..sollen beim Schneidern den glatten Stoff in körpergerechte Rundungen bringen. (aus Schneidern mit Chic von 1966).
..dienen dazu, Kleidungsstücke an bestimmten Stellen in Form zu bringen, z. B. einen Rock, ein Oberteil oder einen Ärmel. (aus
Mit Maßband, Nadel, Garn und Schere von 1968)
Vorab möchte ich kurz erwähnen, dass dieser Beitrag einen Überblick verschaffen und Grundlagen vermitteln soll. Es geht nicht um eine abschließende Aufzählung aller Möglichkeiten und auch den Anspruch der professionellen Schnittkonstruktion kann ich nicht erfüllen. Es geht hier um handwerkliche Grundlagen, Einblicke und ausgewählte Möglichkeiten mit Abnähern umzugehen. Insbesondere die Beiträge zur Full Bust Adjustment (
hier und
hier) sollen unterstützt und ergänzt werden.
Wer sich darüber hinaus mit Abnähern und Schnittmusterkonstruktion beschäftigen möchte, dem seien Fachbücher dazu ans Herz gelegt.
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- Wozu brauchen wir Abnäher?
- Wie sieht ein Abnäher aus?
- Wo liegen Abnäher?
- Wie nähe ich Abnäher?
- Von der Konstruktion zum Kleidungsstück
- Wie verlege ich Abnäher?
- Wie korrigiere ich Abnäher?
- Wie teile ich einen Abnäher?
- Wie kann ich Abnäher ersetzen?
- Abnäher als Designelement
1. Wozu brauchen wir Abnäher?
Wenn man es mal sehr weit runterbricht, dann besteht Kleidung aus zwei aneinandergenähten Stoffbahnen, die unserem weitesten Maß entsprechen (üblicherweise Brustumfang für alle Oberteile und Hüftmaß für alle Beinkleider). Da die Figuren der meisten von uns aber deutlich von Säulen zu unterscheiden sind, brauchen wir Formen und Rundungen. Mal ein Beispiel warum wir Abnäher benötigen:
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Zu reinen Darstellungszwecken hat die abgebildete Dame natürlich sehr gleichmäßige Maße. An den aufblinkenden Keilen können wir gut erahnen, dass unter anderem an diesen Stellen der Stoff weg muss. In den Seiten schaffen wir das zumeist durch die Seitennähte. Auch vorn und hinten kann man diese Anpassung durch Nähte erzielen, aber dann wären viele Kleidungsstücke eher Kleidungsstückel - daher greifen wir auf Abnäher zurück.
Wann braucht man keine Abnäher? Auf Abnäher kann man verzichten, wenn..
- man weite oder lose Kleidungsstücke näht (zB Tellerrock oder Cape),
- man wenig ausgeprägte Rundungen hat und/oder genug Passform durch Nähte erzielt,
- man sehr dehnbare Stoffe verwendet oder den Stoff entsprechend dressiert (dehnt).
Sehr geübte Designer verstecken Abnäher in Designelementen oder Nähten, daher ist nicht automatisch jedes Schnittmuster ohne sichtbare Abnäher schlecht, aber es kann ein Indiz sein und sollte uns zumindest nochmal genau hinschauen lassen.
Also braucht man Abnäher nur bei nichtdehnbaren Stoffen? Dehnbare Stoffe (Jersey und Strickstoffe) lassen sich besser in gewünschte Formen ziehen, aber vielleicht kennt ihr das, wenn ein dehnbarer Stoff zu sehr über der Brust spannt und dort zu dünn oder das Muster auseinandergezogen wird. Da würde ein Abnäher durchaus Sinn machen. Auch ein Kleidungsstück aus dehnbaren Stoffen sitzt besser, wenn es schon in der Konstruktion zum eigenen Körper passt.
2. Wie sieht ein Abnäher aus?
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Abnäher sind grundsätzlich keilförmig und zeigen dorthin, wo am meisten Weite benötigt wird.
Und wie hier gezeigt sieht ein Abnäher beispielsweise im vorderen Oberteil aus.
Der Brustpunkt ist dabei besonders wichtig. Er bezeichnet den höchsten Punkt der Brust (üblicherweise die Brustwarze) und dort brauchen wir am meisten Weite.
Wenn sich in der Taille Abnäher von Ober- und Rockteil treffen, dann werden sie zu einer Raute verbunden, aber im Prinzip bleiben es trotzdem zwei Abnäher.
Wir berechnen Abnäher zwar sehr mathematisch und meistens werden sie auch als gleichmäßige Dreiecke mit geraden Linien dargestellt, aber viele Abnäher sind nicht linear. Daher noch eine kurze Übersicht welche Auswirkungen unterschiedliche Abnäherformen haben:
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Diese Gestaltung des Abnähers hat nicht nur bei der Brust Bedeutung, sondern auch zB bei der Ausprägung vom Gesäß oder Bauch. Wenn also beispielsweise eure Röcke auf dem Weg zwischen Taille und Hüfte zu eng oder zu weit sind, obwohl beide Maße passen, könntet ihr mal mit der Form eures Abnähers experimentieren. Wer zB ein sehr rundes Gesäß hat, sollte Abnäher eher schmaler gestalten (links).
3. Wo liegen Abnäher?
Abnäher finden sich an allen Arten von Kleidungsstücken. Sie werden stets dort verwendet, wo Weite weggenommen werden soll. Das ist insbesondere an der Taille der Fall, aber auch zB am Hals, am Ellenbogen oder am Schulterblatt.
Wir können natürlich mit den schon vorhandenen Abnähern eines Schnittmuster arbeiten oder wir fügen selbst Abnäher ins das Schnittmuster ein, wie zB bei der
Full Bust Adjustment.
Es gibt auch die Möglichkeit Abnäher direkt am Kleidungsstück zu modellieren. Dazu nutzt man im besten Falle eine passgenaue Schneiderbüste (oder einen freiwilligen Helfer) und steckt den Abnäherinhalt per Hand ab. Der Vorteil ist, dass Abnäher sich bei nicht allzu störrischen Stoffen quasi selbst legen, weil sich Falten bilden, wo zuviel Weite ist. So richtig praktisch ist diese Variante aber nicht, da meistens Nähte im Weg sind und Abnäher eben nur die Weite beeinflussen - nicht die Länge. Wenn man also nachträglich zB im Armloch einen Abnäher einfügt, dann fehlt Länge im Armloch und der Ärmel passt nicht mehr hinein.
Daher empfiehlt es sich lieber schon auf dem Papier Abnäher einzuzeichnen und eben auch Längen zugeben zu können. Und man sollte immer ein Probemodell anfertigen.
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Die Lage der vertikalen Abnäher, also der Taillenabnäher, ist vorn am einfachsten zu bestimmen. Die Abnähermitte verläuft im Vorderteil direkt unter dem Brustpunkt.
Im Rückenteil liegt der Abnäher auf der Mitte zwischen der Armlinie und der hinteren Mitte. An der Schultern sind Abnäher zB in der Mitte gut plaziert.
Das sind sehr allgemeine Angaben, die je nach Körperform, nach Ausarbeitung des Kleidungsstückes oder nach dem gerade angewandten Konstruktionsmodell abweichen.
So liegt zB der hintere Abnäher eines Rockes in einem Konstruktionsbuch auf halber Strecke zwischen Seitennaht und hinterer Mitte und im nächsten pauschal 8cm von der hinteren Mitte entfernt. Außer die Hüftform macht eine ganz andere Lage empfehlenswerter..
Bei einem Kleid werden die Abnäher des Rockteiles widerrum an die des Oberteiles angepasst, sodass es dem Auge des Betrachters gefälliger wird.
Ihr seht also wo genau ein Abnäher liegt, kann kaum pauschal beantwortet werden und führt zu sehr in die Schnittkonstruktion als das ich dies hier aufführen könnte. Ich beschränke mich daher auf das Arbeiten mit schon vorhandenen oder vorab konstruierten Abnähern.
Um nun wieder den Verweis auf die
Full Bust Adjustment zu schaffen, seht ihr hier die gängisten Abnäher am vorderen Oerteil und ich bin sicher ihr habt schon Schnittmuster mit einer dieser Varianten gesehen:
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4. Wie nähe ich einen Abnäher?
Das Wichtigste zuerst: Abnäher werden grundsätzlich nicht ausgeschnitten! Die Darstellung als Keile im Stoff ist wirklich nur Darstellung um zuverdeutlichen, wo Weite weggenommen wird. Wenn aus bestimmten Gründen gewollt ist, dass ein Abnäher vor dem Nähen eingeschnitten wird (zB weil eine Kräuselung enthalten ist), dann steht das explizit dabei.
Abnäher werden zunächst exakt auf der Mitte, also der Umbruchlinie, gefaltet, sodass die Nahtlinien genau aufeinander liegen und zuammengesteckt werden könne (1). Gesteckt werden Abnäher stets von der Spitze zur breitesten Stelle des Abnähers und genau entgegengesetzt genäht.
Wir beginnen an der breitesten Stelle und verriegeln die Naht mit wenigen Rückwärtsstichen. Anschließend wird auf der Nahtlinie entlang genäht. Achtet darauf, dass die Spitze nicht zu abrupt, sondern langsam über den Stoff hinaus ausläuft.
An der Spitze wird der Abnäher nicht verriegelt. Das Verriegeln macht die Naht breiter und der Abnäher kann sich dann nicht mehr so schön legen. Daher nähen wir einige Stiche über die Umbruchkante hinaus, schneiden die Fadenenden großzügig haben und verknoten diese leicht verzwirbelt (2).
Anschließend werden die Abnäher gebügelt. Zunächst wird die Umbruchkante flach gebügelt, danach wird der Abnäherinhalt in die gewünschte Richtung gebügelt. Bei vertikalen Abnäher wird der Inhalt zur (vorderen oder hinteren) Mitte und bei waagerechten Abnäher nach oben gebügelt. Ein ausgebügelter Abnäher kann mit wenigen Stichen an der Nahtzugabe befestigt werden (3). ![]()
Tipps & Tricks:![]()
- Bei sehr feinem Stoff oder sonstwie widerspenstigen Abnähern sollten diese geheftet werden. Dabei wird der Abnäher mit einem Faden und einigen Handstichen so genäht, dass der Faden auf der linken Stoffseite den Abnäherschenkeln folgt und auf der rechten Stoffseite zwischen den Abnäherschenkeln wechselt. Zieht man anschließend den Faden fest, zieht der Abnäher sich automatisch zusammen und kann mit der Maschine abgesteppt werden.
- Taillenabnäher werden ebenfalls von der breitesten Stelle zur Spitze genäht. Da sie zwei Spitzen haben, näht man sie also auch in zwei Schritten.
Damit sie sich schöner legen, kann der Abnäherinhalt auf Taillenhöhe eingeknipst werden. - Bei dicken Stoffen wird der geschlossene Abnäher an der Umbruchkante entlang bis 2cm vor der Spitze eingeschnitten und dann zu beiden Seiten weggebügelt (falls der Stoff aufribbelt, sollte er mit einigen Handstichen gesichert werden). Auch die Spitze wird (zB mit Hilfe einer spitzen Schere) gleichmäßig auseinander gebügelt.
- Wenn der Stoff sich von rechts zu sehr durchdrückt, kann beim Absteppen ein Stoffstück mit eingenäht werden, das auf die andere Seite als der Abnäherinhalt gelegt wird und diesen dann ausgleicht.
5. Von der Konstruktion zum Abnäher im Kleidungsstück
Bei der
Full Bust Adjustment zB werden am Brustpunkt neue Abnäher konstruiert und auch beim Verlegen von Abnähern wird stets der Brustpunkt als Drehpunkt verwendet. Dabei entstehen zumeist offene Keile, die dann zum Abnäher werden, aber wie genau funktioniert das?
Zunächst ist wichtig, dass der fertige Abnäher nicht bis zum Brustpunkt (oder zum Punkt der größten Weite) geschlossen wird. Die Abnäherspitze endet 2-3cm vor diesem Punkt - je runder desto früher endet der Abnäher, je spitzer desto weiter wird er geschlossen. Wer also einmal einen Spitztütenbüstenhalter nähen will, der kann den Abnäher gern bis zum Brustpunkt laufen lassen.
Aber zurück zum normalen Abnäher: zuerst wird der offene Keil geschlossen, also großzügig mit einem weiteren Papierstück unterklebt. Dann schließen wir den Keil so dass der Knick des untergelegten Papiers in die gleiche Richtung zeigt wie der Abnäherinhalt später - im Beispiel wäre also die vordere Mitte rechts vom Keil.
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Das überstehende Papier wird abgeschnitten. Dabei können sehr kantige Übergänge am Abnäher nach Augenmaß angepasst werden. Danach kann der Keil wieder geöffnet werden. Automatisch ist das Abnäherdach entstanden, sodass der Abnäher am fertigen Stück exakt mit der Naht abschließt. Der entstandene Knick ist die Abnähermitte und an dieser können wir nun die Abnäherspitze vom Brustpunkt wegverlegen.
Zum Schluss kann der Abnäher noch in Form gebracht werden, falls er nicht linear werden soll (s.
hier).
6. Wie verlege ich einen Abnäher?
Abnäher lassen sich im Prinzip ganz nach eigenem Geschmack oder Bedürfnissen des Stoffes (zB Muster) verlegen. Dazu gibt es mehrere Methoden, aber ich zeige euch die für meinen Geschmack einfachste Methode: Die Einschnittmethode. Falls ihr ein schon mühsam abgeändertes Schnittmuster verwendet macht am besten vorab eine Kopie, denn wie der Name sagt wird hier eingeschnitten.
Es wird dort, wo der Abnäher später liegen soll, bis kurz vor den Brustpunkt eingeschnitten -
nicht durchgeschnitten (links). Dann wird der alte Abnäher geschlossen und sofort öffnet sich der neue in der notwendigen Weite (mitte). Wer lieber zwei Abnäher möchte, der schließt den alten Abnäher nicht vollständig und verteilt so die Weite auf beide Abnäher (rechts).
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7. Wie korrigiere ich einen Abnäher?
Der Brustpunkt bezeichnet, wie bereits erwähnt, die höchste Stelle der Brust - üblicherweise die Brustwarze. Diese Stelle ist allerdings bei jeder von uns unterschiedlich. Manche haben eher runde, andere eher spitze Brüste, manche Brüste stehen mehr nach oben, andere neigen sich zur Seite. Es ist also völlig unterschiedlich, an welcher Stelle euer Brustpunkt liegt und als wäre das nicht schon schwierig genug, kann sich die Stelle zB durch den Büstenhalter nochmal ändern.
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Das Bestimmen des Brustpunktes und die Anproben solltet ihr daher immer auch in der Wäsche machen, die ihr am Ende zu eurem Kleidungsstück tragen möchtet.
Was aber tun, wenn der Abnäher eben nicht auf den Brustpunkt zeigt? Abnäher können einfach im Ganzen verhoben werden. Dazu verschieben wir den gesamten Abnäher entlang der Schnittmusterkante - der Winkel und auch die Größe bleiben also unverändert.
Es ist aber nicht nur die Position der Abnäher, die mit dem tatsächlichen Brustpunkt kollidieren kann, sondern auch die Länge. Abnäher sollen ca. 2-3cm vor dem Brustpunkt enden.
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Abnäher, die zu dicht oder zu weit entfernt enden, können einfach entlang der Umbruchkante verlängert oder gekürzt werden. Wichtig ist auch dabei, dass sich der Abnäherinhalt, also die Weite an der Schnittmusterkante, nicht ändert, denn die soll ja weiterhin zum Rest, also zB zum Rückenteil oder zum Rockteil, passen.
Das Gleiche ist übrigens zutun wenn wir eine
Full Bust Adjustment machen, den Abnäher verlegen oder sonstwie den Abnäher auf dem Papier konstruieren. Dabei bilden sich die Abnäher auch erstmal direkt am Brustpunkt, aber werden so entsprechend auf die richtige Entfernung gebracht (s. auch
hier).
8. Wie teile ich einen Abnäher?
Frauen mit ausgeprägter Brust und/oder Hüfte kennen das Problem, dass Abnäher eine große Menge Stoff 'schlucken' müssen. Wenn viel Weite weggenommen werden muss, dann kann es passieren, dass Abnäher zu groß werden. Je nach Position und Stoffwahl sind schon 3-5cm Abnäherinhalt zuviel. Es ist dann schwierig die Spitze sanft auslaufen zu lassen bzw. die Stoffmenge unterzubringen. Da ist es zu empfehlen den Abnäher aufzuteilen.
Das erreichen wir entweder wie in
unter 6. beschrieben, wenn wir nicht den gesamten Abnäher schließen und so zwei Abnäher entstehen, oder wir können auch einen einzelnen Abnäher aufteilen.
Dazu wird an der Spitze des fertigen Abnähers (also 2-3cm vom Brustpunkt entfernt) eine zur Abnähermitte rechtwickelige Linie und in der gewünschten Entfernung ein oder mehrere weitere Abnäher eingezeichnet. Damit diese gleichmäßig werden, sollten sie paralell gezeichnet werden - möchte man zB ein strahlenförmiges Bild, zeichnet man sie entsprechend ein.
Dann wird entlang der Linie geschnitten und die neuentstandenen Abnäher werden gleichmäßig aufgezogen. So entstehen mehrere kleinere Abnäher, die den Stoff besser verteilen oder als Designelement wirken.
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9. Wie kann ich Abnäher ersetzen?
Abnäher kann man grundsätzlich ersetzen, aber es ist wichtig, dass trotzdem die Passform beachtet wird, daher ist ein einfaches Offenlassen der Abnäher nicht möglich.
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Abnäher können aber grundsätzlich schon durch Weite ersetzt werden. Dabei geht man im Prinzip so vor als würde man den Abnäher verlegen wollen. Der alte Abnäher wird zugedreht - die Passform dort bleibt erhalten - jedoch bleibt der neue Abnäher einfach offen.
Das geht zB bei Röcken, aber auch mit Oberteilen, die dadurch zum Babydoll werden, oder auch eine beabsichtigte Weite im Rückenteil, das dann lässig fällt.
Dies hat aber Auswirkungen auf die gesamte Form des Kleidungsstückes (aus einem geraden Rock wird eine leichte A-Linie usw.) und ist daher nicht immer geeignet.
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Relativ einfach lassen sich Abnäher aber auch durch Falten (auch Biesen) oder Kräusel (auch Smoken oder Raffungen) ersetzen. Die Falten springen dann dort auf, wo die Weite benötigt wird. Am einfachsten entstehen Falten dadurch, dass man Abnähern einfach die Spitze kappt. Je kürzer die Falte abgesteppt wird, desto weicher springt die Mehrweite auf. Wird die Falte bis kurz vor die Abnäherspitze geschlossen oder ist verhältnismäßig breit springt die Mehrweite recht abrupt auf.
Es ist also dem eigenen Geschmack und der Stoffwahl geschuldet wie weit und in welcher Tiefe die Falten geschlossen werden - manche werden beispielsweise nur an der Schnittmusterkante (also zB Saum) zugenäht, sodass sie sich auf die ganze Länge wortwörtlich entfalten können.
Kräusel können schlicht den Abnäher ersetzen (links). Das ist aber gerade bei sehr langen Abnähern manchmal nicht so schön, denn die Kräuselung verläuft sich schnell, sodass der Rest dann nur weit fällt und genau das wollten wir ja durch die Abnäher verhindern. Deshalb ist es dann sinnvoll das Schnittmuster zu teilen - wir bringen also unsere Kräuselung dichter an den Punkt der benötigten Weite ran.
In diesem Beispiel (mitte und rechts) teilen wir das Schnittmuster kurz unter der Brust. Der untere Teil wird zusammengeschoben, sodass die Abnäher wieder entfallen. Der obere Teil wird dann angenäht und dabei die zusätzliche Weite unter der Brust eingekräuselt.
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Dabei kommen wir auch gleich zu einer weiteren Möglichkeit: Das Setzen von Nähten. Diese Variante eine ordentliche Passform zu erzielen ist sehr gut geeignet zB bei dicken oder störrischen Stoffe, weil dann nur eine normale Nahtzugabe und kein Abnäherinhalt gebändigt werden braucht. Und zudem lassen sich Nähte im Gegensatz zu Abnähern besser auseinanderbügel.
Die gängigste Variante dieser Teilungsnähte sind die Wiener bzw. Prinzessnähte. Sie laufen durch den Taillenabnäher nach oben zur Schulter-, Armloch- oder Seitennaht.
Die Teilungsnaht kann direkt durch den gesamten Abnäher laufen oder nur die Spitze treffen, sodass die Teile zusammengeschoben werden können (dabei nicht das Einzeichnen von zusätzlicher Nahtzugabe vergessen). Wie im oberen Beispiel können die Nähte auch nur Teile des Abnähers ersetzen. Das führt uns gleich zu den Gestaltungsmöglichkeiten.
10. Abnäher als Designelemente
Abnäher können auch versteckt werden - so werden bei Herrensakkos gern Abnäher durch aufgesetzte Taschen überdeckt (auch bei Röcken zu finden) - oder sie werden gezielt betont (zB mit Paspeln oder Stickereien).
Auch müssen Abnäher nicht immer lineare Nähte sein - wieso nicht mal geschwungene Abnäher? (Ein geschwungener Abnäher sollte allerdings vor dem Nähen in der Abnähermitte eingeschnitten werden, weil man den Stoff sonst nicht exakt an der Nahtlinie aufeinander nähen kann.)
Abnäher können also fast beliebig verschoben und gestaltet werden. Das lässt uns neben den praktischen Aspekten viele Designmöglichkeiten. Und wer die Abnäher noch besser als Designelement verarbeiten will, kann auch noch mit unterschiedlichen Stoffen bzw. Farben arbeiten.
Hier ein paar Beispiele:
Schlusswort..
Nun sind wir am Ende dieser kleinen Abnäherkunde angelangt. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen oder völlig falsch oder umständlich erklärt. Hoffentlich hat es euch gefallen und ihr konntet neue Erkenntnisse mitnehmen. Falls ihr Ergänzungen, Fragen oder Hinweise habt, dann schreibt sie sehr gern in die Kommentare.