwischen zwei Punkte ist - nicht was dazwischen passiert.

    Es ist schließlich auch ein Unterschied ob wir eine 5km lange Strecke auf dem geraden Hamburger Deich oder in den bergigen Alpen mit dem Rad fahren.

    Nehmen wir dieses Beispiel von zwei gleichlangen Kleid. Während die Länge links gut verteilt ist, sitzt es rechts gar nicht - im Hohlkreuz staucht der Stoff (1) und gleichzeitig wird der Saum durch mehr Länge über den runden Po hinten hochgezogen (2). Die Länge an sich stimmt, aber die Verteilung ist so ungünstig, dass es dennoch nicht passt. Würde man nun die Länge aus dem Oberteil wegnehmen und sie am Po wieder hinzufügen, dann würde es wieder passen.

    Dabei ist es aber nicht allein die Länge, die für ein unstimmiges Ergebnis sorgt, sondern auch die Balance, denn durch die fehlende Länge der Saum hochgezogen und der nimmt die Seitennaht mit, sodass auch das vordere Rockteil nach hinten gezogen wird. Dadurch wird die Balance im ganzen Rock gestört.

    Nun könnte man dieses und ähnliche Probleme teilweise auch vorab lösen, wenn man genauer Maß nimmt, also statt die Länge des gesamten Kleides zu messen, würde man zB die hintere Rückenlänge messen - viele Hinweise über Maße und das richtige Maß nehmen, habe ich euch schonmal in der Woche nach Maß vorgestellt.


    2. Balance im Kleidungsstück


    ..oder warum auch ein passender Rock hochkrabbelt

    Für den stimmmigen Gesamteindruck eines Kleidungsstückes, zB eines Rockes, müssen der Saum und die Seitennähte gerade sein. Da wir zumeist mit beiden Beinen fest im Leben stehen und das Auge sich daher auch an der Umgebung orientiert, ist es nicht so wichtig, dass der Rocksaum parallel zur Taille ist, sondern vielmehr zum Boden, denn damit vergleicht unser Auge. Entscheidend ist also nicht, dass alle Rockteile von der Taille aus gleich lang sind, sondern vielmehr, dass der Rock an die Trägerin angepasst wird und somit der Saum parallel zum Boden verläuft.

    Ihr kennt das vielleicht, dass ein Rock beim ersten Anziehen vor dem Spiegel noch sehr schön sitzt, aber nach den wenigen Schritten hängt er plötzlich schief und wirft merkwürdige Falten, er verwirrt sich in den Beinen und krabbelt hoch.

    Die Wenigsten von uns haben eine waagerechte Taille, sondern aufgrund von Haltung und Körperbau ist unsere Taille geneigt. Schnittmuster berücksichtigen eine leichte Neigung bereits (deshalb sind Röcke am Bund schon leicht rundlich), aber je nachdem wie ausgeprägt sie ist, desto mehr kommen sie trotzdem aus der Balance.


    Um die Balance wieder herzustellen, solltet ihr zuerst prüfen, ob der Rock genug Weite an den Hüften hat, denn das "Hochkrabbeln" des Rockes kann auch daran liegen, dass der Stoff sich hochschiebt, wenn er zu eng sitzt.
    Nachdem ihr das ausgeschlossen habt, ist die Seitennaht ein guter Hinweis für den richtigen Sitz. Richtet die Seitennaht senkrecht aus und legt ein Gummiband um die Taille um zu schauen, wo Länge weggenommen oder zugegeben werden muss.

    Um zukünftige Projekte gleich richtig anzufertigen wird die Strecke vom Boden aus gemessen:


    Ist also dann zB die hintere Mitte vom Boden bis zur Taille 5cm länger als die vordere Mitte, dann müssen die Rockteile entsprechend angepasst werden. Dies geschieht unter Berücksichtigung der Maße der linken und rechten Seite gleichmäßig über die gesamte Bundlänge verteilt. Einen wunderbaren Beitrag samt Beispiel dazu hat Julia von Sewing Galaxy vor einiger Zeit veröffentlicht.
    Der Betrachter wird schließlich am Körper, in der Bewegung und mit einem gerade Saum nicht erkennen können, dass die Taille geneigt ist oder der Rock über einen runden Po mehr Länge braucht.
    Der Rock wird also von oben angepasst, aber von unten gemessen.


    3. Das richtige Maß finden


    Und wo wir gerade über das Messen von Röcken reden, möchte ich euch noch auf einen häufigen Messfehler, der gerade bei engen Röcken entscheidend sein kann, hinweisen.

    Röcke werden anhand des Hüftmaßes, also der breitesten Stelle der Hüfte ausgewählt. Gerade für Frauen mit einem Bäuchlein stellt das manchmal keine einfache Messung dar, denn es gibt mehrere Stellen, die etwas ausgepräger sind. Am Bauch, am Po, an der Hüftkurve - oft sind diese Maße relativ eng beieinander. Im Beispiel sieht man wie eng zwei Maße aneinander sind (1) - wir wählen natürlich pflichtbewusst das größere Maß und suchen danach den Schnitt aus.

    Der Schnitt ist aber gar nicht für ein Bäuchlein ausgelegt und obwohl er an der gemessenen Stelle ideal passen würde (2), muss das Bäuchlein halt auch mit rein in den Rock.


    Das Ergebnis könnt ihr euch vielleicht schon denken, denn der Rock ist plötzlich an dieser Stelle zu eng, verzieht sich und erzeugt Zugfalten (3). Um das korrekte Maß zu ermitteln müssen wir unsere Kurven also zu einem Maß zusammenfassen. Theoretisch geht das, indem man ein Lineal oder Ähnliches am Bauch senkrecht entlangführt und dann so das neue Maß ermittelt (4). Praktisch sind da Probemodelle hilfreich, die genug Nahtzugabe stehen lassen um noch ein paar cm auszulassen. Falls der Rock durch die benötigte Mehrweite dann an der Taille zu weit wird, ist die Weite mit Abnähern wegzunehmen.
    Der Rock wird nach der breitesten Stelle ausgewählt und dann verschmälert.

    Wer auf die Idee kommt eine Bauchanpassung, also quasi eine FBA für das Bäuchlein zu machen, könnte natürlich den Platz vergleichbar schaffen, aber man möchte ja eigentlich ungern das Bäuchlein so ausformen wie zB die Brust. Daher wird der Rock wohl eher gerade herunterfallen und dann braucht man die gesamte Weite wie oben beschrieben.


    4. Muss ich denn wirklich jeden Schnitt anpassen?


    Das lässt sich kaum genau sagen - das kommt ganz darauf an wie ausgeprägt die Abweichungen des eigenen Körpers von den Maßen des Schnittmusters sind, wie gut der einzelne Schnitt sitzt, wie wichtig die genaue Passform bei dem Kleidungsstück ist und wie der Stoff sich verhält. Eine körpernahe Bluse aus Webware muss natürlich genauer angepasst sein als ein loses Shirt aus Jersey. Grundsätzlich passt aber alles besser, wenn es genau angepasst wurde.

    Die wenigsten von uns erfüllen genau das Maß eines jeden Schnittmusters. Tatsächlich gibt es keine Standardmaße - weder bei den Schnittmuster noch bei der Konfektionsware. So etwas wie eine Kaufgröße gibt es daher auch nicht. Dass ein Schnitt also auf Anhieb gut sitzt ist zumeist eher Zufall.

    Ein Kleidungsstück sitzt immer dann sehr gut, wenn es in Balance ist und der Fall, also der Fadenlauf, zum Körper passt. Die einzelnen Fäden eines Gewebes sollten also stets den Formen des Körpers folgen - besonders gut erkennt man das bei Streifen- oder Karostoffen.


    Bei dem Modell oben rechts zB sieht man ganz wunderbar, wie unterhalb der Brust (und auch an der Seitennaht) Weite weggenommen wird.
    An dem Modell unten links werden die Weiten durch Einhalten bzw. Falten weggenommen, aber viel spannender ist wie schön gerade der Saum liegt - die Länge ist sehr gut an die Dame, an ihre Figur angepasst.


    5. Wie erkenne ich Passformmängel?


    Nun verarbeiten wir ja nicht immer Streifen- und Karostoffe, aber Passformmängel kann man eigentlich recht gut erkennen - es sitzt halt nicht. Zumeist trägt es sich unangenehm und vor allem ein kritischer Blick in den Spiegel zeigt schnell verräterische Falten, aufgeplusterten Stoff oder schiefe (Seiten-)Nähte und Säume. Noch ein wenig einfacher wird es, wenn ihr auch andere markante Stellen wie die vordere und hintere Mitte und die Brust sowie Taille kennzeichnet und ihren Verlauf am Körper prüft.

    Achtung: Beurteilen solltet ihr euer Modell übrigens immer erst nachdem ihr einige Schritte gegangen seid und euch ein wenig bewegt habt, denn ein zu enger Rock zB schiebt sich bei der Bewegung hoch und nicht beim Stillstehen vor dem Spiegel.

    Einfacher ist es aber zu überlegen, ob man in der Vergangenheit oft wiederkehrende Probleme hatte. Mädchen mit viel Brust haben wahrscheinlich keine gute sitzende Bluse im Schrank, an Mädchen mit breiten Hüften schlabbern die Hosen immer in der Taille und Mädchen mit schmalen Schultern ist alles irgendwie zu weit obenrum.. Wir können nicht immer sofort benennen, was die Ursache ist, aber das Symptom kennen wir meistens schon.


    6. Was sind die Grenzen der Schnittanpassung?


    Damit kommen wir auch gleich mal zu den Grenzen der Schnittanpassung und eine davon ergibt sich schon ganz logisch - wir passen natürlich keine asymmetrischen, unvorteilhaften oder ungeliebten Stellen an. Es liegt an uns ein Bäuchlein verschwinden zu lassen und nicht ausgerechnet noch zu betonen. Auch zB schiefe Hüften passen wir nicht bis zum Letzten an, sondern finden ein Mittel zwischen Passformgenauigkeit und einer gefälligen Betrachtung. Und das Verhältnis zwischen Anpassungsaufwand und Verbesserung sollte natürlich stimmen - kleinere Abweichungen können auch hingenommen oder durch ein bisschen Schummeln korrigiert werden.

    Manche Formen und Gestaltungen bringen auch gewisse Faltenbildung schlichtweg mit sich. zB verursacht ein angeschnittener Ärmel immer Falten in der Achsel, wo der Stoff sich zusammenschiebt. Ist das Modell ansonsten gut angepasst, dann ergibt sich trotz der Falten ein gefälliges Bild (wie rechts zu sehen) - kommt ein solcher Faltenwurf mit einer schlechter Passform zusammen, dann wirkt es knautschig und unpassend.

    Bei aller Anpassung sollten wir auch nicht vergessen, dass unsere Kleidung bequem, beweglich und für echte Menschen tragbar bleiben muss. Wir sind keine Schaufensterpuppen und bewegen uns - laufen, rennen, sitzen, spielen, drehen, tanzen, all das muss unsere Kleidung mitmachen können. Daher sollte man nicht nach einem perfekten Kleidungsstück streben - Falten in Bewegung oder Bequemlichkeitszugaben gehören dazu.



    7. Die Notwendigkeit von Schnittanpassungen am Beispiel


    Da es ein schön anschauliches Beispiel ist und ich ja nunmal eine gewisse Affinität zu dem Thema habe, möchte ich das mal an der Anpassung für die große Brust (Full Bust Adjustment) demonstrieren. Es gibt recht eindeutige Zeichen, die auf eine fehlende Anpassung an der großen Brust hinweisen, aber man muss sie auch erkennen. Das ist manchmal gar nicht so einfach (auch weil unter Umständen eine Kombination aus anderen Normabweichungen ein ähnliches Bild verursacht), aber vielleicht erleichtert manchen dieser Beitrag ja auch die Ursachenforschung.

    Ich habe mal ein ganz einfaches Schnittmuster ohne Abnäher und ohne eingesetzte Ärmel in der passenden Oberweitengröße zugschnitten, wichtige Punkte wie vordere Mitte und Taille markiert und der Puppe übergeworfen.


    Das ist was euer Stoff ohne das Rückenteil tun würde - er folgt im Prinzip der Brust, die nicht nur den höchsten Punkt beschreibt, sondern über die der Stoff auch den längsten Weg braucht, sodass der Saum rundlich fällt und die Seitennaht vom Stoff in der Mitte hoch gezogen wird

    Das ist übrigens das, was (wie oben beschrieben) auch bei Röcken passiert - wenn statt der Brust ein großer Po mehr Länge braucht, dann wird der Saum am unteren Rand ähnlich hochziehen.

    Nun zwingen wir aber unser Oberteil durch die Seitennähte zu einem anderen Verlauf und erhalten ein anderes Bild:

     

    Um das mal näher zu beschreiben habe ich das nochmal in Großaufnahme und die markanten Stelle durch Nummern gekennzeichnet:


    Wir sehen vom Armloch kommend eine Falte im Stoff, der zum Brustpunkt läuft (1). Es handelt sich um eine Beugefalten, denn Stoff wird (durch das Abknicken) zusammengeschoben. Man könnte meinen, dass es sich anbietet einfach einen Abnäher einzufügen, allerdings würden wir dadurch das Armloch und die gesamte Länge des Oberteils massiv verkürzen, weshalb das nicht zu empfehlen ist (Näheres dazu hier nochmal).

    Stattdessen kann man die Beugefalte besser dadurch beheben, dass mehr Raum gegeben wird. (Ich kann euch verraten, dass die Lage ziemlich genau dem Punkt entspricht, bei dem wir bei einer Full Bust Adjustment vom Ärmel aus Platz zur Brust dazugeben.) Dadurch hat der Stoff genug Platz um trotz Rundung am Körper glatt zu liegen.

    Weiter unten sehen wir Falten, die sich von der Seitennaht hoch zur Brust ziehen (2). Anders als bei der Falte im Armloch haben wir hier Zugfalten. Zugfalten zeigen zu den Punkten an oder zwischen denen der Zug ausgeübt wird und je gerader und tiefer die Falten desto stärker ist der Zug. Hier ist der Zug noch nicht besonders stark, aber führt vom Brustpunkt eindeutig zur Stecknadel in der Seitennaht (auf dem Bild weiter oben schräg von vorn ist es noch deutlicher zu sehen).

    Durch die Hebung (3) kann man gleichzeitig die Zugfalten erklären, denn der Weg über die große Brust ist länger als im Schnitt vorgesehen. Die Länge, die die größere Brust braucht, fehlt am Saum - der zieht nach oben. Solange das Schnittteil lose war, folgte der Stoff einfach dem Fall über die Brust. Durch die Seitennaht zwingen wir aber den Stoff in die gewünschte Form. Nun muss der Saum (bzw. die waagerechten Fäden im Gewebe) den Bogen mitgehen. Dazu wiederum bräuchte er mehr Weg als in der Waagerechten und da er diesen nicht bekommt, bildet sich die Spannung, die Zugfalten entstehen lässt.

    Durch eine entsprechende Anpassung beheben wir all diese Fehler. Wir geben mehr Raum über die Brust, sodass der Stoff wieder genug Platz hat und die Beugefalte verschwindet, geben mehr Weite, weil die größere Brust mehr Umfang bedeutet (nehmen diese durch Abnäher in der Taillennaht wieder weg), und fügen Länge genau über die Brust hinzu (nehmen diese durch den Abnäher in der Seitennaht wieder weg).

    Es ist ein sehr gutes Beispiel für eine gelungene Schnittanpassung. Zudem kann man auch gut erkennen, dass es bei einem schiefen Saum (egal ob Oberteil oder auch Rock) nicht so empfehlen ist, einfach den Saum zu korrigieren und unten gerade abzuschneiden, denn das behebt die Zugfalten und die fehlende Balance im Kleidungsstück nicht.


    8. Was nutzt denn so ein Abnäher?


    Ein paar Worte möchte ich nun noch zum Abnäher selbst verlieren - ich habe dem Oberteil keine komplette Anpassung verpasst, da es nur zur Verdeutlichung dient, aber ich habe mal einen Abnäher (nämlich den Keil von (1)) lose abgesteckt, um euch zu zeigen welchen Effekt ein einfacher Abnäher haben kann:


    Links seht ihr wieder das Oberteil, wie es eigentlich gern an der Figur fallen möchte. Durch den Abnäher habe ich diesen Fall umgelenkt und erhalte (ohne weitere Fixierung!) eine wunderbar senkrechte Seitennaht - genau das ist es, was Abnäher für uns tun können.

    (Um das nochmal klar zu sagen: Dies ist nur zur Verdeutlichung - ein solcher Abnäher würde tatsächlich nicht taugen, denn zum einen verkürzt er das Armloch, aber auch die Länge des gesamten Vorderteils, und zum anderen ist weiterhin an der Taille und an der Schulter das ganze Oberteil zu weit - eine große Brust braucht Platz genau dort, nämlich an der Brust. Näheres dazu findet ihr im Beitrag zur FBA, den ich allen Mädchen mit einer großen Brust ans Herz legen möchte.)


    Schlusswort


    Ich hoffe ist es nun ersichtlich(er) warum eine gezielte und eigene Anpassung so wichtig ist - Abweichungen, Falten und Balancen sollten behoben werden, damit das fertige Kleidungsstück wirklich auf den Leib geschneidert ist und viel Freude bereitet. Falls ihr Fragen oder Ergänzungen habt, immer her damit.

    Fertig: Bluse mit Puffärmeln und Obst!

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    Jedes Jahr gibt es so einen Monat bei mir, da blogge ich wenig bis gar nicht. Das kommt meistens nicht geplant, sondern passiert einfach. Und nun soll das wieder vorbei sein und daher präsentiere ich euch voller Stolz meine neue Bluse:


    Der Stoff ist ein Souvenir aus dem Münchner Karstadt am Hauptbahnhof und von Yuwa Fabrics aus deren 30's Collection. Es ist eine weiche Baumwollwebware und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass der Stoff wirklich zauberhaft ist. Kirschen und Erdbeeren auf hellem Grund mit leichtem Muster und dazu Johannisbeeren und hellblaue Blüten. Ein wunderbares Bouquet!


    Dazu passend wollte ich einen Schnitt, der ein wenig verspielt ist, aber dem Muster genug Raum lässt und so griff ich auf Altbekanntes zurück und nähte Simplicity 7708/1093 [hier hatte ich diese Version schonmal genäht]. Mit ihren Raffungen und den Puffärmeln ist sie genau so verspielt wie ich es haben wollte und hat genug Platz für das Muster.


    Änderungen habe ich keine gemacht, obwohl ich beim nächsten Mal den Rücken ein wenig kürzen werde, der ist etwas lang geraten, was sich bei der festeren Baumwolle etwas mehr bemerkbar macht als bei der luftigen Viskose.


    Übrigens hatte ich beim Kauf in München eine wirklich charmante Begegnung, denn da stand plötzlich eine Frau neben mir und stellte erst fest: "Sie haben doch einen Blog!" und dann noch "Es gibt Sie ja wirklich." Also wer bislang Zweifel hatte: Es gibt mich wirklich.

    Ich war zugegebenermaßen erstmal ein wenig vor den Kopf gestoßen, aber einen kleinen Plausch später ist mir diese flüchtige Bekanntschaft äußerst positiv im Gedächtnis geblieben. Liebe Frau von Tom, ich habe leider den Namen vergessen (oder vor Aufregung gar nicht ganz verstanden), es war mir eine große Freude und ich hoffe die Bluse gefällt!


    Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis - auch weil es perfekt zum smaragdgrünen Bahnenrock passt und mir da sowieso noch Oberteile fehlten.

    Über meinen Ausflug nach München werde ich noch genauer berichten, aber erstmal werde ich meine neue Bluse zur Arbeit ausführen und auf schönes Wetter hoffen, denn dafür bin ich doch perfekt angezogen oder was meint ihr?
    [verlinkt beim MeMadeMittwoch]

    Vom gelungenen Probeteil und mürben Stoff!

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    Eigentlich wollte ich euch morgen eine Bluse vorführen, aber daraus wird nun nichts mehr.

    Vor wenigen Tagen kaufte ich im Netz eine alte Gardine sehr günstig auf. Ein Druck aus den 50er/60er Jahren und für einen Euro konnte ich daran nicht vorbeigehen. Das Muster ist für eine Bluse schon etwas ungewöhnlich und leider roch der Stoff bei Erhalt auch muffig, daher habe ihn für ein besseres Probeteil verwendet - wenn es gelingen würde, wäre es tragbar, aber wenn nicht, wäre es nicht so tragisch.

    Und die Bluse - bei meinem Ausflug nach München nach dem Schnitt von M.Müller & Sohn erstellt - gelang mit wenigen Änderungen. Es blieb der muffige Geruch und so entschied ich die Bluse vorab nochmal zu waschen und das.. naja.. überlebte der Stoff nicht mehr..

     

    Es war schon ziemlich schwer aus der Gardine gleichmäßig ausgebleichte Stoffstücke herauszufiltern und gelang auch nicht ganz wie man am rechten Ärmel erkennt. Eigentlich war der Stoff mal sehr viel farbintensiver gewesen (wie man an einem umgeschlagenen Stück sehen konnte), aber die jahrelange Sonneneinstrahlung bleicht den Stoff aus und macht ihn halt auch mürbe. Das nasse Schleudern in der Maschine hat dem Stoff dann den Rest gegeben. 

    Schade, ich hätte euch die Bluse gern wenigstens mal gezeigt, aber ich bin auch nicht zu traurig und immerhin froh, dass der Schnitt so gut sitzt. 

    Dann mache ich mich mal an die nächste Bluse - achja, der muffige Geruch ist übrigens immerhin rausgegangen!

    Die Liebe zum Detail!

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    Vielleicht geht es euch auch so, dass ihr das Gefühl habt andere seien viel produktiver und schneller. Im Netz wird scheinbar mit einer wahnwitzigen Geschwindigkeit genäht - die Teile 'hüpfen' nur so von der Maschine. Manchmal ist es schwer sich diesem Druck zu widersetzen und sich nicht zu fragen, ob man etwas mehr auf's Pedal treten sollte. Es sind aber die Details, die soviel Zeit brauchen. Es sind aber auch die Details, die so besonders Freude machen. Details, die vielleicht niemand außer mir sieht und die nicht notwendig wären, sondern einfach nur charmant.

    Um zumindest einem Detail mal etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, möchte ich euch die stoffbezogenen Schulterpolster der Frühlingsbluse nicht vorenthalten:


    Bei der Beerenbluse habe ich mir die Mühe aus Zeitgründen nicht gemacht und mich gestern beim Aufhängen der Wäsche über meine eigene Eile geärgert. Also in Zukunft lieber wieder mehr Zeit zum Details und sich nicht hetzen lassen.

    Der Zauber steckt im Detail!

    [verlinkt beim Creadienstag]

    Fertig: Kleid mit Zackenlitze.. viel Zackenlitze!

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    Heute möchte ich euch ein Kleid präsentieren, das mich bereits eine Weile verfolgt: Als ich in 2012 mit dem Nähen begann, postete Colette Patterns einen kleinen Beitragüber Zackenlitze als schmückendes Detail. Teil dieses Beitrages war ein wunderbares, blaues Kleid aus den 50er Jahren, das ich auf Anhieb haben wollte, aber ich stand ja erst am Anfang mit dem Nähen und so verlief es sich im Sande. Ein gutes Jahr später postete Erika ihre Version dieses Kleides und wieder wollte ich es auch haben, aber wieder verlief es sich im Sande.

    Dann fand ich das Kleid vor einigen Wochen bei pinterest wieder und an der Faszination hat sich nichts geändert - ich wollte es wirklich haben! Und welch glückliche Fügung, dass ich auch einen hellblauen Stoff hier liegen hatte, der genau dafür reichen würde..


    Doch bevor es losging brauchte ich ja erstmal passende Zackenlitze. Die Suche vor Ort war leider vergeblich, also musste ich im Netz schauen. Gar nicht so einfach, wenn man die Litze gleich meterweise braucht. Ich schrieb also mehrere Händler an, die hellblaue Zackenlitze im Angebot hatten, und entschied mich schließlich für 25m baumwollene Litze. Die würde zwar nicht reichen, um das Kleid in so engen Streifen zu schmücken wie das Original, aber war die längste verfügbare Zackenlitze und erschien farblich und von der Breite gut zu passen. Und sie passt wirklich so exakt zu meinen Vorstellungen und dem Kleiderstoff, dass es kaum zu glauben ist.


    Aber wie kommt die Zackenlitze nun ans Kleid? Einen Moment lang fürchtete ich, dass ich das gesamte Schnittmuster zerhackstückeln müsste, aber das geht auch einfacher: Man sieht auf den Bildern des Originals, dass das Oberteil Teilungsnähte hat - würde es komplett aus Streifen bestehen, würde das keinen Sinn machen, weil man die Passform dann über die Streifen schaffen könnte. Ich vermutete also, dass die Nähte in Wahrheit nur Nahtbiesen sind, die nach inne liegen, und genauso nähte ich auch.

    Durch die Biesen (im Schnitt ca. 2mm breit, also 4mm Längenverlust pro Biese) hat sich die Länge nur wenig geändert, sodass ich ganz pragmatisch am Saum jeweils einfach ein wenig mehr Länge zugab.

    Für das Oberteil verwendete ich den Schnitt vom zweiteiligen Kleid aus dem letzten Jahr und für das Rockteil den Schnitt des smaragdgrünen Rockes von 1956. Der Rock ist so etwas schmaler als beim Original, aber das spart Zackenlitze.


    Das Anbringen der Litze war aufwendig, wenn auch nicht kompliziert. Schwierig war eher das korrekte Ausrechnen der Abstände, um eine gute Verteilung zu erreichen. Gerade beim Oberteil, das vorn mehr Länge hat als hinten, war das ziemliche Rechnerei. Um noch etwas mehr Zackenlitze sparen zu können, habe ich den Abstand der Streifen im Kleid von oben nach unten größer werden lassen.

    Zum Anbringen habe ich jeweils die Bruchlinie aufgezeichnet, gebügelt, die Zackenlitze an die Bügelfalte angelegt, ordentlich mit Nadeln festgesteckt und als schmale Biese abgesteppt. Das ist auch schon der ganze Trick, aber es dauert halt sehr lang die Zackenlitze aufzubringen. Es war die Mühe aber wert und ich bin begeistert, wie gleichmäßig es mir gelungen ist.


    Das Kleid ist leider einen Tick zu eng an Hüfte und Brust geraten. Da ich wegen der Zackenlitze keine Möglichkeit zum Auslassen habe, werde ich es entweder auf leichtes Dehnen beim Tragen hoffen oder ein bisschen Diät halten müssen.

    Als Verschluss habe ich einen Reißer in der hinteren Mitte gewählt - an sich eine gute Wahl, allerdings komme ich nicht ohne eine helfende Hand in das Kleid oder heraus. Aber der Liebste ist zum Glück bislang sehr hilfsbereit in der Hinsicht.


    Der einzige Nachteil an der schönen Zackenlitze ist, dass der Stoff durch die Nähte noch ein wenig steifer wird (und der Stoff ist sowieso schon von sich aus recht steif) und zum leichten Knittern neigt, aber da es eh ein Alltagskleid sein soll, nehme ich das mal so hin. Ich habe den Stoff von Karstadt und tippe auf Baumwolle mit ein wenig Elasthan. Ich meine mich zu erinnern, dass er 10 Euro kostete, dazu noch die Zackenlitze für knapp 35 Euro und ein vorhandener Reißer sowie Garn und Kleinkram. Macht ein Gesamtbetrag von rund 50 Euro.


    Ich bin sehr zufrieden mit dem Kleid - es ist nahezu perfekt am Originalkleid bzw. meiner Vorstellung davon und passt insgesamt recht gut. Die Zackenlitze ist ein wunderbares Detail und das Kleid wirklich hübsch geworden.
    Was sagt ihr zu meinem nachgemachten Kleid? Kommt es ans Original heran?
    [verlinkt beim MeMadeMittwoch]

    Fertig: Hosenrock & Retroshirt Boogie!

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    Normalerweise kaufe ich nur Stoffe, die in meine Farbwelt passen - ich bin ein Sommertyp und mir stehen kühle Farben: Vanillegelb, Kirschrot, dunstiges Blau, Mint oder Zartbitterschokoladenbraun. Was mir nicht steht: Schwarz, Weiß, orangestichiges Rot, Türkis oder Ocker. Und trotzdem kaufte ich einen Stoff, der (von Ocker mal abgesehen) mal so gar nicht zu mir passt..

     

    Aber ich kann das erklären: Es war einer dieser sehr heißen Tage und ich ging eigentlich nur in den Stoffladen, weil es da immer so schön kühl ist (es ist immer gut eine Ausrede für einen Besuch im Stoffladen zu haben). Da begegnete mir diese wundervolle Viskose, kühl und griffig, das Muster blumig und zur Abwechslung mal irgendwie modern - das perfekte Stoff für die lange Version des Hosenrockes nach Burda 120 aus 05/2014. Und wenn so weit von meinem Gesicht entfernt, dann merkt bestimmt auch keiner, dass die Farben mir nicht stehen. Ich konnte nicht widerstehen..


    Wie es den Viskosen so eigen ist, floß der Stoff beim Nähen in alle Richtungen und ließ sich nur widerwillig vernähen, aber dafür umso schöner tragen - leicht und luftig und perfekt für heiße Tage.

    Und so stand ich vor dem Schrank auf der Suche nach dem passenden Oberteil und.. nunja.. hatte keines. Logischerweise besitze ich kein Oberteil mit einer Farbe, die mir nicht steht, also auch keines, das zum Rock gepasst hätte.


    Ich ging also wieder in den Stoffladen und hielt meinen Stoff an alles ran, was in mein Farbschema passt und alles war irgendwie nicht das Wahre. Nur ein kräftiges Taubenblau gefiel mir für uns beide - und das war Jersey! Ich bin kein Jerseymädchen, ich fühle mich darin unangezogen und nackt, außerdem fehlt mir die Erfahrung in der Verarbeitung. Aber ich bin auch kein Mädchen für solche Farben und das hatte mich offensichtlich auch nicht abgehalten.

    Also kaufte ich im Stoffladen den Jersey und zuhause dazu einen Schnitt für Jersey, nämlich das Retroshirt Boogie. Ich mag das Detail, dass das Rückenteil bis zum Ausschnit vorn durchgeführt wird und Raffungen finde ich ja eh schick.


    Genäht habe ich das Retroshirt Boogie in der größten Größe und auf eine FBA verzichtet. Beim nächsten Mal würde ich den Stoff vom Vorderteil in der Seitennaht etwas einhalten und am Ausschnitt noch etwas mehr auf Zug nähen, weil der zu lose geraten ist. Außerdem werde ich es mal mit Falten versuchen, denn die Kräusel betonen die Oberweite schon sehr.

    Aber ist trotzdem ein Happy End, denn ich finde Jersey zwar immernoch komisch zu tragen, aber das Blau passt zu mir und zum Rock und bequem ist es ja schon.


    So bin ich auf jeden Fall auf die kommenden heißen Tage vorbereitet und wenn es mir doch zu warm wird, dann ist da ja noch der kühle Stoffladen. Aber ich werde mich wieder brav an mein Farbschema halten! Habt ihr ein Farbschema, dem ihr treu seid, und klappt das immer? Oder auch mal so einen Ausrutscher?

    [verlinkt beim MeMadeMittwoch]

    Augen auf beim Stoffekauf!

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    Heute mal ein anderes Thema: Unsere Rechte als Verbraucher.

    Gleich vorneweg: Dies stellt keine Rechtsberatung dar und ich übernehme keine Gewähr - jeder ist selbst verpflichtet sich zu informieren. Es geht hier lediglich um das Zusammentragen von Rechtsvorschriften und Urteilen, die insbesondere Stoffe, Bänder, Schnittmuster oder andere Dinge im Zusammenhang mit dem Nähen betreffen.

    1. Der Widerruf im Allgemeinen
    2. "Meterware ist vom Widerruf ausgeschlossen"
    3. Widerruf bei digitalen Medien
    4. Umtausch statt Widerruf
    5. Mängel und Reklamation
    6. Stoffeigenschaften und die Frage, ob ein Mangel vorliegt
    7. Papierschnitt, Ebook & Freebook - der Weiterverkauf
    8. Papierschnitt, Ebook & Freebook - die Privatkopie





    1. Der Widerruf im Allgemeinen


    Das Widerrufsrecht (§312g BGB) steht uns als Verbrauchern bei allen Geschäften mit Unternehmern zu, die wir nicht in deren Geschäftsräumen oder per Fernabsatzvertrag (Onlinebestellung) abgeschlossen haben, also bei denen wir die Ware nicht vor Ort auf deren Eigenschaften testen konnten (gilt auch für Ware im Schlussverkauf oder wenn ich meinen Onlinekauf persönlich im Laden abhole!). Und genau das soll uns durch das Widerrufsrecht ermöglicht werden, nämlich das Prüfen der gekauften Ware und die Wahl, ob wir das Geschäft aufrecht erhalten wollen oder nicht - so müssen wir nicht die Katze im Sack kaufen.

    Also für einen Widerruf reicht es, dass uns die erhaltene Ware nicht gefällt, anders aussieht als erwartet oder wir es uns schlicht anders überlegt haben. Es braucht keine Begründung eines Widerrufs!

    Wir haben nach Erhalt der Ware 14 Tage Zeit uns zu überlegen, ob wir widerrufen wollen und dies müssten wir dann innerhalb dieser Zeit dem Händler eindeutig mitteilen (§355 BGB). Die Kosten der Rücksendung kann der Händler dem Verbraucher auferlegen, aber das muss er in die AGB's schreiben oder euch vor Vertragsabschluss darauf hinweisen - tut er das nicht, dann muss der Händler die Kosten übernehmen.


    2. "Meterware ist vom Widerruf ausgeschlossen"


    Dies mag so mancher schonmal gelesen haben - auch große Ketten haben dies in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen stehen. Aber stimmt das?

    Tatsächlich gibt es Ausnahmen für den Widerruf - das ist gemäß §312g Abs. 2 BGB zum Beispiel der Fall bei verderblichen Waren, Zeitungen oder bei hygenisch bedenklichen Waren, aber auch bei
    "Waren, die nicht vorgefertigt sind und für deren Herstellung eine individuelle Auswahl oder Bestimmung durch den Verbraucher maßgeblich ist oder die eindeutig auf die persönlichen Bedürfnisse des Verbrauchers zugeschnitten sind".
    Das soll verhindern, dass der Händler Ware zurücknehmen muss, die so persönlich ist, dass sie für ihn wertlos ist oder nur mit unzumutbarem Nachlass verkauft werden kann.

    Nun bestellen wir ja im Onlineshop eine bestimmte Menge Stoff, Borten oder Bänder und diese wird für uns persönlich zugeschnitten, also könnte man durchaus meinen, dass diese Ware vom Widerruf ausgeschlossen ist. Aber wir sprechen hier von Meterware - wie der Name schon sagt handelt es sich um Ware, die nach Metermaß verkauft wird und es liegt in der Natur der Sache, dass diese Ware geschnitten wird. So führte auch das AG Donaueschingen (AZ: 11 C 185/10) aus, dass die "vorgenommene Angabe der Anzahl der (vollen) Meter des (..) ausgewählten Stoffes – bei regelmäßig als „Meterware“ verkauften Sachen – von vornherein keine „Spezifikation“" ist. Nun spricht das Gericht hier vom vollen Meter - tatsächlich bieten immer mehr Händler an in kleineren Schritten zu kaufen und auch hier ist sicherlich davon auszugehen, dass jedes Maß das als geschäftsüblich anzusehen ist, nicht spezifiziert genug ist, um den Widerruf auszuschließen.

    Der Händler kann ein zugeschnittenes Stoffstück ganz normal und zum gleichen Preis weiterverkaufen - oftmals kann man ja auch Meterware schon 'vorportioniert' erwerben, daher liegt hier keine ausreichende Spezifikation vor. Grundsätzlich handelt es sich bei solch spezifizierten Waren um Dinge wie Maßanzüge, Sonderanfertigungen außerhalb des händlereigenen Baukastens, Gravurware oder Grabsteine. Wann wäre denn alltägliche Meterware persönlich genug? Tatsächlich wird das im Einzelfall betrachtet werden müssen, aber beispielsweise wenn ihr den Händler vorab bittet euch den gekauften Meter in 10cm zu stückeln oder wenn ihr euch Stoff nach euren Wünschen bedrucken lasst, dann läge eine „Spezifikation“ vor. Auch nach Maß angefertigte Gardinen sind vom Widerruf ausgeschlossen, allerdings ist dies sicherlich auf die fertige Ware Gardine und nicht auf die Meterware bezogen (Drucksache zum §312g BGB).

    Nun stehen wir aber vor einem anderen Problem: der Ausschluss steht doch in den AGB's und wir haben denen beim Kauf zugestimmt, also was tun?

    Ein Händler kann in seinen AGB's die Rechte des Verbrauchers nicht einschränken! Er darf sie freiwillig erweitern (zB 30 Tage Widerrufsfrist oder die Möglichkeit des Umtausches einräumen) oder er darf innerhalb des gesetzlich vorgeschrieben Rahmens Bestimmungen machen (zB bei den Rücksendekosten), aber er darf unsere Rechte nicht beschneiden - die gesetzlichen Vorschriften sind das Mindestmaß! Dieser Teil der AGB's ist also schlicht unwirksam - und noch dazu abmahnfähig. Falls der Händler darauf verweist, solltet ihr ihn widerum auf die gesetzlichen Vorschriften aufmerksam machen und ausdrücklich euren Widerruf erklären.


    3. Widerruf bei digitalen Medien 


    Immer mehr Ebooks drängen auf den Markt - kann man so eines eigentlich auch widerrufen, zB weil es nicht gefällt? Das ist etwas kniffelig, daher verweise ich an dieser Stelle auf diese gute Erläuterung des Händlerbundes.


    4. Umtausch statt Widerruf


    Die Möglichkeit einen Umtausch einzuräumen ist freiwillig, aber im normalen Handelsgebahren durchaus üblich. Der Händler erlaubt dann eine Ware (wir kennen das sicherlich alle von Kleidung) ohne Begründung innerhalb einer bestimmten Frist gegen Geld oder Gutschein umzutauschen. Das gilt dann auch bei Waren, die im Ladengeschäft erworben wurden. Falls der Händler diese Möglichkeit einräumt, dann kann er dies zu seinen Bedingungen tun, also wäre "Meterware ist vom Umtausch ausgeschlossen" zulässig - schränkt aber weder den Widerruf noch die Reklamation ein!


    5. Mängel und Reklamation


    Ein anderes Thema sind Mängel (§434 BGB). Die Ware ist frei von Mängeln, wenn sie
    • "die vereinbarte Beschaffenheit hat" oder 
    • "wenn sie sich für die gewöhnliche Verwendung eignet und eine Beschaffenheit aufweist, die bei Sachen der gleichen Art üblich ist und die der Käufer nach der Art der Sache erwarten kann."
    Ist die Sache mangelhaft, also zB hat der Stoff Löcher oder Druck-/Webfehler oder wurde euch nicht die vereinbarte Länge geliefert, dann könnt ihr dies dem Händler mitteilen und der muss entweder den Mangel beheben (was wohl im Alltag mit Stoffen kaum vorkommt) oder eine mangelfreie Ware liefern (§439 BGB). Die Kosten, die dadurch entstehen, sind vom Händler zu tragen.

    Ihr habt den Stoff einfach in den Schrank gelegt und erst einige Wochen später bemerkt, dass da ein Mangel vorliegt? Kein Problem, denn Mängelansprüche verjähren erst nach zwei Jahren (§438 Abs. 1 Nr. 3 BGB).

    Aber Achtung: Nach einem halben Jahr dreht die Beweislast (§476 BGB). Man geht also davon aus, dass jeder Mangel innerhalb der ersten sechs Monate auch schon beim Verkauf vorlag - danach ist es die Pflicht des Verbrauchers zu beweisen, dass der Mangel bereits vorlag. So könnten zB Löcher ja auch erst bei euch entstanden sein - bei Druck- oder Webfehlern sollte klar sein, dass die schon beim Verkauf vorlagen.

    Ausgenommen davon sind natürlich Waren, wenn wir ihren Mangel beim Verkauf kannten (zB bei zweiter Wahl oder nach Hinweisen des Händlers - §442 BGB).


    6. Stoffeigenschaften und die Frage, ob ein Mangel vorliegt


    Schwierig ist die Frage, ob überhaupt ein Mangel vorliegt - ist Einlaufen oder Ausbluten ein Mangel? Ist Pilling oder verblasste Farben nach den ersten Wäschen ausreichend für Reklamation? Und wo endet die sachgemäße Verwendung?

    Regelmäßig kann man davon ausgehen, dass Stoffe, die der Wäsche ausgesetzt werden, Einlaufen oder Farbe verlieren. Das wird jede Hausfrau bestätigen können und somit handelt es sich dabei grundsätzlich um ein übliches Merkmal von Stoffen und ist hinzunehmen. (Wenn auch etwas anders gestaltet, aber ein Urteil über das normale Einlaufen, nämlich die "Entspannungskrumpfung", gab es beim Landesgericht in Bonn (Az. 5 S 166/10)).Dies gilt grundsätzlich auch für Farbverlust, obwohl man - wie immer - auf den Einzelfall abstellen müsste. So ist ein Farbverlust natürlich normal, aber wenn ein roter Stoff plötzlich zartrosa aus der Wäsche kommt, dann ist das sicherlich ein Mangel.

    Ähnlich verhält es sich auch beim Pilling oder bei Ziehfäden zB bei Frottee - es handelt sich dabei sicherlich manchmal um ein Zeichen von schlechter Qualität, aber nicht um einen Mangel, denn dies ist auch bei Sachen gleicher Art üblich.

    Noch etwas kniffeliger wird es bei der Frage der richtigen Wäsche - wurde der Stoff sachgemäß gewaschen oder vielleicht zu heiß? War die Maschine zu voll oder wurde zu sehr geschleudert? Weist ein Stoff nach der ersten Wäsche einen Mangel auf, dann wird es schwierig nachzuweisen, dass es am Stoff selbst liegt. Die Pflege der Ware, also auch die Wäsche, ist im Risiko des Verbrauchers - man wäre dann auf die Kulanz des Verkäufers angewiesen.
    Daher empfiehlt es sich auf jeden Fall den Stoff vorab zu prüfen und wenn er zB Flecken hat, dann sollte man vor der Wäsche den Verkäufer darauf hinweisen und im Zweifel lieber reklamieren bzw. sich versichern, dass der Verkäufer die gewaschenen Stoffe zurücknimmt, falls die Flecken nicht rausgehen.


    7. Papierschnitt, Ebook & Freebook - der Weiterverkauf


    Kurz noch am Rande zu den Schnittmustern, denn auch da stellt sich immer mal wieder eine Frage, nämlich die nach dem Wiederverkauf.

    Hier muss man unterscheiden, ob es sich um einen greifbaren Gegenstand oder um eine digitale Ware handelt.

    Einen greifbaren Gegenstand, also ein Buch, einen Papierschnitt oder eine CD, darf jeder von uns im privaten Bereich weiterverkaufen oder verschenken, spenden oder tauschen. Wir brauchen dazu nicht die Erlaubnis des Händlers und dürfen zB den Gegenstand auch teurer verkaufen als wir ihn erworben haben.

    Bei einer Datei verhält es sich anders, denn wir haben keinen greifbaren Gegenstand, sondern ein Nutzungsrecht erworben. Und dieses Nutzungsrecht darf der Verkäufer einschränken, also verbieten, dass die Ware weiterverkauft oder kopiert wird. Zur Zeit stimmt die deutsche Rechtsprechung dieser Einschränkung zu (OLG Hamm Az. 22 U 60/13) - ob das so bleibt wird der europäische Gerichtshof entscheiden müssen.

    Übrigens ist es egal, ob man die Datei für eine Gegenleistung oder frei (Freebook) erhalten hat.


    8. Papierschnitt, Ebook & Freebook - die Privatkopie


    Eine Privatkopie, also eine Vervielfältigung für den Verbraucher selbst ist immer erlaubt (solange kein Kopierschutz dafür geknackt wird). Die Privatkopie erlaubt also ein Schnittmuster nicht zu zerschneiden, sondern so oft man möchte abzumalen, und man darf auch das Ebook ausdrucken und für den eigenen Gebrauch auf verschiedenen Festplatten speichern. Man darf eine Privatkopie sogar an sein sehr enges privates Umfeld geben, also zB die Mutter oder die beste Freundin (nach gängiger Rechtssprechung maximal 7 Kopien).

    Man darf allerdings nicht (und schon gar nicht gegen Gewinn) Kopien in den Umlauf bringen, also an sonstige Dritte weitergeben - das verstößt gegen das Urheberrecht und führt daneben zu Schadensersatzansprüchen des Händlers.

    Noch ein Hinweis: Das Erstellen von Schnittmustern ist eine Arbeit, die wie jede andere wertgeschätzt und vernünftig bezahlt werden sollte. Das unerlaubte Weiterreichen und Vervielfältigen ist daher nicht nur verboten, sondern auch moralisch verwerflich! Und wenn euch ein Schnittmuster so gut gefällt, dass ihr eure Lieben daran teilhaben lassen wollt, dann schenkt ihnen doch einfach ihr eigenes Schnittmuster.


    Schlusswort


    Recht ist immer ein heikles Feld und muss im Einzelfall betrachtet werden, dennoch wir haben Rechte und sollten diese kennen, daher dieser kleine Beitrag. Ich weise nochmal darauf hin, dass es sich nicht um eine Rechtsberatung handelt und ich keine Gewähr übernehme. Ich hoffe dennoch, dass es vielleicht über die ein oder andere Unsicherheit hinweghilft. Habt ihr noch Fragen? Ich nehme auch gern noch weitere Themen dazu.

    Fertig: Ein Retroshirt Boogie in Flieder und Veilchen!

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    Massenware gibt es schon lange. Manche Gegenstände erfreuen sich halt großer Beliebtheit und bei vielen Dingen bemerkt man das bis heute: Immer wieder begegnen mir besonders auf dem Flohmarkt ältere Veilchenbroschen der gleichen Art, aber mit unterschiedlichen Blütenanzahl und -größe. Ab und an sind sie zudem in gutem Zustand und günstig zu bekommen, dann nehme ich sie mit. Und so präsentiere ich heute zwei davon an meinem neuen Retroshirt Boogie in einem zarten Lavendelton - das ist zwar keine Massenware, sondern ein Einzelstück, aber erfreut sich zumindest hier im Hause auch großer Beliebtheit.


    Der fliederfarbene Jersey ist von alfatex und enthält neben der Baumwolle noch etwas Elasthan. So ist er ein wenig fester als der Jersey vom letzten Modell und vorn in der Brust dieses Mal in Falten gelegt.


    Ich finde die Falten vorn ordentlicher und gefälliger als die Kräusel. Außerdem habe ich das Rückenteil, das erst vorn auf das Vorderteil trifft, weniger gekräuselt, sodass der Ausschnitt weniger weit ist und ich nicht Gefahr laufe, dass die Träger des Büstenhalters hervorblitzen.


    Den Rock hatte ich hier bereits gezeigt - durch seine einfache Form und den in sich gemusterten, aber einfarbigen Stoff ist er ein wunderbar kombinierfreudiges Teil. Durch das Grün in den Broschen ist er ein guter Partner für das Retroshirt.


    So richtig überzeugen kann Jersey mich insgesamt immernoch nicht, aber dennoch bin ich froh, dass ich nun einen Schnitt habe, mit dem ich Jersey für den Notfall (also wenn der Stoff wirklich ganz besonders hübsch ist) für mich tragbar machen kann. Und ich muss schon zugeben, dass mir dieses Shirt und in der Kombination sehr gut gefällt und euch? Kennt ihr die Veilchenbroschen auch?
    [verlinkt bei Rums]

    Fertig: Hut und Rock von 1956!

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    Über den Rock gibt es nicht viel zu berichten - der Schnitt von 1956 ist der gleiche wie beim smaragdgrünen Rock. Eigentlich ein Bahnenrock habe ich die vordere und hintere Mitte in den Bruch gelegt, so fällt der Rock etwas anders, aber das macht dem einfachen Baumwollköper nicht viel aus.

    Es ist ein Stoff, den man gern mitnimmt, weil er zu allem passt, aber sich nicht mehr recht entsinnt woher er eigentlich stammt - zumindest geht mir das so. Ich bin allerdings noch nicht ganz entschlossen, ob mir der Rock nicht vielleicht zu schlicht ist und ich Taschen aufsetzen sollte.


     Das Retroshirt Boogie zeigte ich bereits und passend dazu wollte ich gern ein Hütchen habe. Ich finde Hutmode ganz wunderbar, aber finde es tatsächlich ein wenig schwierig mit. Zum Einen habe ich einen sehr großen Kopf und zum Anderen meist sehr genaue Vorstellungen und es ist schwer für jemand anderen diese zu erfüllen. Ich habe mal vor einigen Jahren schon eine Modistin im Fernsehen gesehen, die sehr charmant war und erzählte, dass es immer schwieriger wird die Kundinnen glücklich zu machen. Da heutzutage das Anfertigen lassen von Hüten [oder auch übertragbar auf Kleidung oder Schuhe] eher unüblich ist, haben Kundinnen, die sich nach langem Überlegen doch dazu entschließen, oftmals zu viel erwartet. Dann sind sie enttäuscht, wenn das fertige Stück nicht alle gehegten Wünsche erfüllt, weil diese gar nicht mehr zu erfüllen waren.


    Nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich möchte mein Gebastel nicht mit dem Modistenhandwerk vergleichen! Aber dennoch bin ich recht zufrieden mit meinem Werk. Grundlage dafür waren ein stoffüberzogener Rohling und Netzschleier [beides in China bestellt], ein Samtband und Kunstblumen. Als Werkzeuge dienten die Heißklebepistole und Nadel und Faden.

    Der Rohling ist leicht rundlich geformt und mit Stoff überzogen, sodass er ein wenig an Filz erinnert. Innen hat er so etwas wie eine Moosgummischicht. Eine Grundlage zu finden ist das Schwierigste und die ist hier wirklich sehr schlicht, aber sie genügt.


    Der Rest ist schnell erklärt. Ich schnitt den Rohling etwas anders zu und entfernte die ursprünglichen Krokodilklammern. Mit der Heißklebepistole klebte ich zunächst rundrum ein Samtband und die Blumen an, wie es mir gefällig erschien und nähte danach den Netzschleier am unteren Ende an. Damit das zusammengeraffte Netz nicht so komisch aussieht, klebte ich eine kleine doppelte Samtschleife auf. Hinten nähte ich einen Haarkamm an und überdeckte ihn und die Stellen, an denen vorher die Klammern waren ebenfalls mit Samtband. Beim Annähen des Haarkammes habe ich den Rohling noch ein wenig runder geformt, damit er sich gut legt.


    Die Gestaltung dauerte am längsten - welche Form soll der Rohling bekommen? Wohin mit den Blüten? Und wie sieht der Hutschleier am besten aus? Nachdem das alles entschieden war, war der Rest nur ein wenig Fleißarbeit und viel heißer Kleber.


    Ich bin äußerst zufrieden mit dem Ergebnis - das Hütchen erinnert sofort an die gewünschte Zeit und ist sehr hübsch geworden. Es trägt sich zudem problemlos und wird sich gut in meine Garderobe einfinden.
    Was sagt ihr? Ist es nicht süß geworden?

    [verlinkt beim Creadienstag]

    Rundschau - ein Besuch bei der Fachzeitschrift!

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    Mein Ausflug nach München ist nun schon eine ganze Weile her, aber ich vergesse natürlich nicht davon zu erzählen. Aber von vorn: Vor einiger Zeit erreichte mich eine Email von der Rundschau oder genauer gesagt von Frau Eva Küpper - Leiterin der Schnittabteilung bei der Damenrundschau. Inhalt der Email war ein Lob für meine Beiträge zur Schnittkonstruktion und der vorsichtigen Nachfrage, warum die Rundschau eigentlich nicht in der Handarbeitshefteübersicht auftauchte.. ja, eine gute Frage. Nicht nur weil ich selbst einige alte Rundschauhefte besitze, sondern sie sogar schon auf dem Blog gezeigt hatte. 


    Also holte ich die Erwähnung der Rundschau nach und man kam so ins Plaudern und dann erhielt ich eine Einladung mir mal den Verlag in München und vor allem das Archiv mit den alten Ausgaben anzuschauen. Und das ließ ich mir natürlich nicht entgehen.


    Ich war ganz schön nervös, allerdings nicht so besonders wegen dem Archiv - ich habe selbst Hunderte von alten Heften, also was soll da kommen, was ich nicht selbst zuhause habe? Aber es kam und ich war begeistert. Denn nicht nur, dass dort die wunderbaren (und seltenen) Hefte der 30er und 40er Jahre waren, sondern - und das ließ mich die ganze Zeit nicht los - auch die Originalzeichnungen lagen dort. Ach, welche ein Anblick..


    Ich hatte mir anfangs vorgenommen nicht sooo viele Bilder zu machen - nur die schönsten oder interessantesten wollte ich abknipsen, aber was soll ich sagen? Eines war schöner als das letzte und das nächste sogar noch schöner.. Da nun also mein Plan schon nach den ersten paar Bilder dahin war, kann ich es auch gleich richtig ausführlich machen.


    Eines der größten und gleichzeitig schönsten Werke war diese Parade an zauberhaften Sommerkleidern.


    Der Vergleich zwischen der Originalzeichnung und dem Druck im Heft - es ist faszinierend diese direkten Gegenüberstellung zu sehen.


    Zauberhafte Bilder und herrliche Kombinationen, Mode und Trend, Stoffe auf manchen Bildern, Änderungen auf manch anderen. Man konnte sogar noch die feinen Bleistiftstriche und die Farbtupfer erkennen. Nur meiner immensen Selbstbeherrschung ist zu verdanken, dass ich nicht alle Bilder zusammengerafft und mich nach Hawaii abgesetzt habe.






    Die Rundschau ist die älteste aller Hefte und hat (abgesehen von der Burda aus den 50er Jahren) als einzige die Zeit bis heute überdauert. Allerdings ist die Rundschau eben auch kein Heft für die nähende Hausfrau oder die Hobbyschneider, sondern das Fachblatt der deutschen Maßschneider/innen. Es sind also nicht nur hübsche Bilder mit passendem Schnittmuster drin, sondern vielmehr geht es um die fachmännische Umsetzung der neusten Trends ebenso wie um Themen das Handwerk betreffend.





    Ihr erinnert euch vielleicht an den Beitrag zur Dauer eines Maßanzuges. Solche Probeleme des Handwerks werden aufgegriffen, genauso wie Fragen zur Steuer, zu Bezugsquellen, zum Nachwuchs oder auch der Mode-Beobachter, der dafür sorgt, dass die Maßschneider stets die aktuelle Mode präsentieren können. Ab den 50er Jahren ist mit Aufkommen der Konfektionsware immer mehr auch der Erhalt dieses Handwerks ein Thema - bis heute.


    Auch die Wiederverwendung von Kleidung (was sich besonders bei edlen Stoffen und maßgeschneiderten Teilen natürlich sehr lohnt) ist in der kargen Zeit nicht an den Maßschneidern vorbeigegangen.






    So enstanden die so typischen Kleider aus zweierlei Stoff, wie sie oft in den 40er Jahren und frühen 50er Jahren getragen wurden. Meiner Erfahrung nach geben die meisten Hobbynäher eh nicht allzuviel auf Trends (zumindest nicht auf die aus Paris), aber da manche Dinge im Laufe der Zeit vielleicht nicht mehr richtig passen oder auch nur an einigen Stellen abgenutzt sind, macht das durchaus auch für uns Sinn.

    Und natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen ein angepriesenes Teil zur Wiederverwertung direkt im Originalheft daneben zu legen - hach, solche kleinen Spielereien mag ich ja sehr.


    Links das Originalheft aus 1937 und rechts also die Variante aus den 40er Jahren wie man eben jenes Modell wieder an die neue Mode anpassen kann. Und wer regelmäßig bei McCalls reinschaut, der mag sich auch an dieses Kleid erinnern:


    Die Ähnlichkeit ist kaum zu übersehen, also falls euch das Modell nach dem Nähen doch nicht so sehr gefällt, dann wisst ihr ja nun wie ihr es ändern könnt.

    Und auch was bei meinen Heften regelmäßig fehlt, nämlich die Schnittmusterzugaben, konnte man im Archiv der Rundschau bestaunen:


    Immer (in den alten Heften) ist auch eine Seite voll Beispielen aus der Rundschau Unterrichtswerkstatt. Egal ob Taschen mit farbiger Schnur durchzogen, das unsichtbare Zusammennnähen von Spitze oder sonstwie detailverliebte Themen. Man kann nur erahnen wieviel Mühe und Zeit in den einzelnen Projekten steckt.


    Viel zu leicht vergessen wir, was wir in unserer Freizeit machen: Handwerk. Nicht ganz so meisterlich wie die Damen und Herren vom Fach, aber doch Handwerk. Und Handwerk braucht doch genau das: Liebe zum Detail, Zeit und Mühe.


    Nun liegt der Rundschau auch ein Schnittsystem, nämlich das von M. Müller und Sohn zugrunde. Die Fachfragen und Schnittkonstruktionen beziehen sich also vor allem auf dieses System.


    Ich habe selbst alte Bücher und Hefte, aber bislang noch nicht danach genäht - zu groß war die Unsicherheit, aber glücklicherweise hatte ich ja nun kompetente Hilfe und so erstellte ich am zweiten und dritten Tag meines Besuchs meinen eigenen Maßschnitt nach M. Müller und Sohn. Neben mir nahm auch noch Gabi teil - Gabi näht beruflich für das Theater in Konstanz und ich fand es toll zwischen zwei solchen Fachdamen zu arbeiten.


    Ich hatte jedenfalls ein ganz wunderbares Wochenende mit tollen Einblicken, vielen entzückten Seufzern und konzentriertem Arbeiten!

    Und so verließ ich München mit einer tiefen Zufriedenheit für so ein wundervolles Hobby und und dem festen Entschluss den Details wieder mehr Zeit und Mühe zu widmen (und natürlich meinen Maßschnitt zu testen und das ist inzwischen auch schon erfolgreich passiert und wird ein anderes Mal Thema sein).

    Ärmel

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    .. sind der Teil von Kleidungsstücken, der unsere Arme bedeckt. Ärmel bieten viel Gestaltungsspielraum und mindestens genauso viele Hürden beim Nähen, bei der Gestaltung und bei der Passform. Deshalb möchte ich euch einen Überblick über einige Themen rund um Ärmel geben.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de


    1. Der Ärmel
    2. Der einteilige und der zweiteilige Ärmel
    3. Warum ein Ärmel üblicherweise nicht symmetrisch sein kann
    4. Wie nähe ich einen Ärmel ein? (einreihen/einhalten)
    5. Die Einhalteweite an der Armkugel gestalten
    6. Die Armkugel
    7. Warum kann ich meinen Arm nicht heben?
    8. Typische Passformprobleme und ihre Lösung
      1. Der Ärmel ist zu lang oder zu kurz
      2. Der Ärmel ist zu weit oder zu eng
      3. Die Armkugel ist zu lang oder zu kurz
      4. Das Armloch oder die Armkugel ist zu weit oder zu eng
      5. Der Ärmel kippt / die Schulter ist nach vorn geneigt
      6. Kräftige Oberarme
    9. Ärmelformen
    10. Ärmel gestalten und verändern



    1. Der Ärmel


    Beginnen wir damit, wie ein Ärmel eigentlich aufgebaut ist:

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de Der Schulterpunkt bezeichnet die höchste Stelle des Ärmels und sollte auf die Schulternaht des Oberteils treffen.

    Alles über der Oberarmlinie wird als Armkugel bezeichnet. Die Armkugelhöhe beschreibt den längsten Weg zwischen der Oberarmlinie und dem Schulterpunkt.

    Die Oberarm-, Ellenbogen- und Saumlinie sind die horizontalen Maße des Ärmels. Sie sind wichtige Anhaltspunkt für die persönlichen Passform. Die Oberarmlinie wird an der stärksten Stelle des Oberarmes gemessen - sie liegt üblicherweise auf Höhe der Brustlinie des Oberteils.

    Die senkrechte Linie ab dem Schulterpunkt (meistens gleichzeitig der Fadenlauf) trennt die Vorder- und Rückseite des Ärmels.
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    Die Armkugel bzw. -rundung bestimmt die Passform des Ärmels im Armloch des Oberteils.

    An der Rundung erkennt man auch, wo am Ärmel vorn und wo hinten ist, denn die steile Kurve bezeichnet immer den vordere Teil - hinten ist die Rundung länger gezogen. Woran das liegt erkläre ich euch hier.

    Die Einhalteweite sorgt für genug Bewegungsfreiheit und einen guten Sitz.

    Der vordere und hintere Ärmeleinsatzpunkt bezeichnen jeweils den Punkt, an dem die Rundung des Armloches "dreht". Sie sind wichtige Passzeichen, um den Ärmel korrekt einzusetzen.

    Schon an dieser Stelle sei erwähnt: Bei der Gestaltung des Ärmels ist das Armloch entscheidend. Ein Ärmel wird immer speziell für ein Armloch konstruiert - beide bilden eine Einheit. Ärmel können also nicht beliebig zwischen Schnittmuster ausgetauscht werden und jede Änderung am Armloch bedarf auch einer Änderung am Ärmel und umgekehrt.

    Der Ärmel wird immer genau passend für das jeweilige Armloch entworfen!


    2. Der einteilige und der zweiteilige Ärmel


    Ärmel gibt es üblicherweise einteilig oder zweiteilig. In Ausnahmefällen und bei besonderen Designs auch aus mehr Teilen oder mit anderen Nähten, aber das sei hier mal zu vernachlässigen.

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    Die klassische Ärmelkonstruktion konstruiert den Ärmel aus Ober- und Unterärmel. Daraus entsteht dann also ein zweiteiliger Ärmel, der für die Passform gefälliger ist als der einteilige Ärmel.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de Wenn wir unseren Arm ganz entspannt fallen lassen, dann fällt er nicht lotrecht nach unten, sondern bleibt aufgrund unserer Anatomie nach vorn geneigt. Ein gutsitzender Ärmel sollte dem Armverlauf entsprechend folgen und das erreicht der zweiteilige Ärmel am besten (rechts seht ihr das sehr vereinfacht dargestellt).

    Mehr Nähte erreichen immer eine bessere Passform und erlauben somit mehr Körpernähe. Der zweiteilige Ärmel wird daher besonders bei Jacken, Blazern und Mänteln, aber auch Kleidern genutzt, die adrett und passgenau sein sollen. Zudem ist der zumeist schwerere Oberstoff, wie zB Wollstoffe, so besser auszuformen als mit Abnähern.
    Außerdem lässt sich der zweiteilige Ärmel besser dressieren, also durch Bügeln in Form bringen.

    Der einteilige, schmale Kleiderärmel ist die vereinfachte Form des zweiteiligen Ärmels. Durch die hohe Armkugel und zusätzliche Abnäher im unteren Arm und oft auch am Ellenbogen erreicht er ebenfalls eine gute Passform - wenn auch nicht mehr ganz so gut wie bei dem zweiteiligen Ärmel.

    Die leichten Blusen und Hemden mit weiten Ärmeln (lose oder mit Manschetten gerafft) hingegen nehmen den einteiligen Ärmel auf die leichte Schulter und brauchen dafür aber auch mehr Weite. Diese Ärmel sind breiter geschnitten und nehmen Faltenwurf in Kauf. Sie wirken lässiger und der Anspruch an die Passform und Konstruktion ist geringer.
    Pulloverärmel aus dehnbarem Strick erlauben auch bei einteiligen Ärmel genug Körpernähe.


    3. Warum ein Ärmel üblicherweise nicht symmetrisch sein kann


    Und das führt uns auch dazu, warum ein Ärmel so aussieht, wie er eben aussieht. Schaut man sich unseren Körper anatomisch in Hinblick auf das Armloch an, also insbesondere unseren Schultergürtel, dann stellen wir schnell fest, dass unsere Vorderseite anders aussieht als unsere Rückseite.

    Auf der Vorderseite liegt das Schlüsselbein, das den Schultergürtel mit dem Oberkörper verbindet. Zwischen dem Brustansatz und dem Schlüsselbein befindet sich der flache Brustmuskel und vordere Schultermuskel, die in der Regel flach liegen. Daher ist auch die vordere Linie den Ärmels die steilere.

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    Im Bereich des oberen Rückens wird das Armloch vor allem durch die Schulterblätter und hintere Schultermuskulatur beeinflusst. Zusammen mit den Rückenmuskeln beschreiben diese eine Rundung. Um dieser Rundung gerecht zu werden, ist die hintere Armrundung länger und weniger steil.

    Und weil wir eben nach vorn geneigt sind, ist auch der Schulterpunkt, also der höchste Punkt des Ärmels, nicht genau in der Mitte der Ärmelbreite, sondern immer ein wenig nach vorn verlegt (gleiches gilt übrigens auch für die Schulternaht des Oberteils, die man in der Konstruktion um einen Zentimeter nach vorn verlegt für ein gefälligeres Aussehen).

    Und aufgrund dieser anatomisch sehr ausgeprägten Unterschiede kann ein Ärmel eben auch nicht symmetrisch sein - außer der Kimonoärmel oder wirklich sehr weit geschnittene Teile.
    Ärmel im Bruch sollten euch immer skeptisch machen!

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de Körpernahe Ärmel und das Oberteil sollten zudem auf dem Schulterpunkt aufeinandertreffen. Dieser Punkt wird anatomisch durch das Acromion bestimmt. Das Acromion ist ein Knochenfortsatz, der oben am Schulterblatt liegt. Das Acromion ist der höchste Punkt der Schulter, daher wird es auch „Schulterhöhe” genannt. Wir können die Schulterhöhe als kleinen Höcker oben an unserer Schulter ertasten.

    An der Schulterhöhe brauchen wir auch imÄrmel noch Raum - für die seitliche Schultermuskulatur, die ab dem Acromion eine Rundung nach aussen beschreibt. Wir brauchen diesen Raum für Bequemlichkeit und für Bewegung, aber auch für ein gefälliges Gesamtbild. Somit springt ein eingesetzter Ärmel an der Einsatznaht noch ein wenig auf und genau dazu nutzt Einhalteweite. Daher liegt die einzuhaltende Weite auch immer oben an der Armkugel und niemals zB in der Achsel (zumal das auch sehr unbequm wäre).


    4. Ärmel einnähen


    Eigentlich ist das Einnähen von Ärmeln nicht anders als bei allen anderen Nähten auch - wir haben zwei Teile und nähen sie an einer gemeinsamen Nahtlinie zusammen. Dennoch gibt es beim Ärmeleinsetzen einiges zu beachten.

    Das Einnähen der Ärmel mit einer flachen Armkugel, wie dem Hemdenärmel, ist am einfachsten. Er wird eingenäht nachdem die Schulter-, aber bevor die Seitennähte geschlossen werden. Die Ärmelrundung ist fast genauso lang wie das Armloch selbst und muss daher kaum eingehalten werden.

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    Aber was meint Einhalten überhaupt? Das Einhalten eines Stoffes meint ein Stück Stoff an ein anderes kürzeres Stück Stoff anzunähen, ohne dass Falten oder Kräusel entstehen. Der Stoff liegt dann glatt an der Naht, aber springt direkt danach auf und gibt die notwendige Weite.

    Da schmale Ärmel für einen bequemen Sitz unbedingt diese Mehrweite benötigen, da sie nicht selbst nachgeben können, muss man schmale Ärmel mehr Einhalten als weite.

    Die Einhalteweite ist zumeist bereits im Schnitt vorgegeben. Zum Einhalten wird eine Hilfsnaht (oder besser mehrere) mit großer Stichlänge entlang der vorgebenen Strecke genäht. Danach werden Oberteil und Ärmel geschlossen. Der Ärmel wird rechts auf rechts in das auf links gedrehte Oberteil gesteckt.

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    Zuerst wird der glatte Teil sowie der Schulterpunkt auf die Schulternaht gesteckt. Wenn ihr unsicher seid, dann würde ich euch empfehlen den glatten Teil schonmal abzusteppen. Der einzuhaltende Teil wird am Unterfaden entlanggeschoben (ohne Falten entstehen zu lassen) und die Weite gleichmäßig verteilt. Stecknadeln quer zur Naht fixieren den Stoff und können beim Nähen im Stoff bleiben. Genäht wird immer im Ärmel, sodass ihr kontrollieren könnt, dass wirklich keine Falten und Knicke entstehen.

    Das Einhalten wird durch den schrägen Fadenlauf im Verlauf der Armrundung erleichtert. Bei dehnbaren Stoffen arbeitet man andersherum und dehnt die glatte Seite, sodass diese danach automatisch die eingehaltene Seite zusammenzieht.
    Übrigens wird auch oft das Rückenteil an der Schulternaht eingehalten - weil die Schulterrundung ebenfalls mehr Weite braucht.


    5. Die Einhalteweite an der Armkugel gestalten


    Nun hat das Verbinden von zwei Stoffe unterschiedlicher Länge ohne Fältchen oder Knicke natürlich seine Grenzen. Je nach Stoffart kann man mehr oder weniger Länge faltenfrei annähen.

    Aber es gibt noch weitere Möglichkeiten die Weite zu zügeln, wie zB das Kräuseln, also ein geraffter Ärmel (1). Möchte man dass die Weite erst allmählich hinzukommt, dann sind Abnäher die richtige Wahl (2) und für den Keulenärmel, der nochmal abrupt aufspringt und in den 30er/40er Jahren sehr beliebt war, nimmt man Falten (3).
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    6. Die Armkugel


    Unser Arm und seine Bewegungen werden bestimmt durch ein Kugelgelenk in der Schulter, das dafür sorgt, dass wir den Arm nahezu in alle Richtungen drehen können (anders zB als das Knie, das wir nur beugen). Ein Ärmel braucht also umso mehr Bewegungsfreiheit. Die Bewegungsfreiheit erreichen wir sowohl aus der Breite des Ärmels selbst als auch aus der Beschaffenheit von Armkugel und Armloch, aber ebenfalls aus der Schulter- und Rückenbreite des Oberteils.

    Die Armkugel hat in ihrer Gestaltung maßgeblichen Einfluss darauf, wie der Ärmel im Armloch sitzt. Durch sie wird beeinflusst wie gut der Ärmel bei normaler Körperhaltung sitzt und wie bequem wir unsere Arme bewegen und heben können.

    Ist die Armkugel sehr flach (oder gar nicht vorhanden wie zB bei einem Kimono), dann  würde ein schmaler Ärmel mit einem kleinen Armloch in der normalen Körperhaltung mit herabhängenden Armen schmerzhaft in die Achsel einschneiden und an der Schulter unangenehm spannen. Wir brauchen dort also ausreichend Weite und ein großes Armloch - so erreichen wir viel Bequemlichkeit in der Bewegung, aber auch viel Faltenwurf in der Achsel bei normaler Körperhaltung. Je flacher die Armkugel desto schräger ist der Ärmel im Vergleich zum Körper gestellt (bis zu einem waagerechten Kimonoärmel) (1).

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    Eine mittelhohe Armkugel, wie sie bei Blusen verwendet wird, erlaubte schmalere Ärmel und eine gefälligere Passform. Wir können uns noch gut bewegen und der Faltenwurf ist nur gering (2).

    Für förmliche Jackets oder Mäntel nutzt man hingegen gern hohe Armkugeln. Dadurch fällt der Stoff in der normalen Körperhaltung akurat und die zumeist schwereren, edlen Wollstoffe knittern kaum, sodass sie auch nach mehrmaligem Tragen immernoch glatt und adrett liegen. Zudem erlaubt die hohe Armkugel eine sehr körpernahe Gestaltung (3).
    Die Gestaltung der Armkugel ist immer ein Kompromiss zwischen der gewünschten Optik und der Bequemlichkeit.
    Übrigens: Obwohl die Länge der Armrundung im oberen Beispiel nahezu unverändert bleibt, ändert sich die Länge des Armloches im Oberteil. Der Ärmel mit hoher Armkugel und kleinem Armloch muss logischerweise mehr eingehalten werden!


    7. Warum kann ich meinen Arm nicht heben?


    Und das führt uns zu dem Problem, das leider oft vorkommt: Hebt man die Arme, dann zieht die gesamte Seitennaht mit hoch oder  man kann die Arme erst gar nicht heben!

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    Der Grund dafür ist eigentlich recht einfach und schnell erklärt: Ist das Armloch sehr klein, also körpernah, dann kann der Arm sich bewegen, ohne dass der Ärmel sonderlich Einfluss auf das Oberteil nimmt. Er zieht zwar ein wenig, aber das macht sich kaum bemerkbar.

    Ist das Armloch aber etwas weiter, dann wird die Strecke, die der Stoff zurücklegen muss, länger. Da der schmale Ärmel keine Möglichkeit hat selbst nachzugeben, zieht er das Oberteil mit und die Seitennaht hebt sich. Ist die Taille aber fest wie bei einem Kleid, dann kann man den Arm gar nicht heben .

    Ein sicherlich bekanntes Beispiel dafür sind Blazer, die zwar körpernah geschnitten sind, aber noch genug Platz für Kleidung darunter brauchen. Will man damit die Arme heben, dann muss man den Blazer zumeist öffnen.

    Dieses Passformproblem taucht übrigens auch oft dort auf, wo ein Schnittmuster sowohl ärmellos als auch mit Ärmeln daherkommt.

    Ihr könnt diesen Effekt ganz einfach testen: Zieht einfach ein Oberteil mit schmalen Ärmeln an und hebt den Arm. Danach lasst die Arme hängen und zieht die Achsel, also dort wo Seiten- und Ärmelnaht aufeinander treffen, ein wenig nach unten. Das geht entspannt noch ganz gut, aber wenn ihr dann die Arme hebt, dann bemerkt man deutlich die Verschlechterung in der Passform.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.deLösen kann man dieses Problem entsprechend, indem man entweder das Armloch verkleinert oder den Ärmel selbst weiter macht. Da die meisten wohl den schmalen Ärmel behalten wollen, wird das Armloch an Vorder- und Rückenteil angehoben. Am einfachsten geht das, wenn ihr das Oberteil ohne Ärmel und ohne Nahtzugabe anzieht und ein Stück Papier drunterlegt auf dem ihr (oder besser gesagt ein Helfer) das alte und das gewünschte neue Armloch einzeichnet. So könnt ihr bequem selbst entscheiden wie körpernah es werden soll.

    Die zugebene Höhe muss dann noch am Ärmel zugegeben werden. Da wir zwar die Höhe zugeben, aber es eigentlich um die Länge der Armkugel geht (Schulterpunkt und Schulternaht sollen ja weiterhin aufeinander treffen) solltet ihr eure Zugabe vor dem Vernähen testen und ggf. korrigieren.

    Ein zu enges Armloch macht sich noch schneller bemerkbar, weil es unangenehm einschneidet.

    Und die Rückenbreite? Die ist sehr entscheidend für Bewegungen nach vorn. Je schmaler das Rückenteil ist um so mehr muss die Bewegungsfreiheit durch ausreichend Breite des Ärmels gegeben sein. Je breiter das Rückenteil ist um so weniger Bewegungsfreiheit braucht der Ärmel, denn dann kann das Rückenteil ja bei Vorbringen der Arme viel mehr nachgeben. Wenn euch also ein schmal gewünschter Ärmel eigentlich sehr gut passt, aber beim Ausstrecken der Arme nach vorn Probleme bereitet, dann ist eine Verbreiterung des Rückenteils zu empfehlen. Auch hier gilt wieder der Kompromiss zwischen Bequemlichkeit und Ästhetik, denn ein breites Rückenteil wird bei normaler Körperhaltung widerrum zu weit sein. Behelfen kann man sich durch Falten. Ihr kennt das sicher zB von Trenchcoats, die in der hinteren Mitte noch eine Kellerfalten haben - genau dies ist der Grund dafür. Da das aber eher ein Problem des Oberteils ist, soll das nur eine Randinformation sein.



    8. Typische Passformprobleme und ihre Lösung


    Ärmel und Armloch bilden eine Einheit. Daher sollte immer das Oberteil zuerst angepasst werden, bevor ihr irgendetwas an eurem Ärmel ändert. Es wäre schade, wenn nachträglich das Oberteil verändert werden müsste, denn dann müsst ihr auch beim Ärmel unter Umständen nochmal neu starten. Wir gehen hier also davon aus, dass das Oberteil (einschließlich Schulter, Brust und Armloch) passt.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de Im Idealfall sitzt ein Ärmel faltenfrei und gleichmäßig im Armloch. Der Schulterpunkt trifft genau auf die Schulternaht des Oberteils. Er liegt seitlich betrachtet weiter vorn, da der höchste Punkt der Schulter nicht genau mittig liegt. Insgesamt ist die Weite auf dem Bizeps aber recht gleichmäßig auf Vorder- und Rückseite des Ärmels verteilt.

    Der Saum sowie die anderen horizontalen Linien sind am Arm gerade, der Fadenlauf folgt dem Arm (oder zumindest einer lotrechten Linie) und der Ärmel ist nicht in sich verdreht. Die Passzeichen stimmen überein und alle Bewegungen lassen sich so bequem durchführen wie es die Ärmelform zulässt.

    Beispielhaft sollen hier die häufigsten Passformprobleme des Ärmels erwähnt werden. Wie immer ist die Ferndiagnose schwierig und unterschiedliche Probleme können eine ähnliche Faltenbildung verursachen. Deshalb empfehle ich immer ein Probemodell anzufertigen und viel auszuprobieren.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.deIn vielen Schnittmustern gibt es Hilfslinien um Ärmel zu verlängern oder zu verkürzen , aber aus meiner Sicht macht das keinen Sinn. Die Länge muss dort angepasst werden, wo es notwendig ist und nicht an beliebigen Linien.

    Ist die Länge vom Ellenbogen zum Saum zu kurz, dann gebt dort auch die Länge zu. Ihr schneidet den Ärmel einfach im rechten Winkel zur Mittellinie (üblicherweise dem Fadenlauf) auf und schiebt die Teile zusammen oder auseinander.

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    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.deIst der Ärmel zu weit, dann bilden sich meistens Längsfalten von der Schulter aus. Der Ärmel kann einfach aufgeschnitten und zusammengeschoben werden - achtet aber darauf, dass die Verteilung zwischen vorderem und hinterem Ärmel gleichmäßig ist.

    Eine kürze Kugelrundung braucht ein kürzes Armloch, damit der Ärmel weiterhin passt. Wer es weniger genau nimmt, kann auch einfach die Schulternaht etwas überlappen lassen oder - wenn der Ärmel Einhalteweite vorsieht - die Einhalteweite streichen.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de Ist der Ärmel zu eng, dann entstehen quer Zugfalten und es spannt überall. In dem Fall wird dann Weite zugegeben und das Armloch vergrößert.
    Wer das Armloch nicht ändern möchte, der kann auch Einhalten oder einen Abnäher einfügen, damit die zusätzliche Länge in der Armrundung immernoch passt.

    Wenn ihr den Ärmel an mehreren Linien durchschneidet, dann bleibt die Ärmelrundung schöner erhalten - gerade falls ihr mehrere Zentimeter zugeben oder wegnehmen wollt, wäre das zu empfehlen.

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    Sehr einfach, weil es sich auch nur um eine Längenanpassung handelt, kann man Falten korrigieren, die sich aus einer zu langen oder zu kurzen Armkugelhöhe ergeben.

    Ist die Armkugel zu lang, dann ist mittig des Armes zu viel Stoff, der Falten wirft (links).
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    Bei einer zu kurzen Armkugel zieht der Stoff aus der Seite nach oben hoch, weil mittig Länge fehlt rechts).

    Hinsichtlich des Armloches gelten die Ausführungen wie oben.
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    Schneidet der Ärmel unter der Achsel ein und bilden sich Zugfalten zur Achsel aus dem Ärmel und dem Oberteil (links), dann muss an der Naht, also den Seiten des Ärmels Weite zugegeben werden. Weil die Weite des Ärmels an diesem Punkt bleiben soll und ein Einhalten unter der Achsel unangenehm sein kann, kann man die fehlende Breite gut auf das Oberteil übertragen, aber Achtung: Dadurch ändert sich die Brustweite - wer das nicht möchte, der schneidet das Armloch weiter aus. Das ist im Prinzip das Gegenstück zu dem obigen Beispiel des zu weiten Armloches.

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    Bei Zugfalten, die nur oberhalb der Oberarmlinie mittig über die Armkugel liegen und auch auf das Oberteil ausstrahlen, ist die Armkugel zu schmal geraten. Sie wird gleichnäßig erweitert (oben rechts). Wenn ihr unsicher beim Nachzeichnen seid, dann schneidet einfach die Armkugel ab, schneidet sie auf Hälfte des vorderen und des hinteren Ärmels auf und schiebt die Teile gleichmäßig etwas auseinander.

    Manchmal ist auch nur eine Seite der Armkugel zu schmal, dann entstehen diese Falten nur auf einer Seite und die Armkugel wird dann entsprechend nur dort etwas verbreitert. Wenn ihr genug Nahtzugabe habt stehen lassen, dann lässt sich das oftmals schon darüber lösen.
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    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de Die Passform ist auch immer eine Frage der Haltung. Nun haben viele das Problem eines runden Rückens (hier wurde das Thema 'runder Rücken' schonmal aufgegriffen). Bei einem runden Rücken verändern sich nicht nur die Längenmaße des Rückens, sondern auch die Arme kippen nach vorn.

    Die Schulterrundung liegt dann nicht mehr auf dem Schulterpunkt sondern weiter vorn. So entsteht in der hinteren Armkugel ein Hohlraum und im vorderen Ärmel spannt die Rundung. Außerdem ist die hintere Ärmelrundung zu kurz, sodass diese aus dem Hohlraum Falten zieht.
    Gleichzeitig ist die vordere Ärmelrundung zu lang und wirft auch Falten.

    Nun könnte man einfach den Schulterpunkt verlegen, aber dann ist der Schulterpunkt, also der Dreh- und Angelpunkt unseres Arms, nicht mehr der höchste Punkt und vielleicht sogar nicht mehr im Fadenlauf. Daher machen wir es anders:

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    In der Mitte sehen wir einen idealen Ärmel - an dem muss man gar nichts ändern, aber man sieht was wir vorhaben, um unseren Schulterpunkt und unsere Weiten sinnvoll zu verschieben: Die Armkugel wird vertikal ungefähr auf halber Höhe abgetrennt und samt Schulterpunkt verschoben. Wichtig ist dabei über den Einsatzpunkten zu bleiben, ansonsten kommt es auf die genaue Lage nicht so sehr an.

    Die ganze obere Armkugel wird dann so verschoben, dass der Schulterpunkt auf eure tatsächliche Schulterhöhe passt. Der Ärmel wird dann neu gezeichnet (am besten mit Hilfe eines Kurvenlineals, aber es geht auch ohne recht gut). Und man sieht ganz gut, dass die Armkugelhöhe insgesamt gleich bleibt, aber die Rundungen sich ändern.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.de Besonders bei sehr förmlichen Kleidungsstücken, wie zB Blazern, möchte man eine Fehlhaltung oft nicht noch betonen oder ausformen. Daher kann es sich dort anbieten anders vorzugehen: Dazu wird die Armkugel auch auf der halben Armkugelhöhe, aber dazu am Schulterpunkt eingeschnitten und nach aussen verschoben. So wird die benötigte Länge in der Armkugel geschaffen ohne den Rest des Ärmels zu verändern. Durch Schulterpolsterung kann dann der Ärmel ausgefüllt werden und es wird ein gefälliges Gesamtbild erreicht.

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    Nun gibt es häufig auch die Variante, dass nicht der gesamte Ärmel zu eng ist, sondern nur am Oberarm spannt. Natürlich ist es dann genauso wie mit allen anderen Schnittteilen: Sie müssen dort angepasst werden, wo der Körper es braucht. Es stellt sich also zunächst die Frage wo die Oberarme zusätzlichen Platz benötigen. Wir unterscheiden daher zwischen der Mehrweite in der Ärmelmitte oder an der Ärmelnaht.

    Braucht man zB aufgrund eines ausgedehnten Fitnessprogramms mehr Weite am Bizeps, dann verbreitert man den Ärmel mittig.

    Wollt ihr sowieso nur 2 oder 3 Zentimeter zugeben, dann würde ich euch diese Variante auch empfehlen, denn sie ist schnell, einfach und das Ergebnis insgesamt gefällig.

    Der Ärmel wird an der Oberarmlinie durchgeschnitten und der Länge nach von unten nach oben aufgeschnitten - damit die Armkugel in der Länge unverändert bleibt, wird der Ärmel am Schulterpunkt nicht durchgeschnitten (1). Die Oberarmlinie wird anschließend um die gewünschte Weite auseinandergezogen (2). Damit der Ärmel aber weiterhin am Handgelenk passt, werden die Seiten wieder zugedreht - die Teile überlappen dann ein wenig (3). Die Armkugel wird ingsesamt etwas flacher, aber der Armausschnitt bleibt gleichlang und so passt der Ärmel mit allen Passzeichen weiterhin ohne Probleme in das vorhandene Armloch. Aber Achtung: Wir haben die Ärmellänge verändert - bitte prüft, ob diese noch passt.

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    Hat man aber sehr füllige Oberarme, die an der Ärmelnaht mehr Weite brauchen (salopp gesagt "Winkearme"), dann empfiehlt sich eine Anpassung eben auch genau dort. Denn wenn ihr oben Weite zugebt, obwohl die unten gebraucht wird, dann verzieht sich der Ärmel und ist unbeqeum. Das Prinzip dieser Änderung unterscheidet sich aber nicht von der anderen Variante.
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    Es wird zunächst aufgeschnitten und dann die benötigte Mehrweite aufgedreht. Bei dieser Variante wird die Armrundung nicht nur etwas flacher, sondern auch leicht verlängert. Das macht auch Sinn, denn der Oberarm wird auch unten im Armloch etwas mehr Weite benötigen. Wie also schon weiter oben bei der fehlenden Weite in der Achsel wird auch hier das Armloch etwas verlängert. So bleibt die Weite an der benötigten Stelle.


    9. Ärmelformen


    Ärmel kommen in den unterschiedlichsten Varianten daher.

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    Zuerst haben wir hier die einfachste Variante, nämlich unterschiedliche Längen.
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    Durch Aufdrehen des Schnittes erhält man dann zusätzliche Weite - je nach Geschmack wird diese Weite an unterschiedlichen Stellen und in verschiedenen Ausprägungen zugegeben. Manschetten oder Bünchen raffen die Weite wieder zusammen und geben einen blusigen Fall.
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    Unterteilungen im Ärmel - wie bei den Tulpenärmeln oder mit zusätzlichen Volants - bieten zusätzliche Möglichkeiten zur Gestaltung.
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    Angeschnittene oder Raglanärmel verändern auch das Oberteil und erreichen eine rundere Schulterform. Raglan ist vor allem bei Sport- und Wanderkleidung beliebt, da keine Nähte auf die Schulter drücken oder die Bewegung stören.
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    Je nach Ärmelform, Stoffart und persönlichem Geschmack lassen sich alle erdenklichen Ärmel gestalten.


    10. Ärmel gestalten und verändern


    Aus dem ganz normalen Ärmel lässt sich nahezu jede Ärmelform konstruieren. Durch Aufschneiden, Aufdrehen und Zusammenschieben entstehen neue Ärmelformen. Zu beachten ist dabei eigentlich nur, dass der Fadenlauf noch stimmt und dass der Ärmel am Ende immernoch ins Armloch passt, also sollte die Länge der Armkugel unverändert bleiben oder zumindest in gleicher Länge eingesetzt werden können (zB durch Einhalten, Raffen, Abnäher, Falten, Smoken oder Ähnliches).

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    Die einfachste - und deshalb hier gezeigte - Variante ist es den Ärmel mit dem Fadenlauf in mehrere Teile zuschneiden, aber man kann den Ärmel nach belieben aufschneiden. Vertikal, sternenförmig, nur teilweise, in geschwungenen Linien - es ist ganz davon abhängig welchen Ärmel wir am Ende erreichen wollen. So kann ein weiter Ärmel einfach im Ganzen auseinandergedreht werden, während der schmalere Trompetenärmel erst im unteren Teil aufgefächert werden darf. Das Prinzip ist das Gleiche und wird nur durch unterschiedliche Aufteilung erreicht. Beide Ärmel passen weiterhin in das gleiche Armloch.

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    Sehr beliebt sind auch die Puffärmel, in ihren verschiedenen Versionen. Damit der Ärmel aber nicht nur gekräuselt wird, braucht der Puffärmel nicht nur mehr Weite, sondern auch etwas Höhe. So springt der Ärmel direkt so puffelig auf, wie man es von ihm erwartet. Je nach Gestaltung entsteht der Puff an anderer Stelle eines kurzen Ärmels mit kleiner Manschette.

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    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.deEiner der Ärmel, die eine Menge her machen, obwohl sie gar nicht so schwer sind, ist der Tulpenärmel. Man nimmt einfach den Ärmel und malt jeweils die gewünschte 'Blütenblattform' auf und macht ein neues Schnittteil daraus. Die Armrundung bleibt dabei gleich, sodass ihr ganz normal nach Anleitung weiternähen könnt. Denkt dran, dass ihr den 'Blütenblättern' eine Nahtzugabe zugeben müsst und vor dem Einnähen nach Geschmack versäumen müsst.

    Ihr könnt auch die beiden Teile an der Ärmelnaht zu einem verbinden. Aber achtet darauf, dass dann möglicherweise der Fadenlauf nicht eingehalten werden kann bzw. ihr die Naht etwas anpassen müsst, damit es passt.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.deDer Flatterärmel funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie schon der Puffärmel weiter oben und wird eingeschnitten und dann entsprechend auseinander gezogen, aber dieses Mal nicht mit einer Manschette zusammengerafft.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.deDer Lampionärmel wird in zwei Teile geteilt, bevor beide zueinander aufgedreht werden. Achtet darauf beide in gleichem Maße auzudrehen. Je nach Geschmack können sie nur leicht oder auch sehr stark aufgedreht und in kurz oder lang getragen werden.

    Kleine Ärmelkunde von beswingtesAllerlei.deDer Volantärmel bleibt ganz unverändert und bekommt nur einen Volant unten angenäht. Der braucht nur die gleiche Länge, wie die untere Naht des Ärmel, zu haben und kann ganz nach Wunsch aufgefächert werden.

    Wer es richtig stoffreich mag, könnte eine Art Teller annähen und verschieden lange Volants ergäben eine Art Lagenlook.

    Wer es etwas ungewöhnlicher mag, kann den Volant auch aus einem längeren Rechteck machen und Kräuseln und Falten einnähen, damit er an den Ärmel passt.


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    Schlusswort


    Und damit bin ich am Ende angelangt - ich hoffe, dass der Beitrag euch gefallen hat und hier und da ein wenig helfen wird. Wie immer gilt: wenn ihr Fragen oder Ergänzungen habt, dann schreibt das gern in die Kommentare.

    Fertig: Simplicity 8342!

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    Man kann mir ja nicht vorwerfen, dass ich nicht versuchen würde mich mit Jersey anzufreunden. Nun habe ich schon ein Oberteil Nummer 3 daraus genäht, aber so recht wird das nichts mit mir und dem Jersey. Auch weil der Herbst vor der Tür steht werde ich mich lieber wieder meinen gewohnten Stoffen zuwenden. Aber vorher nun also noch das letzte Sommerteilchen, Simplicity 8342.


    Das Oberteil ist recht modern und ich würde es in die Richtung Rockabilly/Pin-Up schieben wollen. Dennoch mag ich es leiden und besonders die Bindung vorn, die auch wirklich zu binden ist und nicht nur so tut, wollte ich gern mal ausprobieren. Glücklicherweise ist gerade dieses Schnittmuster Teil der Simplicity SewingChallenge, sodass ich es kostenlos erhielt. Es gibt auch ein Video auf englisch für eine Schritt-für-Schritt Anleitung. Dem Video folgend habe ich keine FBA gemacht, denn es sollte angeblich auch ohne für große Brüste passen.

    An dem 'angeblich' liest man es vielleicht schon heraus, denn so recht glücklich bin ich damit nicht. Will ich mein Dekolleté nicht freizügig jedem unter die Nase halten, dann rutscht die Naht, die eigentlich unter der Brust liegen sollte, weiter nach oben (der obere Teil ist also zu kurz). Außerdem 'kippt' das ganze Oberteil durch die große Brust und so musste ich die Träger sehr kurz halten, damit sie die Rückseite vom Wegfallen abhalten.

    Auch mit den Trägern bin ich nicht zufrieden. Man merkt ihnen (und auch dem oberen Teil des Vorderteiles) an, dass sie eigentlich ein Neckholder werden wollten. Kompensiert wird das im Schnitt dadurch, dass die Ärmelchen sehr stramm angenäht werden und die Träger somit an die Schulterrundung ziehen. Das funktioniert auch ganz gut - außer ich bewege mich. Da ich aber nur ungern den ganzen Tag wie eine Salzsäule starr stehe, ist das alles irgendwie nicht so richtig gut gelöst. Ich habe mir insoweit beholfen, dass ich die Ärmelchen so gut wie möglich geplättet habe und dann noch einen Riegel hinten eingesetzt, der die Träger etwas dichter an die Körpermitte ranholt - so ein bisschen Neckholder light.

    Davon abgesehen ist es ein ganz süßes, kleines Sommerteilchen. Aber wenn ich für den nächsten Sommer nochmal eines mache, dann wird um eine FBA kein Weg herumführen.



    Der Rock ist, wie bereits bekannt, nach einem Schnitt von 1956 und passt zusammen mit dem Pastellgelb des Oberteils sehr gut zu den Schuhen. Und so bin ich insgesamt doch versöhnt mit dem Oberteil. Zumal es dem lieben Gatten auch sehr gut gefällt und er mir versichert hat, dass die Unzulänglichkeiten nur mir auffallen werden - was meint ihr?


    Fertig: Herbstbluse!

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    Bluse 40er Jahre - Simplicity 7708 1962

    Es ist nicht zu leugnen, dass der Herbst zumindest meterologisch schon Einzug gehalten hat und so dachte ich mir, dass ich vorsorglich schonmal eine Herbstbluse nähe. Am besten passend zu den  Herbstschühchen. Und so schnitt ich eine Viskose aus dem Stoffladen um die Ecke an, die zufällig perfekt passt.

    Bluse 40er Jahre - Simplicity 7708 1962

    Die Grundfarbe ist irgendwas zwischen Pflaume und Beere und darauf finden sich weiße Blumen mit schwarzen Details. Ein wunderbares Stöffchen, das - auch mit langen Ärmeln - angenehm zu tragen ist.

    Bluse 40er Jahre - Simplicity 7708 1962

    Der Schnitt ist (mal wieder) Simplicity 7708 - dieses Mal die Version mit langen Ärmeln, Manschetten und auch den vorgesehenen Schulterpolstern. 

    Der Schnitt ist der meistgenähte bei mir, weil er dem Muster einfach genug Raum lässt und auch weil ich alle Blusen daraus sehr gern im Alltag trage.

    Bluse 40er Jahre - Simplicity 7708 1962

    Das Praktische an einem Blog ist ja auch, dass man sich aufschreiben kann, was man beim nächsten Mal verbessern will. Zitat von der letzten Bluse: "..obwohl ich beim nächsten Mal den Rücken ein wenig kürzen werde". Noch praktischer wäre es, wenn ich mir sowas vor dem Nähen nochmal durchlesen würde.

    Bluse 40er Jahre - Simplicity 7708 1962

    Nunja, der Rücken ist also immer noch zu lang. Die überschüssige Rückenlänge entsteht durch die große Brust vorn und hängt sich entsprechend ungefähr auf Brusthöhe aus. Glücklicherweise ist die Viskose und das Muster da gnädig.

    Bluse 40er Jahre - Simplicity 7708 1962

    Die Knöpfe sind aus dem Trödelladen und eher unspektakulär, aber ich wollte die Manschette mal zeigen.  Die hätte noch wesentlich enger sein dürfen, aber das ließ sich nur noch bedingt nachträglich korrigieren.

    Bluse 40er Jahre - Simplicity 7708 1962

    Der Rock ist vom Frühlingskostüm und erfreut sich jetzt zu den kühleren Temperaturen wieder großer Beliebtheit. Der Hut ist ein Originalstück aus zweiter Hand und bot sich zum Outfit an. Die Schuhe waren im Outlet günstig und sind von Ara.

    Bluse 40er Jahre - Simplicity 7708 1962

    Ich bin sehr zufrieden mit der Bluse - ein gelungener Start in den Herbst, oder was meint ihr?
    [verlinkt beim MeMadeMittwoch]

    Fertig: Taubenblauer Rock von 1956!

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    Vorletztes Wochenende habe ich meine Stoffe sortiert. Das war auch dringend nötig, denn so langsam wusste ich nicht mehr so recht, was und wieviel davon ich habe. Also habe ich alle Kisten ausgekippt, alles nachgemessen, sortiert und katalogisiert. Und ganz nebenbei auch festgestellt, dass ich eigentlich genug Stoff habe.
    Letzte Woche war ich dann auf Dienstreise und ergatterte dort ein Souvenir. Stoff, den man in einer fremden Stadt kauft, gilt ja in erster Linie als Souvenir und nur nachrangig als Stoffekauf. Und Dank des Stoffbuches wusste ich auch, dass ich das perfekte Futter für den Rock habe - übrig geblieben vom Winterkostüm.

    Das Souvenir ist ein taubenblauer Wollgeorgette mit Polyanteil und kostete als Rest nur 15 Euro. Das Reststück reichte gerade so für den bereits bekannten Rockschnitt und ist ganz wunderbar geworden. Der Rock trägt sich angenehm schwer und durch den Fadenlauf in der vorderen und hinteren Mitte fällt er dort gerade und in den Seiten in Falten.

    Durch den Wollstoff ist der Rock eigentlich zu allen Jahreszeiten außer im Hochsommer tragbar und durch den Blaustich passt er zu allen blauen oder roten Teilen im Schrank - die grünen und lila Teile sind dazu nicht ganz so gut.

    Der Futterrock war notwendig, da der gewebte Stoff etwas durchscheinend ist und bat sich wegen des vorhandenen Futterrests auch an. Er besteht aus einem Formbund mit Vlieseline verstärkt und der Länge, die das Reststück des Futters halt hergab - 12cm kürzer als der Oberstoff. Ich hätte es gern noch 4-5cm länger gehabt, aber das ging sich nicht mehr aus. Dennoch schwingt der Rock durch das Futter besonders schön und fällt weicher.


    Den Rock hatte ich erst neulich aus braunem Stoff gezeigt, aber die Version landete inzwischen in der Restekiste, denn sie macht mich wahnsinnig. Knitter überall und die hintere Naht wollte sich partout nicht glatt zusammennähen lassen bzw. wurde nach stundenlangem Glattbügeln nach wenigen Minuten tragen immer wellig. Das habe ich mir ein paar Mal angeschaut, aber nun habe ich keine Lust mehr.


    Das ist ja sowieso das Entscheidende: Bewährt sich ein Kleidungsstück? Das Nähen und die anfängliche Begeisterung sind ja das Eine, aber ob es sich auch durchsetzt, als kombinierfreudig erweist und ein Lieblingsstück wird ist das Andere.
    Ein echtes Lieblingsstück ist das rote Oberteil nach einem Schnitt von 1940 geworden. Das hatte ich hier schonmal gezeigt. Der Schnitt ist eigentlich nicht für Strick vorgesehen und so wirken die Ärmel ohne den nötigen Stand ein bisschen merkwürdig. Aber es ist äußerst bequem und ich habe es oft und gern getragen. Langsam zeigt der Stoff erste Verschleißerscheinungen - die Elasthanfäden drücken sich hier und da heraus, kleine Knötchen (sog. Pilling) entstehen zusehends und insgesamt hat der Stoff an Sprung verloren und wirkt etwas.. erschöpft.


    Ich werde das Oberteil noch ein paar Mal tragen bis ich es dann entsorge. Ich bin ein bisschen traurig, aber die Freude überwiegt, dass es ein solcher Hit war. Kleider wollen getragen sein und geliebt werden.

    Der Schnitt vom Oberteil liegt hier noch und wartet vielleicht auf neuen Stoff. Wie meine Aufräumaktion verriet habe ich auch noch von dem Stoff, aber den hebe ich mir für ein anderes Projekt auf.


    Die Broschen sind übrigens auch selbstgemacht - hier hatte ich die gezeigt. Kleine Kombinationen von Herbstlaub nachdem sich auch die Blätter immer mehr färben - der Sommer ist wohl tatsächlich vorbei.


    Ob auch der Rock ein großer Hit wird, wird sich erst noch zeigen, aber bislang sieht es schwer danach aus. Ich werde dann berichten!
    [verlinkt beim MeMadeMittwoch]

    Zu herbstlichen Farben!

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    Herbstliche Farben und schöne Modelle für die Übergangszeit aus GeJo Modenblatt 08/1951.

    [verlinkt beim Creadienstag]

    Der Reindeer Ski Sweater von Catalina von 1947

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    Immer wenn die Temperaturen runtergehen - viele werden das kennen - steigt gleichzeitig die Lust auf wollig, warm, gemütlich. So richtig gemütlich ist das Rattern der Strickmaschine zwar nicht, aber nichtsdestotrotz wurde sie vorgestern voller Vorfreude wieder ausgepackt.



    Gestrickt werden soll das Weihnachtsgeschenk für den Gatten. Und gestern ging es Wolle kaufen - wunderbares Woll-Nylon-Gemisch auf großen Konen für ein geschmeidiges Abstricken und ein erster Testlappen verspricht ein hübsches Maschenbild und einen weichen Pullover. Der Liebste hat sich  die Wolle selbst ausgesucht, also es ist kein Geheimnis. Etwas geheimnisvoller ist hingegen schon wie sich das Ganze dann stricken lässt und ob ich das alles denn bis Weihnachten schaffen werden.

    Ziel der Begierde ist der Reindeer Ski Sweater von Catalina von 1947:



    Catalina wurde 1928 gegründet und erfreute sich besonders in den 40er und 50er Jahren mit Schwimmbekleidung und Strickwaren (was ja damals noch eng zusammenhing) großer Beliebtheit. Dabei war auch das Thema Novelty ganz präsent, also die Darstellung von Motiven wie Menschen, Orten oder eben wie hier Tieren.

    Ich bin dann mal Maschen auszählen - wie findet ihr den Pullover? Ist er nicht ein Knaller?

    Der Reindeer Ski Sweater - Zwischenstand!

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    Nachdem letzte Woche schon die Wolle ausgesucht wurde, mussten nun Teststücke folgen - für die Maße und für's Muster, denn so ganz einfach sind die kleinen weißen Punkte nicht. Alle 10 Maschen, abwechselnd in jeweils jeder 6 Reihen, werden weiß - am besten ohne besonders viele lose Fäden auf der Rückseite. Somit habe ich beim schon angestrickten Ärmel noch in jede 5 Masche den weißen Faden mit eingelegt, damit er mitgestrickt und so befestigt wird.



    Als Schnittmuster habe ich mir einen Herrensportpullover aus dem Knittaxheft 09/1959 ausgesucht. Der kriegt ein paar Maßanpassungen hier und da und ein ausgeprägteres Bündchen und dann sollte es mit dem gewünschten Ergebnis hinkommen. Und da das Muster auch für die Strickmaschine ausgelegt ist, passt die Maschenprobe auch. Das ist bei Handstrickmustern manchmal etwas schwieriger, weil die Strickmaschine vor allem in der Länge mehr Reihen braucht.

    Ob es am Ende auch für den Gatten passt, wird zunächst am Ärmel ausgetestet - der könnte im Zweifel relativ schnell nachgearbeitet werden. Man darf gespannt sein und ich hoffe nächste Woche schon den Ärmel präsentieren zu können!
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