In der zweiten Hälfte der 50er Jahre und den frühen 60er Jahren schlug das Wirtschaftswunder richtig zu. Die Menschen hatten Arbeit, genug Geld und Lust das auch auszugeben. Der Konsum lebte nach den eher kargen Nachkriegsjahren immer mehr auf und auch das Eigenheim wurde wieder wichtiger. Kleine Cocktailpartys und das Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden sorgten für einen Aufschwung im Bereich Einrichtung - bunte Tapeten und Gardinen, Kleinmöbel und auch das Buffet zogen in die Wohnzimmer ein.
Ursprünglich war das Buffet ein Küchenmöbel. Üblicherweise besteht es aus zwei Teilen: Dem breiteren Unterteil mit Schränken und Schubfächern sowie einem Aufsatz mit Glasvitrine und weiteren Schränken. Es wurde in erster Linie als Stauraum für das Geschirr, Handtücher sowie Küchengeräte genutzt - häufig waren daher die Glasscheiben durch Gardinen verdeckt. Als nun das Leben immer mehr in das Wohnzimmer verlegt wurde, wanderte das Buffet mit.
Damit es auch in das moderne Eigenheim passte bekam es ein ganz neues Design und häufig auch noch eine Bar. Da waren die typischen Messingverzierungen, die Form wurde schlichter, dafür wurden unterschiedliche Hölzer verwendet, die Füße wurden zierlicher und die Glasscheibe bekam kleine, schmückende Bemalungen.
Und statt schnöden Küchenutensilien wurde in der Vitrine das gute Geschirr gelagert - bei uns also unser Geschirr "Isolde" von Seltmann Weiden, das ich
hier schon zeigte.
Aber ich möchte euch auch etwas mehr über unser Buffet im Speziellen erzählen. Es ist ein Wohnschrank aus Macore und Ahorn und ist 1,6m breit und hoch. Es wurde von der Mutter der Verkäuferin erworben und stand dort lange im Wohnzimmer. Nach dem Tod der Besitzerin wurde es in den Keller verfrachtet und wartete dort - bis wir es schließlich abholten. Es ist also sozusagen aus erster Hand.
Es hat schon ein paar kleine Macken - ist euch der kleine Spalt zwischen der Glasscheibe und dem Holz aufgefallen? Hier und da geht eine Tür schwer zu, die Griffe sind etwas abgenutzt und ein paar Kratzer hat es auch schon. Aber insgesamt ist es für sein Alter wundervoll erhalten - alle Teile sind intakt [sogar die Glasteile der Vitrine und der Bar], die Schlüssel sind alle vorhanden, die Bespannung der Vitrine ist noch da, die Schubfächer sehen aus wie neu. Mir gefallen auch vor allem diese zweifarbigen Buffets so richtig gut. Es ist wundervoll verarbeitet, die Bar entlockte dem Liebsten Seufzer des Glücks und diese Detailliebe ist fantastisch. Die Türen sind in der Maserung perfekt aufeinander abgestimmt und sind auch noch geschwungen verarbeitet, was dem ganzen Schrank ein abgerundetes Design gibt.
Ich finde es wundervoll und die kleinen Macken machen es fast noch wundervoller! Unnötig zu erwähnen, dass wir auch schon unseren eigenen Kratzer beim Transport reingehauen haben, aber natürlich an einer ganz unauffälligen Stelle - wir sind schließlich Profis!
Unser Buffet stammt von der Firma BRÖCKER. Die wurde schon 1864 gegründet und war damit lange eine der ältesten Möbelwerkstätten, aber ging im Jahr 2006 in Insolvenz. Bekanntere Marken der 50er Jahre sind zB Musterring, String und Wohnkultur.
Gekauft wurde unser Buffet übrigens am 22.02.1961 und hat 448 DM gekostet [434,50 DM, weil man sofort bezahlte] - woher ich das weiß? Na, ich habe einfach auf die Rechnung geschaut, denn tatsächlich liegt die Originalrechnung noch bei!
1961 betrug das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen 6.723 DM, also ein Monatseinkommen von 560 DM. Somit kostete der Schrank fast ein Nettomonatseinkommen. Und damit wären wir auch bei einer nicht ganz uninteressanten Information, nämlich dem Preis. Keine Sorge, ein Monatseinkommen haben wir nicht bezahlen müssen - vielmehr kostete uns das Schmuckstück einschließlich Benzin nur 50 Euro! Wir haben es bei den Kleinanzeigen des Auktionshauses entdeckt - die Bilder waren etwas verschwommen und wir skeptisch, aber haben uns getraut und es hat sich sehr gelohnt.
Wie findet ihr Buffets? Zu altbacken, zu mächtig oder zeitlos modern? Habt ihr auch eines oder sucht ihr eines?