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Ein Kragen für den Herren!

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Ihr erinnert euch sicher an den Hirschpullover für den lieben Gatten. Der wird gern getragen, aber es fehlt noch das Hemd mit passendem Kragen, das in den 40er und 50er Jahren unter keinem Pulli fehlen durfte.


Nun ist der Pulli schon recht warm für den Büroalltag und ein Hemd darunter würde vermutlich eh nur auftragen und knittern, daher haben wir uns entschieden, dass ein Kragen reicht. Der soll dann angeknöpft werden, sodass der Pullover weiterhin mit oder ohne Kragen getragen werden kann.

Und so nähte ich am Wochenende den Kragen vom bewährten Hemdschnitt aus einem Rest cremefarbener Baumwolle.


Es fehlen noch die Knöpfe (sowohl vorn zum Schließen als auch zum Anbringen an den Pullover - da werden es wohl Druckknöpfe werden) und für den richtigen Eindruck noch die Ziernaht am Kragenrand. Und dann bin ich sehr gespannt, ob es sich so unkompliziert tragen lassen wird, wie ich mir das vorstelle und wie es den Eindruck vom Pullover verändert.


Habt ihr solche Kragen schonmal genäht? In den alten Heften sind sie ja auch gerade für die Damen oft drin. Kragen, passende Manschetten und ähnliche Kleinigkeiten sollen den Kleidern immer wieder ein neues Aussehen geben. Bisher habe ich sowas noch nicht versucht, aber vielleicht komme ich ja noch auf den Geschmack.

Fertig: Oberteil nach einem Schnitt von 1940!

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Ein Pullover nach einem Kleiderschnitt aus der Modenschau Nr. 332 von 1940.

Der Schnitt ist eigentlich als Kleid gedacht, aber hat als solches nicht so recht überzeugt. Nachdem aber die Anpassungen eigentlich gelungen waren, habe ich es gekürzt und schonmal als Pullover genäht. Die Schleife habe ich dieses Mal zum Wohl meiner Broschensammlung weggelassen.


Im Gegensatz zum letzten Pullover habe ich dieses Oberteil ein paar cm länger gemacht - für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber im Zweifel kann ich es ja noch kürzen oder reinstecken. Insgesamt soll es aber halt ein warmes Teil für das Frühjahr und den Winter sein.

Außerdem habe ich die Falten in den Ärmeln nicht mehr so stark abgenäht. Leider fehlt es an einem Einsatzpunkt für die Ärmel, sodass ich sie eher nach Gefühl einsetzen musste.


Der Stoff ist aus dem wunderbaren Stoffladen um die Ecke, aber ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was für ein Stoff das sein soll - er fühlte sich geeignet hat und so kaufte ich ihn. Er ist auf einer Seite flauschig ange(g)raut und auf der anderen Seite sind schwarze Schlingen sichtbar. Ich bin ja nicht so bewandert in dehnbaren Stoffen, aber das müsste so ein Sommersweat sein?


Der Ausschnitt ist entsprechend dem Schnittmuster vorn leicht erhöht und hat einen selbstgemachten Beleg bekommen. Belege sind nicht schwierig. Man nimmt einfach den Oberteilschnitt, kopiert die Kragenlinie und fügt mindestens 5cm nach innen hinzu bzw. ich mache es meistens so, dass es gut zu versäubern ist und sich angenehm legen kann.

Die beiden Belegteile (je Vorder- und Rückenteil) habe ich verstärkt, zusammengenäht und an der äußeren Kante versäubert - innen ist es nicht nötig und macht nur die Nähte dick. Die vordere Mittelnaht habe ich einfach ab einem Punkt offen gelassen und den Beleg gegengenäht, die Rundungen eingeschnitten und den Beleg verstürzt (also nach innen gewendet). Anschließend die Nahtzugabe versäubert und dabei den Beleg mitgefasst. Den Beleg habe ich mit wenigen Handstichen an der Schulter und in der hinteren Mitte angenäht.

Der Kragen hat nun genau soviel Stand, dass er ein wenig absteht, aber er ließe sich mit einer Brosche auch legen. Belege sind immer eine schöne und saubere Variante für Kragen.


Wegen dem großen Körbchen hat das Oberteil natürlich eine FBA bekommen - insgesamt vier Abnäher je Seite und dann noch eine geschwungene Linie in der vorderen Mitte formen die Brust aus.

Auch wenn der Stoff dehnbar ist, sitzt ein gut passendes Oberteil immer besser. Entsprechend viel Stoff muss bei einem großen Körbchen an den Seiten durch Abnäher weggenommen werden.

Weil ich es eine aparte Möglichkeit finde, habe ich den Brustabnäher, der sich bereits im Armloch befand, verwendet und diesen dann auf drei Abnäher aufgeteilt. Ich mag den strahlenförmigen Effekt - wie man einen Abnäher aufteilt, könnt ihr hier lesen.

Dazu kommt dann noch der Taillenabnäher, der über die Taille hinaus auch noch Richtung Hüfte für einen körpernahen Sitz sorgt.

Hinten gibt es ebenfalls zwei Taillenabnäher für den gleichen Effekt.


Der Rock hatte nach dem Bürotag schon ein wenig Falten und Knitter geschlagen und bräuchte besonders am Saum mal wieder ein bisschen Dampf, aber er wird gern getragen und passt zu vielem. Hier hatte ich ihn schon zusammen mit dem anderen Pullover gezeigt.  


Ich bin sehr glücklich mit dem neuen Pullover, aber nun werde ich lieber für den Frühling nähen - vom Winter habe ich genug! Wie findet ihr denn mein letztes Winterstück?

Und dann waren plötzlich alle Blusen pink..

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Ich bin eine sehr vorsichtige Wäscherin. Alle selbstgenähten Sachen werden zwar in der Maschine gewaschen, aber natürlich in den Schongängen und nach Farben sortiert. Tja, und dann gibt es sie - diese Tage, an denen alles schief geht, und an denen sich ein dunkelrotes Poloshirt des Mannes in die Maschine mogelt und die gesamte Wäsche einfärbt. Drei meiner liebsten Blusen kamen fleckig pink aus der Maschine! Nach dem ersten Schock habe ich versucht zu entfärben - zufällig hatte ich noch Intensiventfärber da. Das half allerdings kaum - die Blusen waren eine Nuance weniger grell pink. Ich hätte weinen können (okay, ich habe auch ein bisschen geweint), weil es mir so leid drum tat. Sowohl die Pudelbluse als auch die Bluse aus dem Frühlingsensemble und die zartrosa Bluse sind hinüber.
Die gemusterten Stoffe sind inzwischen vergriffen und so kommt auch Nachnähen nicht in Betracht. Ich bin immernoch wirklich traurig drum.

Nun muss man aber ja das Beste daraus machen, also kaufte ich Färbemittel - Espresso-Braun und Rosen-Rot von Simplicol. Und falls jemand selbst auch mit dem Gedanken des Einfärbens spielt (zB auch von ungeliebten Stoffen), wollte ich das Ergebnis gern zeigen:


Die Handhabung war ein Kinderspiel und die Waschmaschine hat das ohne Weiteres mitgemacht. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis selbst. Es wurde schön gleichmäßig und ausreichend intensiv. Bei beiden Färbegängen hatte ich noch ungeliebte (Probe)Stoffe aus Baumwolle und Viskose beigefügt und auch da ist das Ergebnis perfekt. Aber zurück zu den Blusen.

Das Espresso-Braun ist leider einen Tick zu hell, um auch die dunkelbraunen Blätter des ursprünglichen Muster zu verdecken und so wirkt die Bluse immernoch leicht in sich selbst gemustert. Das stört mich allerdings nicht. Dass aber die Nähte aus Polyestergarn noch immer zartgrün sind, ist ein wenig schade.

Und auch das Rosen-Rot ist selbst schön geworden, aber leider eigentlich viel zu pink für mich. Da so ein hellrosa Stoff mit geflockten Stipseln durchaus noch zu besorgen wäre, spiele ich hier noch sehr ernsthaft mit dem Gedanken die Bluse einfach nachzunähen.

Die Pudelbluse habe ich erstmal so gelassen - sie ist weniger fleckig als die anderen beiden Blusen gewesen und der Entfärber hat ein gleichmäßiges Rosa hinterlassen. Ich bin noch unentschlossen, ob ich sie so rosa auf rosa tragen werde, aber Einfärben (müsste ja schwarz werden wegen der Pudelumrisse und schwarz trage ich eh nicht) habe ich nicht über's Herz gebracht.


Tja, es ist ein einziges Ärgernis, aber es ist nun so wie's halt ist und ich mache das Beste daraus - auch wenn ich teilweise noch nicht ganz sicher bin, was das Beste ist. In Zukunft werde ich auf jeden Fall wieder noch genauer auf die Wäsche achten - und jetzt habe ich erstmal alle versauten Blusen weggeräumt und eine ganz neue Hemdbluse angeschnitten; so zur Ablenkung und weil es einfach ein schöner Schnitt ist.

Ich wünsche euch immer gute Waschgänge und wenn jemand noch ein Zaubermittel für die Pudelbluse hat, dann immer her damit.

Fertig: Hemdbluse von 1940!

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Nachdem nun meine Hemdblusen fast alle durch die Wäsche mehr oder weniger zerstört wurden, habe ich schnell eine neue zugeschnitten - Trauerbewältigung in hellblau und mit roten Früchten.


Die Bluse aus der Praktischen Damen- und Kindermode von 12/1940  habe ich bereits zum fünften Mal genäht. Sie kommt im Heft als Westenbluse mit Gürtelteilchen und Brusttasche daher, aber beides habe ich stets weggelassen. Weiter habe ich eine Full Bust Adjustment gemacht und die vordere Mitte geändert. Ich habe die Ärmel gekürzt und den Kragen weggelassen, denn dafür hätte mein Stoff nicht mehr gereicht.


Statt einem Kragen habe ich hinten einen Beleg eingenäht.  Außerdem sind hinten noch zwei Abnäher vorhanden.


Und um noch ein bisschen mehr Stoff zu sparen, habe ich die Belege aus einem kräftigblauen Wollstoff gemacht. Das finde ich von innen sehr apart und es spart Stoff. Für stoffbezogene Schulterpolster hat der süße Stoff aber doch noch gereicht.


Man erahnt es hier - die vordere Mitte ist länger als der Rest der Bluse. Auch beim Zusammenlegen fällt es mir immer wieder auf, aber wichtig ist ja, dass es an mir richtig passt und nicht wie es an der Wäscheleine oder im Schrank aussieht.

Den horizontalen Brustabnäher habe ich nach oben gebügelt, damit die Naht weniger auffällig ist.


Der Baumwollstoff mit Äpfeln und Erdbeeren, sowie kleinen Blümchen ist von Lecien und ich habe ihn schon länger bei Poppy Ray bewundert und dann im Ausverkauf zugeschlagen. Er ist auch in gelb immernoch verfügbar, falls jemand ihn auch so zauberhaft findet wie ich.  


Ich habe auch neben den maschinengenähten Knopflöchern zum ersten Mal die Knöpfe mit der Maschine angenäht - eine spannende Erfahrung. Man kennt das ja von gekauften Teilen, dass die Knöpfe sich lösen sobald man mal falsch an einem Faden zieht. Und nun müssen meine Knöpfe beweisen, dass sie besser halten.


Der Vorteil an so bekannten Schnitten ist ja, dass man kaum Vorbereitung braucht, dass man die Handgriffe kennt und mit einem guten Gefühl zu Werke geht, denn man kann schon sehr sicher sein, dass es gelingt. Und so nähte ich die Bluse in einer Woche - rekordverdächtigt! Und da lohnt sich auch eine länger andauernde Vorbereitung bei der ersten Bluse!


Der taubenblaue Rock ist auch schon bekannt und wird im Moment sehr oft getragen, weil er irgendwie zu allem passt. So wird er meistens direkt von der Wäscheleine gepflückt. Und auch zur neuen Bluse passt er sehr schön.


Ich bin sehr glücklich mit der neuen Bluse und froh über einen so gut passenden Schnitt - nun muss nur der Frühling endlich mal loslegen, damit ich bald die Bluse nicht nur drinnen tragen kann! Wie findet ihr die Hemdbluse? Ist doch süß, oder?

Und wieder ein Hawaiihemd..

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..und wieder Simplicity 4760 und wieder Fische und wieder möglichst mustergenau. Vielleicht erinnert ihr euch noch an das erste Hawaiihemd und der Gatte ist damit so glücklich, dass er bei dem neuerlich bei Poppy Ray entdeckten Fischestoff sofort um eine Neuauflage bat. 

Und so sitze ich wieder da und puzzle wieder Fische richtig aufeinander und bisher klappt das sehr gut:
 

Nun muss man nur noch auf einen schönen Sommer hoffen - wobei wir Hamburger da ja wenig anspruchsvoll sind: Regen ist erst, wenn die Stinte auf Augenhöhe die Elbe hochziehen!

[verlinkt beim Creadienstag]

Fertig: Ein zweites Hawaiihemd für den Gatten!

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Aloha! Ich war fleißig und habe am Wochenende das neue Hawaiihemd für den Gatten beendet. Der Stoff aus Hawaii ist eine sehr angenehme Baumwolle mit Fischmotiv - was auch sonst? Ja, wenn man mit einem Angler verheiratet ist, dann sieht, isst und vernäht man viele Fische!

Das Schnittmuster ist wieder Simplicity 4760. Das Hemd hat eine Knopfschlaufe, Kokosknöpfe und Schlitze in der Seitennaht. Das Hemd ist nicht schwer zu nähen und passt ganz wunderbar. Ich bin sehr zufrieden mit dem Schnittmuster und dem Ergebnis.


Achja, eine Hemdtasche gibt es auch, aber man sieht sie kaum, weil sie im Muster liegt - genauso wie auch die Knopfleiste.

Den Stoff korrekt im Muster zuzuschneiden ist nicht schwer, aber etwas friemelig. Dazu wird es aber noch einen ausführlichen Beitrag geben


Nun braucht es nur noch eine Grillegenheit, um das Hemd auch am Gatten zu knipsen, aber der Frühling wird schon kommen, also ist das nur eine Frage der Zeit. Mal sehen, wann wir uns den nächsten Fischstoff angeln, der ein selbstgenähtes Hemd wert ist - Rute raus, der Spaß beginnt!

Fertig: Osterkleid nach einem Schnitt von 1956!

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Mein Osterkleid ist fertig und ich bin damit zufrieden, wenn auch nicht restlos begeistert.

Der Schnitt ist aus Schwabe der neue Schnitt 12/1956.

Das Kleid mit Oberweitenmaß 120cm ist eigentlich etwas zu weit für mich, aber ich habe ein Probeteil gemacht und das saß abgesehen von der fehlenden Länge vorn sehr gut. So schnitt ich mutig zu und nähte und stellte erst dann fest, dass es doch oberum um einiges zu groß saß. Ich nahm daher sowohl an der Schulter als auch in der vorderen und hinteren Mitte ja rund 1-1,5cm weg. Dann vertiefte ich den belegten Ausschnitt auch nochmal um einen Zentimeter.

Es ist immernoch ein wenig zu groß und so machen sich die Falten, die auf dem Modellbild so akkurat fallen hier und da ein wenig selbständig, aber ich bin auch einfach sehr pingelig. Es klingt also wesentlich schlimmer als es eigentlich ist und so bin ich trotzem glücklich mit dem Ergebnis.


Der Stoff ist eine Baumwolle von Sew over it. Eine ganz feine Qualität - ählich wie Batist, aber etwas steifer. Die Grundfarbe ist ein zarter Fliederton und er ist bedruckt mit einem losen Muster aus weißen Fliederdolden. Sehr frühlingshaft.


Und weil ich nur 2,5m bestellt habe, musste ich bei den Ärmeln Stoff sparen und habe sie sogar quer zum Fadenlauf zugeschnitten.


Da der Stoff so fein und auch durchscheinend ist, habe ich das Kleid vollständig gefüttert.


Im Oberteil habe ich Futter und Stoff als eine Lage verarbeitet, damit die beiden Lagen sich gemeinsam in die Falten legen können und sich nicht gegenseitig aufplustern. Das klappte auch sehr gut. Ich habe beide Teile gleich zugeschnitten, beides gemeinsam unter viel Dampf geplättet und dann direkt mit einem langen Stich auf der Nahtzugabe zusammengenäht. Vorn habe ich auch beide Lagen innerhalb der Falte erst zusammengenäht bevor ich die Falten gelegt habe.  Danach dann als eine Lage weiterverarbeitet.

 

Dem Rockteil habe ich aber einen losen Futterrock verpasst - das raschelt schöner und stört den Fall des Oberstoffes nicht. Beide Säume habe ich als Rollsaum genäht.


Das Rockteil habe ich zügig mit der Overlock versäubert und den Futterrock mit einer französischen Naht, also die Rockteile erst auf links, danach auf rechts miteinander vernäht. Und allen Nähten im Oberteil habe ich eine Hong-Kong-Naht gegöhnt. Dazu habe ich Schrägstreifen aus dem Futterstoff geschnitten, ordentlich gebügelt und dann angenäht. Es war eine Menge Arbeit, aber gerade die zweilagige Nahtzugabe hat das sehr gut mitgemacht und es sieht einfach schön aus.


Die Ärmelchen haben noch einen Formstreifen am Saum bekommen und auch für stoffbezogene Schulterpolster haben die Reste dann noch gereicht - ein paar Schnipsel habe ich auch noch über.

 

Vorn habe ich für die große Brust Länge zugeben müssen und zwar folgendermaßen:


Zunächst habe ich den Brustpunkt anhand des Probeteiles bestimmt und paralell zur Taillennaht dort eingeschnitten. Gleichzeitig von unten zum Brustpunkt eingeschnitten (1). Danach die benötigte Länge zugegeben und den Taillenabnäher so aufgedreht, dass er weiterhin paralell zum Schnitt bleibt (denn vom Brustpunkt an braucht es ja nicht mehr Länge zur vorderen Mitte) (2). Schließlich die vordere Kante angepasst und den Abnäherinhalt in die mittlere Falte geschoben (3).

Im Vergleich sieht es dann so aus wie links gezeigt - in rosa das ursprüngliche Oberteil und darüber die dunklen Umrisse des neuen Oberteils.

An der Länge der Schulter- und Seitennaht hat sich nichts verändert und ebenso wenig an der Länge der Taillennaht, wenn die Falten erstmal geschlossen sind.



Hinten habe ich für das Hohlkreuz bzw. die sehr aufrechte Haltung angepasst und ca. 2cm Länge zum Kreuz, also der hinteren Mitte, weggenommen. Das habe ich hier auch schon beschrieben.


Also eine Menge Änderungen und Anpassungen und vermutlich werde ich auch diesen Schnitt nicht nochmals nähen, aber ich war damit gestern schon an der österlichen Kuchentafel gut angezogen. Und falls der Frühling sich dann auch endlich mal erbarmt, werde ich das Kleid sicherlich ganz oft spazieren führen! Wie gefällt es euch? Träumt ihr auch schon von dem Duft des Flieders?
[verlinkt beim MeMadeMittwoch]

Anpassung für die große Brust / Full Bust Adjustment!

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FBA steht für Full Bust Adjustment, also auf deutsch eine Anpassung für eine große Brust. Da die meisten Schnittmuster auf eine Körbchengröße B ausgelegt sind, haben Frauen mit mehr Brust zu wenig Platz - diesen Platz schafft die FBA an der richtigen Stelle.

  1. Woran erkenne ich, ob ich eine FBA brauche?
  2. Was nutzt eine FBA?
  3. Die richtige Größe wählen
  4. Den Brustpunkt bestimmen
  5. FBA bei einem normalen Oberteil
  6. FBA bei vorhandenen Abnähern
  7. FBA bei angeschnittenen Ärmeln
  8. FBA bei angeschnittenen Ärmeln - andere Variante
  9. FBA bei Teilungsnähten
  10. Kann ich nicht einfach eine Nummer größer nähen?
  11. Wenn es nur Länge braucht..
  12. Fake-FBA oder auch Dehnung statt Abnäher
  13. Ich will aber keine Abnäher


1. Woran erkenne ich, ob ich eine FBA brauche?


Üblicherweise brauchen Frauen mit Körbchengröße C oder mehr eine FBA. Ob ihr grundsätzlich eine FBA braucht, seht ihr am besten direkt am Kleidungsstück - entweder am Probeteil oder auch an Kaufklamotten. Wenn zB Blusen stets überall passen, aber die Knopfleiste über der Brust aufspringt oder auch wenn es um die Brust zwar herum passt, aber die Schulter zu weit ist und es an der Taille schlabbert. Am Schnittmuster kann man es auch schon erahnen, wenn die Maße von der Taille viel zu groß ausfallen.

Es gibt auch ein sehr typisches Faltenbild bei fehlender Anpassung. Der Stoff spannt oft zwischen den Brustspitzen, es bilden sich Falten aus der Achsel und aus der Seitennaht, die auf die Brustspitze zeigen - hier seht ihr das am echten Modell.



2. Was nutzt eine FBA?


Nun habt ihr also festgestellt, dass ihr nicht genug Platz an der Brust habt, aber was genau kann die FBA da für euch tun? Es handelt sich bei der FBA um eine kombinierte Weiten- und Längenanpassung.


Eine große Brust braucht nämlich mehr Weite, also Umfang, und zwar nicht im gesamten Oberteil, sondern zwischen der Seitennaht und den beiden Brustspitzen.
Gleichzeitig braucht eine große Brust mehr Länge, denn der Stoff hat einen längeren Weg über die große Brust. Dieser Weg ist am längsten an der Brustspitze und normalerweise auch in der vorderen Mitte, also zwischen den Brustspitzen (außer es handelt sich um eine ausgeformte Brustpartie).



3. Die richtige Größe auswählen


Besonders wichtig an der FBA ist, dass wir eine kleinere Größe wählen müssen als unseren tatsächlichen Brustumfang. Wir müssen also herausfinden, welche Größe wir nähen müssten, wenn wir ein B-Körbchen hätten. Es gibt theoretisch verschiedene Varianten eine solche Berechnung anzustellen.

Ich persönlich finde Messen am besten und behelfe mir daher mit der Oberbrustweite. Das ist ein wenig missverständlich, denn Oberweite und Oberbrustweite klingen sehr ähnlich - im Englischen spricht man von Full Bust (volle Brust) oder High Bust (Oberbrust), das finde ich etwas spezifizierter, aber es meint genau das Gleiche.

Hinweis: Lasst euch am besten von einer anderen Person vermessen. Steht gerade und entspannt, nicht steif, atmet normal und tragt im besten Falle immer die Wäsche (insbesondere den BH), die ihr auch unter dem fertigen Stück tragen möchtet.

Zunächst messen wir immer das normale Oberweitemaß. Dieses bestimmt man, indem man einfach waagerecht an der stärksten Stelle den Umfang misst.

Auch für die Oberbrustweite wird das Maßband hinten unverändert angesetzt. Anstatt nun aber das Maß an der vollen Brust zu messen, führt man das Maßband unter der Achsel hindurch nach vorn. Bitte nicht vorn bis unter das Kinn ziehen, sondern ab der Achsel wieder waagerecht führen. Das Maßband läuft dann nicht mehr waagerecht, sondern teilweise schräg. Das so ermittelte Maß entspricht ungefähr dem eines B-Körbchens. Diese Methode ist natürlich nicht hundertprozentig exakt oder mathematisch, aber für mich die beste Variante.
Auf den Bildern kann man das Prinzip sehen: Brustweite&Oberbrustweite.


Nachdem wir nun sowohl die Brustweite als auch die Oberbrustweite bestimmt haben, können wir die richtige Größe entsprechend dem Oberbrustmaß wählen. Ihr tut also bei der Auswahl der Größe im Schnittmuster so als wäre eure Oberbrustweite die ganz normale Brustweite/Oberweite.

Zudem rechnet ihr einmal die Brustweite minus die Oberbrustweite und erhaltet so, das notwendige Maß für eure Weitenanpassung.

Beispiel: Mein Oberbrustmaß ist 112cm, mein Brustmaß 120 cm. Ich wähle also Schnittmuster für ein Brustmaß 112cm aus und gebe bei meiner FBA (120cm - 112cm = ) 8cm, also 4cm je Seite, dazu. Dadurch habe ich dann die benötigten 120cm Umfang im fertigen Kleidungsstück.



4. Den Brustpunkt bestimmen


Nun habe ich schon mehrfach die Brustspitzen erwähnt - in der Konstruktion und FBA werden diese als Brustpunkt bezeichnet. Der Brustpunkt ist der höchste Punkt der Brust, üblicherweise ist das die Brustwarze. Dieser Punkt ist in der Konstruktion entscheidend, denn er ist der höchste Punkte unseres Oberteiles und daher unser Dreh- und Angelpunkt für die FBA. Falten und auch Abnäher zeigen fast immer direkt zum Brustpunkt hin.

Auf dem Bildchen links seht ihr den mit einem x markierten Brustpunkt, darum die Brust und ein paar typische Falten bei fehlendem Platz.

Aber wie bestimmt man den Brustpunkt?

Der Brustpunkt lässt sich messen. Dazu wird die Brusttiefe sowie der Abstand des Brustpunkt von der vorderen Mitte bestimmt.

Die Brusttiefe wird vom seitlichen Halsansatz, also dort wo Schulter und Hals aufeinandertreffen, bis zur Brustspitze gemessen.
Der Brustspitzenabstand wird im rechten Winkel zur vorderen Mitte bestimmt. Will man es ganz genau machen, misst man jede Körperseite einzeln, andernfalls misst man einfach waagerecht den Abstand zwischen den Brustspitzen und teilt ihn durch zwei.

Das Maß ist gut zu verwenden, wenn zB auf einem Schnittmuster der Brustpunkt bereits vermerkt ist und man ihn für sich selbst überprüfen möchte. Bei den meisten Damen mit großer Brust liegt der Brustpunkt weiter unten als vorgesehen - Schwerkraft sei Dank. Auch je nach Brustform kann die Brusttiefe und der Brustspitzenabstand variieren.

Einfacher ist es aus meiner Sicht, wenn man das jeweilige Schnittmusterteil einfach an sich hält und diesen Punkt markiert. Dazu also die Schulternaht des Papierschnittes einfach mit Stecknadeln an der Kleidung befestigen (Brusttiefe) und die vordere Mitte ausloten (Brustspitzenabstand). Mit einem Stift den höchsten Punkt der Brust markieren. Achtung: Bitte bedenkt, dass diese Variante verfälscht wird, wenn Kräusel oder Falten zwischen der Brust und der Schulter bzw. vorderen Mitte liegen.



5. FBA bei einem normalen Oberteil


Wir haben nun also alle wichtigen Daten, um mit der FBA beginnen zu können: Wir haben die Kleidergröße, die benötigte Weite und die Lage des Brustpunktes, also schaffen wir uns Platz!

Wir starten mit der einfachsten Variante, nämlich mit der FBA bei einem ganz normalen Oberteil, also taillenlang, ohne vorhandene Abnäher, Falten oder Kräusel.

a. Weite zugeben


Zuerst widmen wir uns der Weite, also der Breite unseres Schnittmusters. Dazu zeichnen wir parallel zur vorderen Mitte, also genau senkrecht, eine Linie von der Taille zum Brustpunkt. Von da aus verlängern wir die Linie gerade zu dem Punkt, der das untere Drittel des Armlochs beschreibt. Diese Linie schneiden wir bis kurz vor das Armloch - am Armloch schneiden wir nicht durch! Es verbleibt eine kleine Verbindung, die dafür sorgt, dass das Armloch sich in der Länge nicht ändert. Der Ärmel bleibt also von der FBA nahezu unberührt.

Außerdem zeichnen wir eine Linie von der Seitennaht ungefähr waagerecht zum Brustpunkt. Diese Linie schneiden wir von aussen nach innen, aber auch hier bleibt kurz vor dem Brustpunkt eine Verbindung bestehen.

Nun wird das untere rechte Teil nach unten rechts gezogen, sodass die senkrechte Linie einen parallelen Spalt bildet. Dieser Spalt sorgt für die zusätzliche Breite. Also ziehen wir den Spalt so weit auseinander bis er genauso breit ist wie das fehlende Maß (bei mir die oben genannten 4cm).

Dabei klappt ganz von selbst der waagerechte Schnitt mit auf. Daraus wird nachher ein Abnäher und wenn wir diesen Abnäher später wieder abnähen, dann ist die Länge der Seitennaht unverändert. Das ist wichtig, denn wir wollen an den Seitennähten nichts verändern, damit unser Vorderteil weiterhin ohne Probleme zum Rückenteil passt.

b. Länge zugeben


Ein großer Busen braucht aber ja nicht nur Breite, sondern auch Länge, also schneiden wir waagerecht links neben dem Spalt das Schnittmuster durch und ziehen das Stück so nach unten, dass es wieder auf einer Höhe mit dem auseinandergezogenen Teil des Schnittmusters ist.

Wenn ihr keinen gerade Saum habt, denn macht am besten vorab eine Markierung, damit ihr die richtige Länge findet.

Die vordere Mitte wird also komplett verlängert - das ist unsere einzige 'Naht', die von der FBA betroffen ist und nicht durch einen Abnäher wieder verkürzt wird.

Das Schnittmuster ist nun in den Umrissen fertig angepasst und ihr könnt die Freiräume mit Papier unterkleben.

c. Abnäher setzen


Die Abnäher sorgen dafür, dass die Seiten- und Taillennaht unverändert passen, sodass die benötigte Weite wirklich nur an der Brust sitzt. Also zeichnen wir in die entstandenen Freiräume nun die Abnäher. An den Kanten sind die Abnäher genauso breit wie der Freiraum und laufen dann spitz zu. Sie sollten stets rund 2-3cm vor dem Brustpunkt enden.

Und weil Abnäher meist direkt zum Brustpunkt zeigen, zeichnen wir den Brustpunkt nochmal neu ein und verschieben die Abnäher so, dass sie auf den Brustpunkt zeigen. Wie Abnäher verschiebt, verlegt oder gestaltet und noch ganz viele anderen Informationen zu Abnähern findet ihr hier in der Abnäherkunde ausführlich.


d. Fertiges Schnittmuster


Unser Schnittmuster ist also fertig. Verändert haben wir die Länge der vorderen Mitte, die Breite auf Brusthöhe sowie das Einfügen von zwei Abnäher. Die Abnäher steppen wir natürlich am Vorderteil als erstes und dann wirst Du schon sehen, wie die Abnäher Deine Brust nachformen.

Es bleiben alle Nähte, die auf andere Teile des Schnittmusters treffen, unverändert. Das Armloch blieb durch die Verbindung unverändert und wurde lediglich etwas schräger gestellt. Das Rückenteil passt weiterhin an Schulter- und Seitennähten genau so zusammen wie das Rockteil an der Taillennaht.



6. FBA bei vorhandenen Abnähern


Ab und an steht man vor dem Problem, dass bereits Abnäher im Schnitt vorhanden sind, denn gerade wenn es ein körpernahes Teil ist, dann braucht auch ein kleines Körbchen die formenden Abnäher - hat man ein größeres Körbchen braucht man trotzdem mehr Platz und muss eine FBA machen. Nun kann man den vorhandenen Abnäher nicht einfach ignorieren, denn der nimmt ja auch schon Weite bzw. Länge an den Seiten weg. Also hat man verschiedene Möglichkeiten wie man mit dem Abnäher umgeht.

Man kann den Abnäher während der FBA unbeachtet lassen. Also ihr macht die FBA als wäre gar kein Abnäher da. Am Ende verlegt ihr den neu entstandenen Abnäher zB in die Schulter. Der alte Abnäher wird dann beim Nähen ganz normal geschlossen, sonst wäre zuviel Stoff vorhanden.

Oder wir erweitern die vorhandenen Abnäher.

Im besten Falle zeigt der vorhandene Abnäher auf den eigenen Brustpunkt, dann schneidet man ihn einfach mittig durch und erweitert diesen im Zuge der FBA und hat halt größere Abnäher. Ist einer der Abnäher zu groß, kann man ihn nach der FBA verlegen oder teilen.

Ich hatte allerdings schon erwähnt, dass bei den meisten Damen mit einem großen Körbchen auch der Brustpunkt etwas weiter unten liegt. Dann würde ich euch empfehlen den Abnäher vorab zu verlegen, das geht recht schnell und erleichtert die FBA - dazu verlegt ihr den Abnäher einfach entlang der Kante, sodass er korrekt liegt (hier die näheren Informationen).

Es kommt aber auch vor, dass ein Schnittmuster einen Brustpunkt vorgegeben hat und der Abnäher trotzdem nicht auf diesen zeigt, sondern daran vorbei. Das kann Sinn machen, wenn andere Elemente wie Falten nicht durch Abnäher gestört werden sollen, mehrere zB Taillenabnäher vorgesehen sind oder der Abnäher aus gestalterischen Gründen so geführt wird. In diesem Fall gehen wir nur ein wenig anders vor.

Im Prinzip funktioniert ein Abnäher auch, wenn er zwar sinngemäß richtig eingefügt wurde, aber dann an der Abnäherspitze gedreht wird. Dann zeigt der Abnäher zwar nicht mehr genau auf den Brustpunkt, aber die Weite und Länge stimmen und davon gehen wir hier aus.

Wieder schneiden wir den Abnäher in der Mitte bis zur Abnäherspitze auf, aber dann führen wir diese Linie nicht weiter, sondern biegen ab zum Brustpunkt. Denn am Brustpunkt brauchen wir den Platz.

Anschließend geht es wie gewohnt weiter:

a. Weite aufdrehen und Länge kommt automatisch dazu,

b. die Länge wird in der vorderen Mitte ebenfalls zugegeben und

c. durch Abnäher die Freiräume zu den Kanten hin wieder zumachen, damit alle Kanten und Nähte weiterhin aufeiander passen.

Bitte bedenkt, dass ein Abnäher, der vorgegebenermaßen nicht auf den Brustpunkt zeigt, auch nach der FBA nicht auf den Brustpunkt zeigen sollte.

Und auch nach unserer FBA schaut der seitliche Abnäher weiterhin am vorgegebenen Brustpunkt vorbei. Sollte der vorgegebene Brustpunkt nicht eurem echten entsprechend, dann messt am besten wieviel Abweichungen ihr habt und versetzt dann den Abnäher entsprechend.

Ob ein Abnäher gewünscht am Brustpunkt vorbei läuft oder es sich um eine Abweichung aufgrund des eigenen Brustpunktes handelt ist nicht leicht zu erkennen. Mit ein bisschen Erfahrung erkennt man es dann aber doch und ansonsten helfen Probeteile.



7. FBA bei angeschnittenen Ärmeln


Eine Anpassung bei angeschnittenen Ärmeln führt immer mal wieder zu Kopfzerbrechen, denn das Armloch fehlt und so kann man nur schwer den Schnitt setzen. Aber mit einer kleinen Änderung geht es doch wie gewohnt und ganz normal.

Schneidet einfach vorab den angeschnittenen Ärmel weg, also senkrecht (zumeist im Fadenlauf) den Ärmel ungefähr am Ansatz. Man könnte auch ein anderes Armloch als Schablone verwenden und damit den angeschnittenen Ärmel hilfsweise wegnehmen - das wäre eventuell ein wenig genauer, aber aus meiner Sicht nicht notwendig.

Nun macht ihr die FBA wie gewohnt, aber statt einem Drittel des Armloches wählt ihr ca. die Hälfte der abgeschnittenen Ärmelbreite.

Legt man ein Oberteil mit normalem Armloch darüber, dann sieht man gut, dass es ziemlich genau passt.

Der Rest läuft dann wie schon gewohnt: Weite zugeben, Länge zugeben, Abnäher einzeichnen und ganz am Schluss den vorher abgeschnittenen Ärmel wieder anfügen. Grobe Kanten oder Ecken etwas abrunden und dann kann man im Vergleich gut sehen, dass wir wieder erfolgreich Länge und Weite eingefügt haben.





8. FBA bei angeschnittenen Ärmeln - Andere Variante


Und in diesem Zuge möchte ich euch auch eine andere Variante einer FBA zeigen.

Diese Variante würde sich zB bei Fledermausärmeln anbieten oder wenn vielleicht ohnehin schon ein Abnäher aus dem Kragen kommt. Auch hier wird Weite und Länge zugegeben. Anschließend der Taillenabnäher zugedreht und so hat man nur einen großen Abnäher aus dem Kragen kommend. Dieser Abnäher könnte dann indurch Falten oder Kräusel ersetzt werden.

An sich kann man also verschiedene Varianten wählen, aber ich würde euch empfehlen es lieber auf dem 'klassischen' Weg zu machen und dann die Abnäher zu verlegen, denn dabei öffnet sich zB die Länge von selbst und so muss man weniger Maße beachten.



9. FBA bei Teilungsnähten


Teilungsnähte (auch Wiener Nähte oder Prinzessnähte) sind Nähte, die für eine figurnahe Anpassung von Oberteilen sorgen. Sie beginnen in der Schulter-, Ärmel oder Seitennaht und sollten über den Brustpunkt, also den höchsten Punkt der Brust, hinweg oder dicht daneben entlang laufen.

In diesem Fall machen wir die Anpassung aus der Schulter kommend. Auch hier haben wir also wieder das Problem, dass aufgrund eines zu großen Busen Zugfalten entstehen und mehr Platz geschaffen werden muss. Teilungsnähte haben den großen Vorteil, dass alle Abnäher in ihnen verschwinden, sodass man sich über die Abnäherposition oder Ähnliches keine Gedanken machen braucht. Teilungsnähte erleichtern daher auch die Anpassung für den großen Busen.

Betrachtet man die Schnittteile des Vorderteiles, dann erkennt man gut die vorgeformten "Abnäher". Man kann schon erahnen, dass sich nach dem Abnähen eine Rundung in der Naht ergeben wird und der Brustpunkt durch die breiteste Stelle bereits vorgegeben ist. Der Platz für den großen Busen wird von der Seitennaht kommend benötigt, daher wird die FBA vor allem im Seitenteil gemacht. Das mittlere Vorderteil bleibt abgesehen von einer Längenänderung am Ende unverändert. Falls Du schon ein normale FBA gemacht hast, dann wird Dir vieles recht bekannt vorkommen, denn beide Varianten unterscheiden sich vorerst kaum.

a. Weite zugeben


Zunächst widmen wir uns der Breite unseres Seitenteils. Dazu zeichnen wir eine Linie von der Taille zum Brustpunkt. Normalerweise orientiert man sich dabei an der vorderen Mitte, aber das funktioniert hier nicht, also schneiden wir eine gerade Linie dicht an der Kante entlang.

Vom Brustpunkt aus zeichnen wir eine Linie zu dem Punkt, der das untere Drittel des Armlochs anzeigt. Diese Linie schneiden wir bis kurz vor das Armloch - am Armloch schneiden wir nicht durch! Es verbleibt eine kleine Verbindung, die dafür sorgt, dass das Armloch sich in der Länge nicht ändert. Der Ärmel bleibt also von der FBA ziemlich unberührt.

Außerdem zeichnen wir eine Linie von der Seitennaht ungefähr waagerecht zum Brustpunkt. Diese Linie schneiden wir von aussen nach innen, aber auch hier bleibt kurz vor dem Brustpunkt eine Verbindung bestehen. Falls waagerecht nicht geht weil zB das Armloch dort liegt, verlegt ihr den Schnitt einfach ein wenig nach unten.

Nun wird das untere rechte Teil nach unten gezogen, sodass die von der Taille kommende Linie einen paralellen Spalt bildet. Dieser Spalt sorgt für die zusätzliche Breite. Also ziehen wir den Spalt so weit auseinander bis wir das fehlende Maß (bei mir zB 4cm, weil ich insgesamt 8cm Mehrweite brauche) erreichen.

Der waagerechte Schnitt klappt sich automatisch auf und schafft einen Abnäher. Dieser wird gleich wieder geschlossen.

b. Abnäher schließen


Bis hierhin unterscheidet sich die FBA mit einer Teilungsnaht nur sehr gering von einer normalen, aber nun ändern wir das. Grundsätzlich würden wir die entstandenen Abnäher schließen, aber hier sind - wie oben beschrieben - die Abnäher in der Naht enthalten. Weitere Abnäher wollen wir verhindern (außer sie sind als Stilelement gedacht) und so verlegen wir diese nun auch in die Teilungsnaht.

Zunächst verlängern wir die Kante, die am vorderen Mittelteil liegt, sodass sie genauso lang wie der Rest ist. Dafür schneiden wir sie einfach waagerecht ab und verlegen sie sinngemäß nach unten.

Außerdem unterlegen wir zunächst die entstanden Mehrweite von der Ärmelnaht aus mit Papier, damit diese unverändert bleibt. Dann schneiden wir gerade durch die beiden Brustpunkte und schneiden wieder nicht durch, sodass eine Verbindung bestehen bleibt (links).


Anschließend schließen wir den Abnäher einfach (mitte). Es entsteht ganz von selbst am Einschnitt mehr Platz. Das ist aber kein Abnäher, sondern einfach mehr Platz. Die eigentliche Veränderung ist der Winkel von Schulterpartie und zur Taille hin, denn dadurch werden die Abnäher, die sich in der Naht verstecken, natürlich größer! Dann kippen wir noch den verlängerten Teil wieder an die Taille heran (rechts).

c. Länge zugeben


Am Seitenteil haben wir mehr Länge geschaffen. Diese Änderungen müssen wir auch auf das vordere Mittelteil übertragen. Also schneiden wir auch hier jeweils senkrecht auf gleicher Höhe wie beim Seitenteil durch und verlängern sinngemäß, sodass die Teilungsnähte gleichlang sind und aufeinanderpassen.

Insgesamt haben wir tatsächlich nur die vordere Mitte verlängert - an der Länge der Seitennaht hat sich nichts geändert und diese passt ohne weitere Änderungen an das Rückenteil.

d. Fertiges Schnittmuster


Unser Schnittmuster ist also fertig. Im Vergleich einmal das Schnittmuster vorher und nachher.

Man sieht sehr deutlich, dass wir einige Zentimeter um die Brust herum dazugewonnen haben. Die Länge aller anderen Nähte außer der Teilungsnaht vorn ist gleich geblieben. Lediglich die Neigung von Schulterpartie und Ärmelnaht haben sich geändert - der Fadenlauf bleibt übrigens auch gleich.

Teilungsnähte machen übrigens besonders bei dicken Stoffen (z. B. Filz oder Wolle) Sinn, weil man die gut ausbügeln kann und eben nur die Nahtzugabe bändigen braucht und nicht den gesamten Abnäherinhalt.



10. Kann ich nicht einfach eine Nummer größer nähen?


Immer wieder liest man, dass Kleidungsstücke entweder sowieso nach der Brustweite ausgewählt werden oder mit Absicht ein oder zwei Größen größer gewählt werden, damit die Brust reinpasst. Geht das so einfach? Leider nein.

Mal ein Beispiel: Stellt euch vor ihr geht in einen Wäscheladen und möchtet einen BH kaufen. Sagen wir mal euer Unterbrustumfang ist 90cm und ihr greift zu einem B-Körbchen, also 90B. Unterhalb der Brust passt der BH, aber das Körbchen ist viel zu klein - ihr habt eigentlich ein E-Körbchen. Logischerweise würde man nun ein 90E wählen, oder? Stattdessen wählt ihr aber 100B und man kann sich vermutlich denken was passiert: Die Brust passt nun zwar rein, aber wird gar nicht vom ganzen Körbchen gehalten und der Unterbrustumfang ist viel zu groß.

Und genau das ist, was passiert, wenn ihr statt einer FBA, nämlich dem Vergrößern des 'Körbchens', ein oder zwei Größen größer wählt. Alles wird zu groß und die Brust passt trotzdem nicht ideal rein, denn es bleibt ein B-Körbchen.

Dazu kommt die ungleichmäßige Verteilung, denn das Schnittmuster wird gleichmäßig gradiert. Beispielsweise hat die größere Größe 5cm mehr Brustumfang. Diese 5cm werden aber nicht vorn zugegeben, sondern jeweils zur Hälfte vorn und hinten. Dadurch verzieht sich die Seitennaht, nämlich um genau diese 2,5cm oder eben soviel wie der Stoff schafft.Zudem wäre eben alles andere zu weit. Und letztlich fehlt es auch noch an der Länge, denn diese wird bei der Gradierung auch nicht extra in der vorderen Mitte zugegeben.

Eine größere Größe ist somit nicht geeignet ein größeres Körbchen vernünftig auszugleichen!

Eine echte Alternative kann also nur eine angemessene Anpassung direkt an der Brust sein. Dann passt alles andere weiterhin ideal und es wird an der richtigen Stelle Platz geschaffen, der die eigene Brust nicht nur bequem unterbringt, sondern auch ins rechte Licht rückt. Versucht es und ihr werdet sehen, dass eine große Brust ideal verpackt viel besser ist.

Eine FBA lohnt sich - versprochen!



11. Wenn es nur Länge braucht..


Nun sagen wir mal ihr wollt etwas nähen, das wirklich weit ist, also zB Oversize oder eine flatterige Tunika. Der Schnitt ist nicht zu eng an der Brust und hat vielleicht sogar angeschnittene Ärmel oder ist ärmellos, sodass auch die weite Schulter nicht auffällt. Dann könnte man auf Abnäher verzichten..

..wenn da nicht die Länge wäre. Auch bei weitgeschnittenen Teilen fehlt der Weg des Stoffes über die große Brust. Und es wird sich in der vorderen Mitte der Saum eures Kleidungsstückes heben und auf Höhe der Brust werden aus der Seitennaht Falten kommen. Ihr könnt aber in einem solchen Fall nur die Länge zugeben.

Das kann man sich sehr einfach machen, nämlich einen waagerechten Schnitt durch das Vorderteil am Brustpunkt und dann einfach die benötigte Länge verlängern. Wieviel ihr zugeben müsst, könnt ihr entweder bei eurer FBA nachschauen oder falls ihr noch keine gemacht habt, dann könnt ihr am Schnittmuster messen. Einfach dort die vordere Taillenhöhe, also vom Halsansatz bis zur Taille über den Brustpunkt hinweg messen und von eurem tatsächlichen Maß abziehen. Die Differenz ist die fehlende Länge.


Die Differenz durch einen Abnäher an der Seitennaht wieder wegnehmen, damit alles zusammenpasst und die Länge wirklich nur da ist, wo sie ja benötigt wird und fertig.
Übrigens wäre es völlig effektlos, wenn ihr den Abnäher nicht setzt. Dann habt ihr nur euer Vorderteil verlängert, aber die Falten werden immernoch da sein.

Wer nun keinen seitlichen Brustabnäher möchte, der kann statt durchzuschneiden auch einen Schnitt auf Höhe des Brustpunktes bis knapp vor die Seitennaht machen und durch einen Einschnitt aus der Taille ergänzen. Anschließend so auseinanderdrehen, dass in der vorderen Mitte die Kanten paralell bleiben, ansonsten habt ihr einen Zipfel in der vorderen Mitte. Statt eines seitlichen Abnähers öffnet sich einer aus der Taille. Noch die vorderen Kanten aneinanderangleichen und fertig.


Und wer den Abnäher auch nicht haben mag, der lässt ihn einfach offen, dann bekommt die Tunika eine leicht ausgestellte Form, aber hat nun die benötigt Länge.

Hinweis: Auf diese Weise wird übrigens auch Länge in einem Rock hinzugefügt, wenn man einen runden Po hat. Dann geht der Taillenabnäher natürlich nach oben zum Bund.


12. Fake-FBA oder auch Dehnung statt Abnäher


Eine weitere Möglichkeit den Abnäher zu vermeiden ist die sog. Fake-FBA. Die funktioniert allerdings nur bei dehnbaren Stoffen. Dabei werden vor allem die Falten, die aufgrund der fehlenden Länge entstehen, ausgemerzt. Denn auch wenn die dehnbaren Stoffe in der Weite einiges ausgleichen können, sind sie ja meistens nicht in der Länge so sehr dehnbar.

Statt einen Abnäher zu nähen wird hierbei der Stoff an der Seitennaht beim Annähen gedehnt, sodass er sich getragen dort zusammenzieht, also glatt liegt, aber Länge an der Brust freigibt.

Dazu wird ein Punkt (idealerweise knapp über der Taille) gewählt und am Vorderteil und am Rückenteil markiert (hier in grau). Dann wird dieser Punkt im Vorderteil um die benötigte Länge nach oben versetzt (hier in rosa). Am Saum wird dann die zusätzliche Länge weggeschnitten. Beim Annähen wird nun der Stoff so gedehnt, dass beide Markierungen im Vorder- und Rückenteil aufeinandertreffen.

Im Prinzip ist es nichts anderes als einen Abnäher durch Dehnung zu erzwingen - das sollte man aber auch nur machen, wenn relativ wenig Länge gebraucht wird, denn ansonsten zieht es auch das Rückenteil zusammen.



13. Ich will aber keine Abnäher


Nun gibt es Kleidungsstücke, da passen Abnäher nicht so recht ins Bild - Hoodies zB. Daher sorgen die Abnäher da immer für Missmut, aber macht euch klar, dass ein Hoodie eine weite und lose Sportbekleidung ist. Will man daraus ein körpernahes Kleidungsstück machen, dann muss man auch in Kauf nehmen, dass der Hoodie dann angepasst werden muss.
Wer A sagt, muss auch B(rustabnäher) sagen!
Wer nun aber partout keinen Abnäher möchte, der hat verschiedene Möglichkeiten. Ein paar davon findet ihr bei der Abnäherkunde.

Man kann die vorab in der FBA entstandenen Abnäher auch wieder zudrehen und nur die Länge und Weite mitnehmen - das entspricht dann auch einer Zugabe an den Kanten. Dazu dreht man zunächst den seitlichen Brustabnäher wieder zu - das Seitenteil steht um einiges nach außen ab. An dieser Stelle könnte man übrigens jetzt auch einen entprechend breiten Taillenabnäher setzen und hätte nur diesen oder man könnte das Seitenteil wegnehmen und eine Teilungsnaht machen - dazu dann aber bitte noch alle Ecken in Kurven ausarbeiten (links).



Aber wir wollen ja ein Schnittteil ohne Abnäher oder Teilungsnähte, also drehen wir auch den Taillenabnäher wieder zu. Gegebenenfalls müsstet ihr die kleine Verbindung, die wir beim Schneiden belassen haben noch durchschneiden.

Der Punkt, an dem eigentlich der seitliche Abnäher auf die Seitennaht getroffen hätte, ist fest und ihr dreht das untere Seitenteil an die Senkrechte unter dem Brustpunkt heran. Ich würde euch raten es nicht weiter als paralell zu Senkrechten zurückzudrehen, aber dann bliebe das Oberteil zumindest unterhalb der Brust weiter als bisher. Wir wollen ja aber auch die körpernahe Form, also drehen wir das untere Seitenteil bis ganz ran (mitte).

Den Saum unten legen wir anhand der entstandenen Eckpunkte fest und haben dann dieses Ergebnis (rechts). Sieht komisch aus, oder? Aber es ist sowohl die Weite da als auch die Länge - allerdings nicht an den Stelle, wo sie direkt benötigt wird (denn das geht nur mit Abnähern), sondern an sen Seitennähten.

Das könnte man nun auch so nähen, aber bitte bedenkt, dass der Faden- und Musterlauf nicht mehr passt. Denn der Saum, der so gerundet aussieht, sitzt an euch gerade! Und dazu kommt, dass diese Variante mit Zug arbeitet. Ab dem Brustpunkt also wird dann der Stoff um die Breite des Abnähers zur Seite gezogen. Das klappt je nach Stoffart (und Abnäherinhalt) mal besser und mal schlechter, aber grundsätzlich sitzt es immer am besten, wenn der Stoff natürlich und zugfrei fallen kann.


Schlusswort


Nun sind wir am Ende dieses doch recht langen Beitrages angelangt. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen oder völlig falsch oder umständlich erklärt. Hoffentlich hat es euch gefallen und ihr konntet neue Erkenntnisse mitnehmen. Falls ihr Ergänzungen, Fragen oder Hinweise habt, dann schreibt sie sehr gern in die Kommentare.

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Anleitung: Einen Beleg versäubern!

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Eine ansprechende Innenverarbeitung ist zugegebenermaßen nicht immer oberste Priorität, aber wenn es sich anbietet und noch dazu andere Arbeitsschritte für eine Versäuberung erspart, dann sollte man die Chance nutzen.

Und weil ich sehr viele Belege mache, möchte ich euch heute mal zeigen, welches die für mich beste Art dazu ist, nämlich das Verstürzen mit der Vlieseline.


Belege, zB am Kragen oder Armausschnitt, werden oft verstärkt. Dabei benutzt man heutzutage in der Regel Bügelvlieseline - natürlich nur falls der Stoff es zulässt. Somit bietet sich es sich an, die Versäuberung des Beleges auch gleich mit der Bügelvlieseline zu machen.

1. Zunächst alle Teile zuschneiden und die Nähte schließen - meistens Schulternähte oder wie hier die Seitennähte.

2. Beim Oberstoff die Nahtzugaben auseinanderbügeln und bei der Vlieseline die Nahtzugabe bitte schmal zurückschneiden.


3. Anschließend die beiden Teile rechts auf rechts aufeinanderlegen und an der zu versäubernden Kante füßchenbreit zusammennähen - dabei die Nahtzugaben der Vlieseline in eine Richtung legen.

4. Auch hier die Nahtzugabe schmal zurückschneiden.


5. Schließlich wenden, sodass links auf links liegt und sorgfältig aufbügeln. 


Und damit ist der Beleg auch schon einwandfrei versäubert und verstärkt - was will man denn noch mehr?

Vielleicht macht ihr es ja längst schon so oder es ist euch ganz neu, dann versucht es unbedingt mal - ich wäre gespannt, ob das auch für euch die beste Variante ist?

Fertig: Etuikleid von 1959!

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In meinem Schrank gab es bislang kein Etuikleid. Die schmale Silhouette ohne Teilung in der Taille ist für mich eher ungewohnt. Aber es begegnete mir neulich bei karstadt ein Stoff, der sich sofort vor meinem geistigen Auge in ein Etuikleid verwandelte - so eines mit kleinen angeschnittenen Ärmeln und Herzausschnitt.

Der Stoff mit bunten Blumenmuster auf dunkelblauen Grund ist eine leichte Baumwollpopeline und bei 7 Euro der Meter habe ich 3m für 21 Euro mitgenommen und habe nun noch einen halben Meter übrig.


Fündig wurde ich in der Praktischen Mode aus April 1959 - kein Herzausschnitt zwar, aber den kann man ja selbst hinzufügen und der Rest entsprach meinen Vorstellungen.

Das Kleid hat im Vorderteil zwei herkömmliche Abnäher und eine Falte, die wie eine Teilungsnaht verläuft und ab der Taille aufspringt. Das Rückenteil wird an der Gehfalte in den Stoffbruch gelegt und mit einem Abnäher ebenfalls.


Wegen der großen Brust habe ich eine FBA gemacht - dazu habe ich das Oberteil an der Taille abgeschnitten, die Falte aufgeschnitten und bin vorgegangen wie bei einer FBA bei einem Oberteil mit Teilungsnaht.


Allerdings habe ich nicht alle Abnäher zugedreht, sondern den senkrechten Abnäher stehen lassen - ansonsten wäre die Rundung des Seitenteils zu ausgeprägt und ich hätte es nicht mehr so an das Rockteil bekommen. Statt der Falte habe ich dann den Abnäher ab der Taille aufspringen lassen. Das sah einfach besser aus - hier kann man sehen, wo der Abnäher aufspringt:


In der hinteren Mitte hat das Kleid , wie erwähnt, eine angeschnittene Gehfalte. Das Oberteil erhält entsprechend eine Naht. Das ist auch sehr praktisch, denn dadurch kann man den Rücken besser anpassen - für mein Hohlkreuz habe ich ca. 3cm in der hinteren Mitte weggenommen.

Die Gehfalte ist ordentlich geplättet und gibt genug Weite für lange Schritte oder Treppensteigen.


Wie immer hält sich die Anleitung sehr zurück.. okay, das ist schon sehr untertrieben - es gibt schlicht keine Anleitung. Man muss sich also selbst überlegen wie man vorgeht und zB Ärmel und Ausschnitt arbeitet. Ich habe mich für einen Formbeleg entschieden. An sich bietet es sich an diesen für Armloch und Ausschnitt zu verbinden, aber hier habe ich darauf verzichtet, denn ein Teil der Ärmel ist durch die Falte schon versäubert (hier zu sehen oberhalb der Overlocknaht).


 Dies entspricht auch der tatsächlichen Farbe des Stoffes - vor dem großen Fenster ist es etwas hell geraten. Ist es nicht ein zauberhaftes Muster?

Den Herzausschnitt habe ich einfach selbst eingezeichnet, die Schultern etwas gekürzt und entsprechend auch hinten den Ausschnitt vertieft.


Ich bin, als das Kleid fast fertig war, noch losgefahren und habe die restlichen 1,5m des Stoffes aufgekauft - so tollen Stoff kann man immer mal gebrauchen.

Es gibt im Heft auch noch eine lose Jacke dazu - mal sehen, ob ich die auch noch mache. In jedem Fall werde ich aber noch einen Gürtel aus dem Stoff anfertigen. Ein bisschen mehr Taillenbetonung kann es durchaus noch gebrauchen und ich habe noch so eine süße dunkelblaue Gürtelschnalle, also das bietet sich wirklich an.


Und so habe ich nun doch ein Etuikleid im Schrank und bin sehr zufrieden damit. Ich glaube auch im Büro mit einer Strickjacke wird das sehr gut zu tragen sein und dank des eher einfachen Stoffes wirkt es auch nicht so elegant.

Wenn es sich im Alltag bewährt, vielleicht nähe ich dann auch noch eines - die Schnittanpassungen sollen sich ja auch lohnen!


Ich bin gespannt wie ihr das Kleid findet - und Etuikleider im Allgemeinen?
[Verlinkt beim MeMadeMittwoch]

So gelingt der Herzausschnitt ♥

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Ich habe das Etuikleid genutzt und mal den Entstehungsprozess des Herzausschnittes dokumentiert.


Auf den Ausschnitt an Kleid oder Bluse sollte man für ein adrettes Aussehen besonderen Wert legen. Der Ausschnitt ist nah am Gesicht und somit sehr präsent für das Gegenüber. Zugfalten oder fehlende Symmetrie stören das Bild und ein abstehender Ausschnitt gewährt vielleicht auch zu tiefe Einblicke. Daher möchte ich euch ein paar Tipps für einen schönen Herzausschnitt an die Hand geben - natürlich gilt es so oder so ähnlich auch für andere Ausschnittformen (zB eckiger Ausschnitt, V-Ausschnitt).

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Ausschnitte zu versäubern - Formbelege und Schrägband, Futter und Einfassungen. Ich arbeite am liebsten mit Formbelege, daher verwende ich diesen auch hier.


1. Sorgfältig arbeiten


Das klingt banal, aber man sollte sorgsam und aufmerksam zu Werke gehen, damit am Ende auch beide Seiten symmetrisch sind. Daher die Nahtzugabe am besten schon miteinzeichnen und auch nur füßchenbreit, damit ihr später beim Nähen mehr Kontrolle habt.


Markiert auch die Spitze gesondert, damit ihr wisst, wo die Nadel drehen muss. Und bügelt den Stoff vorab, um kleine Fältchen oder Knitter zu vermeiden. Vor dem Zuschnitt am besten auch die vordere Mitte genau ausbügeln.
Gut gebügelt ist halb genäht!


2. Beleg und Verstärken


Bei dem Beleg ist die Ausschnittkante identisch mit dem fertigen Modell (also sind beispielsweise Abnäher im Ausschnitt, dann werden diese im Beleg zugedreht) und mindestens 5cm breit. Der Beleg wird in der Regel erst mit dem Oberteil verstürzt, wenn die Schulternähte geschlossen sind. Entsprechend werden auch am Beleg die Schulternähte vorab geschlossen.

Belege liegen zudem besser, wenn sie etwas steifer sind als der Oberstoff, daher empfiehlt es sich alle Belegteile zu verstärken oder einen festeren Stoff zu wählen (natürlich sollte er farblich dazu passen und achtet darauf, dass er nicht durchscheint).
Tipp: Wer unbedingt vermeiden möchte, dass der Beleg eventuell an der Kante zu sehen ist (zB weil er einen anderen Stoff wählte), dem empfehle ich eine Paspel zwischenzusetzen, dann ist der Beleg auf jeden Fall nicht zu sehen.


Wie man den Beleg mit der Verstärkung gleich versäubern kann, hatte ich hier schon gezeigt.

Zusätzlich solltet ihr die Spitze am Oberteil verstärken, denn diese wird auch eingeschnitten und franst dann nicht so schnell aus.



3. Genau absteppen


Beleg und Oberteil rechts auf rechts legen und mit ausreichend Nadeln zusammenstecken. Anschließend langsam und konzentriert absteppen. An der Spitze des Ausschnittes die Nadel im Stoff drehen.
Tipp: Wenn euer Stoff es zulässt, dann könnt ihr vorsteppen. Einfach am Beleg an der vorderen Mitte falten und die Nahtlinie einmal ohne Faden entlangnähen - die Löcher der Nadel sind dann auf beiden Seiten exakt gleich und garantieren einen symmetrischen Ausschnitt.

Und wer die Löcher nicht suchen möchte, der kann durchheften, also per Hand vornähen und lange Fäden stehen lassen, dann die Stofflagen auseinanderziehen und innen abschneiden - die Heftfäden markieren dann die spätere Nahtlinie.


4. Mutig einschneiden


Meistens, wenn ein Herzausschnitt Falten zieht, dann wurde nicht mutig genug eingschnitten.

Die Nahtzugaben werden zurückgeschnitten - bei steifen oder störrischen Stoffen am besten die Nahtzugaben unterschiedlich zurückschneiden, dann drücken sie sich nicht so durch.

In den Kurven werden zusätzlich kleine Dreiecke aus der Nahtzugabe bis kurz vor die Naht (ca. 1-2mm) geschnitten - so kann der Stoff sich schön in die Kurve legen. Achtet unbedingt darauf nicht den Faden durchzuschneiden und auch nicht zu nah an die Naht heran. Man kann die Nahtzugabe später (bei allen Faserarten natürlichen Ursprungs) noch ein bisschen dressieren, also durch Ausbügeln dehnen, sodass die benötigte Mehrweite für eine schöne Kurve vorhanden ist

An der vorderen Spitze ebenfalls ein Dreieck ausschneiden und zusätzlich einen kleinen Schnitt bis auf 1mm ran setzen.


Vor dem Wenden die Nahtzugaben über einem Bügelei oder auf einem Ärmelbrett ordentlich auseinander bügeln. Anschließend wenden und gut ausbügeln - dabei am besten eine kleine Schere daneben legen, falls noch mehr Einschnitte nötig sind.


5. Untersteppen


Nach dem Bügeln nochmal umklappen und die beiden Nahtzugaben innen dicht neben der Naht am Beleg feststeppen, dann rutscht der Beleg nicht so leicht heraus.


Anschließend wieder wenden und dann legt sich der Ausschnitt schon nahezu von selbst in die Rundung. Mit ein paar Handstichen kann der Beleg unauffällig befestigt werden.

Und dann ist der Ausschnitt auch schon fertig. Er ist schön verstürzt, symmetrisch und faltenfrei. Was will man noch mehr?


Habt ihr noch Tricks und Kniffe für einen schönen Ausschnitt? Fragen oder Anmerkungen? Immer her damit!

Fertig: Butterick 5281!

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Seit zwei Wochen haben der liebe Gatte und ich Urlaub und seit zwei Wochen ist in Hamburg der Hochsommer ausgebrochen - es ist wahnsinnig schön, aber ab und an konnte ich mich doch vom strahlenden Sonnenschein lösen und ein bisschen nähen. Und so präsentiere ich heute mein neuestes Kleid!


Butterick 5281, ein Schnitt aus der Retrolinie, liegt schon seit Jahren hier. Ich habe ihn irgendwann schonmal geprobt und er saß obenrum fürchterlich. Ich wusste damals nicht so recht wie ich das beheben könnte und so vergrub ich den Schnitt unter vielen Heften. Neulich wollte ich es aber doch nochmal versuchen und legte los. Wenigstens musste ich nicht nochmal abzeichnen.

Ich habe eine FBA gemacht - ein bisschen abenteuerlich bei dem asymmetrischen Vorderteil. 3cm habe ich an jeder Seite Weite zugegeben. Links habe ich die meiste Mehrweite in die Falten geschoben und nur einen kleinen waagerechten Abnäher (für die Symmetrie) übrig gelassen und rechts habe ich alles in einen waagerechten Abnäher geschoben. Ich habe 1,5cm Länge vorn zugegeben und dann mutig den Stoff angeschnitten.


Der Stoff ist aus zweiter Hand - ich glaube eine Viskose und richtig schön schlabberig. Er ist perfekt für den Schnitt, wenn man auch die Details aufgrund des Musters nicht mehr so gut erkennen kann.

Das Muster ist ein wenig.. eigen. Ich fand es fast ein bisschen zu 80er Jahre, aber mit dem Schnitt und den Details mag ich es nun schlussendlich sehr. Selbst der Gatte, der das Muster wirklich scheußlich fand, ließ sich vom Ergebnis überzeugen.


Ich habe das Kleid spiegelverkehrt genäht, denn an der einen Seite soll man den Stoff in der Seitennaht kräuseln und dann dort auch den Reißer einsetzen und das hat mit nicht gefallen. Damit es aber nicht so aussieht als wäre ich zu dusselig den Reißer auf der richtigen Seite einzusetzen, habe ich direkt das ganze Kleid gespiegelt.


Es ist eigentlich vorgesehen das Kleid komplett zu füttern, aber das wollte ich mir sparen - zum Einen hätte ich dann noch eine FBA für das Futterteil machen müssen und zum Anderen soll es ja ein hochsommerliches Kleid sein und entsprechend dünn und flatterig. Also habe ich ein Futter gearbeitet, dass eher an Belege erinnert und nur im Bereich der Ärmel und des Ausschnittes sowie der Schultern liegt.


Die Knöpfe sind nur Zierde, aber darunter verstecken sich Druckknöpfe - ich habe keine Ahnung wozu das gut sein soll, aber da es nicht viel Aufwand war, habe ich es halt mitgemacht. Schulterpolster hat das Kleid wie es sich in den 40er Jahren so gehörte natürlich auch.


Hinten habe ich meine 2cm für das Hohlkreuz weggenommen und ansonsten eigentlich nichts weiter geändert. Es dürfte einen oder vielleicht zwei cm mehr Umfang an der Hüfte haben, aber davon abgesehen sitzt es wirklich gut.

Bei Butterick (und auch Simplicity) sollte man stets nicht nach der Körpermaßtabelle gehen, sondern nach den Maßen, die sich auf dem Schnittmusterbogen verbergen. Dort sind an Brust, Taille und Hüfte die Maße des fertigen Kleidungsstückes angegeben, die eine manchmal aberwitzig große Bequemlichkeitszugabe offenbaren. Ich habe schließlich eine Größe kleiner genäht als ich es laut Körpermaßtabelle gebraucht hätte.


Ich bin sehr zufrieden mit dem Kleid und finde es ganz wunderbar und toll zu tragen. Dann will ich mal schnell wieder auf die Terrasse verschwinden, um möglichst viele Sonnenstrahlen noch einzufangen - obwohl auch schon wieder das nächste Stück auf dem Nähtisch liegt..

Wie findet ihr das Kleid? Und das Muster?

Fertig: Ein Höschen - Wäsche aus Elsa 09/1950!

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Ich habe mir etwas für drunter genäht - ich wollte schon länger gern einen Unterrock in Form einer Hose nähen. Für einen besseren Falldes Oberstoffes, für entspannteres Radfahren und ohne schubbernde Oberschenkel bei heißen Temperaturen. Schon vor einigen Jahren hatte ich mal einen passenden Schnitt dazu ausgewählt. Aus Elsa 09/1950 eine Wäschegarnitur aus Höschen und Hemdchen gefiel und sah nicht sehr schwer aus..


..und ich scheiterte kläglich. Wie immer gab es keinerlei Anleitung, ich hatte einen viel zu flutschigen Polyesterstoff genommen und scheiterte schon daran einen Gummi oben halbwegs passend anzunähen und auch das Versäubern und Säumen überforderte mich völlig. Ich erinnere mich an ein ungesäubertes Ungetüm mit drangedroschenem, viel zu breitem Gummiband.

Zum Glück habe ich seitdem einiges an Wissen dazu gewonnen und so ging es diesmal sehr leicht von der Hand. Es fing an bei der Stoffwahl (Venezia Futterstoff) und ging weiter mit französischen Nähten und einem zweifach umgeschlagenem Saum.


Dazu kam dann ein Tunnel mit einem viel schmaleren, zarteren Gummi und für ein bisschen Deko noch ein Bügelbildchen und nach zwei Vormittagen war ich auch schon fertig - obwohl ich gestehen muss, dass Bügeln bei der Hitze nicht gerade ein Vergnügen ist, aber gut gebügelt.. na, ihr wisst schon.


Ich freue mich ganz diebisch über das entspannte Nähen und das schöne Ergebnis - es ist genauso geworden, wie ich das gern haben wollte. Beim nächsten Mal würde ich es vielleicht noch etwas länger machen und einen anderen Stoff wählen. Wäscheseide wird empfohlen - hat jemand eine Idee, wo man solche Qualität bekommt bzw. unter welchem Begriff das heutzutage läuft?

Fertig: Ein zweites Höschen - Wäsche aus Elsa 09/1950!

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Auch Nähen ist manchmal schlicht Ausprobieren, Herantasten und Optimieren. Schon letzte Woche gab es Wäsche und heute also die nächste Version - wieder der gleiche Schnitt aus der Elsa 09/1950 und normaler Futterstoff von Venezia, aber dieses Mal als Zierde eine Zackenlitze.

Nachdem das erste Höschen sich beim Stadtbummel hin und wieder hochgeschoben hat, habe ich also ein wenig Länge zugegeben und das Höschen direkt testweise zur Arbeit angezogen - und nach einem Tag im Büro sieht es dann so aus:


Die Länge ist sehr angenehm und schiebt sich auch nicht mehr hoch - lediglich die Stoffwahl muss noch ein wenig verbessert werden. So leicht und rutschig der Futterstoff auch ist, aber es ist eben kein echter Wäschestoff und daher nicht so fließend und atmungsaktiv. Also werde ich mich, nun da ich die richtige Länge gefunden habe, intensiv auf Stoffsuche begeben - Seidencharmeuse, vielleicht auch (für die leichtere Stoffpflege) ein Mischgewebe.


Von der Frage der Stoffwahl abgesehen, bin ich sehr zufrieden - es trägt sich luftig, die Röcke fließen schön drüber und es schont die Schenkel bei heißen Temperaturen. Und der Rest wird sich auch noch finden - wäre doch gelacht!

Wie wähle ich die richtige Größe im Schnittmuster?

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Die Größenwahl stellt gerade beim Nähen immer wieder ein Ärgernis dar. Schließlich investiert man viel Zeit und Mühe in ein Kleidungsstück und kann dies nicht - wie bei Kleidung aus dem Laden - zurückhängen und einfach eine andere Größe probieren. Daher hier mal ein paar Aspekte, die ihr bei der Wahl der richtigen Größe beachten solltet:

  1. Das Märchen von der Kaufgröße
  2. Das entscheidende Maß
    1. Körpermaß
    2. Körpermaßtabelle
    3. Fertigmaßtabelle
  3. Zugabe! Zugabe!
    1. Nahtzugabe
    2. Bequemlichkeitszugabe und Bewegungszugabe
    3. Designzugabe
  4. Stoff und Dehnbarkeit
  5. Kann ich ein Schnittmuster für Jersey auch aus Webware nähen?
  6. ..und welche ist nun die richtige Größe?


1. Das Märchen von der Kaufgröße


Es war einmal eine Prinzessin in einem fernen Königreich, die einfach zum Kleiderschrank oder an ihr Nähkästchen gehen konnte, ihre eine Kleidergröße auswählte und alles passte ihr perfekt. Immer.
Hachja.. In Wahrheit haben wohl alle Frauen mindestens drei Kleidergrößen im Schrank. Während die Jeans bei der einen Marke in einer Größe passt, bekommt man sie bei einer anderen Marke in der gleichen Größe gar nicht über den Po. Und ein aufwendig genähtes Kleid entpuppt sich als Sack, obwohl man die korrekte Größe gewählt hat. Es ist ein Ärgernis, aber woran liegt das?

Konfektionsware ist noch gar nicht so alt - von kleineren Vorläufern abgesehen entwickelte sie sich erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Ursprünglich eine Möglichkeit für die weniger gut Betuchten, die sich die teure Maßanfertigung nicht leisten konnten, entwickelte sich die Konfektionskleidung spätestens mit dem Aufkommen der Warenhäuser in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem echten Verkaufsschlager. Mode war plötzlich erschwinglich und sofort verfügbar. Oft wurde zumindest damals die gekaufte Konfektionsware durch den hauseigenen Schneider noch final angepasst. Die genauen Maße legte jeder Konfektionär selbst fest. Ein einheitliches System gab es nicht - und gibt es bis heute nicht. Zwar gibt es seit den 1960er Jahren Reihenmessungen in der Bevölkerung, allerdings gibt es auch mehr als 50 Jahre später keine Norm. Jeder Hersteller entscheidet weiterhin selbst über seine Größen und welche Maße er mit welcher Größe 'übersetzt' - zB Damen mit einer Brustweite von 100cm tragen bei H&M eine 44 und bei C&A eine 42, aber müssen eine 46 bei Butterick nähen.
Sich auf die "Kaufgröße" zu verlassen, bedeutet es dem Zufall zu überlassen, ob ein Kleidungsstück am Ende passt oder nicht.


2. Das entscheidende Maß


Besser, als sich einer willkürlichen Einteilung zu unterwerfen, ist es einfach mit den Maßen zu arbeiten - ein Zentimeter ist für uns alle gleich lang.

a) Körpermaß


Unser Körper ist in diesem Fall das Maß aller Dinge. Der muss reinpassen und am besten auch gut verpackt sein. Also solltet ihr selbstverständlich damit starten eure Körpermaße zu bestimmen. Eine Übersicht über das Maßnehmen findet ihr hier aus dem Jahr 1955.

Gemessen werden sollte übrigens immer von einer anderen Person über der Kleidung. Stellt euch dabei entspannt, aber gerade hin und tragt normale Wäsche, also zB nicht Formwäsche, wenn ihr sonst keine anhabt o. Ä. Dann kommen die unverfälschten und ehrlichen Daten dabei raus.

Grundsätzlich wählt man ein Schnittmuster nach dem größten Maß, denn es muss ja alles reinpassen und nachträglich verkleinern ist möglich, aber vergrößern nicht. Wichtig an dieser Stelle ist aber nicht nur das Maß als blanke Zahlen, sondern auch bestimmte Abweichungen und Änderungen mit einzubeziehen. Habt ihr zB viel Brust solltet ihr die Oberbrustweite messen, falls ihr einen sehr langen Oberkörper habt, dann müsste ihr das Oberteil ohnehin verlängern und braucht nicht so sehr auf die Rückenlänge achten und breite Hüften kann man bei einem weiten Rockteil ohnehin vernachlässigen.

b) Körpermaßtabelle


Die Körpermaßtabelle beschreibt die Körpermaße, für die die jeweilige Größe gemacht ist. Aus ihr kann man also entnehmen welches Körpermaß der Hersteller für die jeweilige Größe im Sinn hatte. Nicht ersichtlich daraus ist welche Zugaben im Schnittmuster noch enthalten sind.

c) Fertigmaßtabelle


Die Fertigmaßtabelle beinhaltet das Maß des fertigen Kleidungsstückes. Zur Bestimmung der Größe ist sie besser geeignet (zB bei Simplicity, Vogue, McCalls und Butterick verstecken sich teilweise die Fertigmaße zumindest von Brust, Taille und Hüfte direkt auf dem Schnittmusterbogen!).

Beispiel: Ein Mieder wird sehr körpernah getragen. Das Körpermaß der Taille sei 80cm und auch das fertige Mieder ist in der Taille 80cm weit. Ein lockeres Shirt hat immernoch ein Körpermaß von 80cm, aber das fertige Kleidungsstück ist 100cm, denn es soll ja locker sitzen. Wenn ich es so locker nicht mag, dann nähe ich eine Größe kleiner - das kann ich aber nur anhand des Fertigmaßes sehen, denn das Körpermaß ist für beide Modelle weiterhin 80cm.


..Dein Schnittmuster hat aber keine Fertigmaßtabelle? Leider haben viele Schnittmuster keine Fertigmaßtabelle (Burda ist so ein Beispiel), dann hilft auch nur nachmessen (Achtung: Schnittmuster von ausländischen Herstellern haben in der Regel die Nahtzugabe bereits enthalten, dann muss diese beim Messen natürlich abgezogen werden!).


3. Zugabe! Zugabe!


Nun haben wir schon über Zugaben gesprochen, aber welche Zugaben gibt es denn?

a) Nahtzugabe


Beginnen wir mit der klassischen Nahtzugabe. Die Nahtzugabe brauchen wir, damit unser Stoff genug Halt an der Naht hat. Eine fehlende oder zu kleine Nahtzugabe sorgt dafür, dass die Naht zusammen mit ein paar Fäden einfach aus dem Gewebe gezogen wird (kann man gut beobachten, wenn Webware mit der Overlock genäht wird). Wir können auf der Nahtzugabe auch Dinge verstecken, zB wenn Falten nur in der Nahtzugabe abgenäht werden und so dem Stoff schon eine Richtung vorgeben. Außerdem erlaubt die Nahtzugabe kleinere Korrekturen, falls wir versehentlich doch zu klein genäht haben.

Wie schon erwähnt wird die Nahtzugabe in deutschen Schnittmuster in der Regel erst zugegeben und ist daher für die Größenbestimmung unerheblich, bei ausländischen Herstellern ist die Nahtzugaben meist bereits im Schnitt vorhanden. Ob die Nahtzugabe schon vorhanden ist oder nicht und wie groß sie ist, kann man den Hinweisen oder Erläuterungen zum jeweiligen Schnittmuster entnehmen.

b) Bequemlichkeitszugabe & Bewegungszugabe


Kennt ihr das Gefühl, wenn man sich in einem zu engen Kleidungsstück nicht bewegen oder nicht mal atmen kann? Der Stoff lässt es nicht zu - und aus genau diesem Grund brauchen wir Zugaben zu unseren Körpermaßen für Bewegung und Bequemlichkeit (im englischen meistens mit "ease" bezeichnet). Erst diese Zugaben erlauben es, dass wir uns frei bewegen können, also zB uns hinzusetzen, drehen oder bücken können. Je enger (bis einschnürend) ein Kleidungsstück sein soll oder je dehnbarer der empfohlene Stoff ist, desto kleiner wird diese Zugabe. Entsprechend sind im Umkehrschluss zB für (auch körpernahe) Jacken und Mäntel die Zugaben größer, da man darunter in der Regel ja noch andere Bekleidung trägt.

Für einen Bleistiftrock liegt die Zugabe beispielsweise in der Taille bei 2cm und in der Hüfte bei 2-4cm. Eine körpernahe Bluse braucht 5-7cm Zugabe an der Brust, aber ein Dirndl nur 3-5cm. Jacken und Mäntel brauchen mindestens 7-10cm Zugaben. Diese Angaben variieren ebenfalls je Hersteller, Modegeschmack und Modell, daher soll dies hier nur als eine kleine Richtungsweisung und keine Regel verstanden werden.

c) Designzugabe


Letztlich gibt es Zugaben, die ausschließlich dem Design zugerechnet werden, also je nachdem wie locker oder wie körpernah ein Kleidungsstück sitzen soll und auch wie der Modegeschmack der Zeit sich gestaltet. Beispiele dafür sind zB Schlaghosen oder Oversize. Diese Zugaben haben weder für die Anfertigung noch den Tragekomfort Bedeutung, sondern dienen ausschließlich dem Design.


4. Stoff und Dehnbarkeit


Entscheidend, besonders für die Bequemlichkeitszugabe, ist auch die Dehnbarkeit oder Elastizität des Stoffes, also die Fähigkeit des Stoffes sich bei Krafteinwirkung zu ändern (also länger zu werden) und nach Wegfall des Zuges in seine Ursprungsform zurückzukehren.

Dehnbarkeit wird dabei in der Regel als Eigenschaft der Maschenware (hier zu unterscheiden Wirk- und Strickware) beschrieben. Das sind zB Bündchen, Jersey, Strickstoffe. Sie dehnen sich dadurch, dass die einzelnen Fäden miteinander verschlungen sind und durch Zug spannen sich diese Fäden und geben so mehr Länge frei.

Nicht dehnbar, sondern vielmehr elastisch können auch gewebte Stoffe sein, wenn sie einen elastischen Stoffanteil (zB Elastan) haben. Dieser sorgt dann für die Elastizität. Der Einfachheit halber bleibe ich aber begrifflich bei "dehnbar".

Je dehnbarer der Stoff ist, desto mehr kann der Stoff in der Bewegung benötigtes Spiel zulassen. So wird zB ein Badeanzug mit einer "negative ease", also einer negativen Bequemlichkeitszugabe genäht, denn Lycra ist sehr dehnbar und ein Badeanzug muss straff sitzen, damit er keine Falten schlägt. Auch Bündchen oder körpernahe Strickwaren sind so ein Bespiel, denn diese werden in der Regel ebenfalls kleiner zugeschnitten als eigentlich notwendig und müssen das auch, denn nur dann liegen sie eng an.


5. Kann ich ein Schnittmuster für Jersey auch aus Webware nähen?


An sich kann man das natürlich machen - es ist aber nicht zu empfehlen. Die Zugaben an Schnittmustern für Wirkware ist einfach eine andere, zB kann man den Ärmel enger machen, denn die notwendige Weite wird (auch) aus der Dehnbarkeit erreicht. Näht man dieses nun aus Webware, dann würd man vermutlich eine Größe größer wählen müssen, aber auch dort ist der Ärmel auf Dehnbarkeit angelegt. Und daneben hat der Stoff halt auch andere Eigenschaften zB was den Stand oder das Gewicht betrifft, so wird ein andersrum aus Jersey genähtes Kleid, das eigentlich für Webware gedacht ist, plötzlich schwer herunterhängen anstatt blusig herumzuflattern.

Ich würde euch immer empfehlen einen zum Schnittmuster passenden Stoff zu wählen und andersherum. Je dehnbarer der geforderte Stoff ist, desto mehr ist davon abzuraten einen undehnbaren Stoff zu verwenden - oder würdet ihr einen Badeanzug aus Webware nähen..?


6. ..und welche ist nun die richtige Größe?


Die richtige Größe ist eine Mischung aus all diesen Dingen, also zusammengefasst: Ihr messt euch aus und rechnet die Zugaben für Bequemlichkeit, Stoffeigenschaften und gewünschter Körpernähe ab oder zu und vergleicht das Ergebnis dann mit den Maßen des fertigen Kleidungsstückes.
Das klingt alles viel komplizierter als es tatsächlich ist. Das Ausmessen macht ihr ja nicht bei jedem Schnitt auf's Neue und für die gewünschte Körpernähe hat man auch schnell ein Gefühl. Lediglich die Stoffeigenschaften sind nicht so leicht zu beurteilen, aber wenn man sich nach der Stoffempfehlung richtet und vielleicht auch den Stoff mal probehalber an sich ranhält, lässt auch dies sich in der Regel gut lösen.

Falls ihr bereits ein Kleidungsstück besitzt, das so sitzt, wie ihr es gern habt, dann könnte ihr auch dieses messen und als Grundlage zur Größenbestimmung verwenden - falls der Stoff die gleichen oder zumindest ähnliche Eigenschaften hat.

Schlusswort


Nun sind wir am Ende dieses Beitrages angelangt. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen oder völlig falsch oder umständlich erklärt. Hoffentlich hat es euch gefallen und ihr konntet neue Erkenntnisse mitnehmen. Falls ihr Ergänzungen, Fragen oder Hinweise habt, dann schreibt sie sehr gern in die Kommentare. Der Beitrag hat Dir gefallen? Dann teile ihn doch - ich würde mich freuen!

Fertig: Anthrazitgrauer Bahnenrock von 1956!

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Es gibt Schnittmuster, die haben sich bewährt, die passen zu mir und zu meinem Kleiderschrank, und entsprechend nähe ich sie gern und oft. Ein solches Schnittmuster ist der Bahnenrock von 1956, wie man hier und hier sieht. Er ist schnell genäht und lässt sich gut kombinieren - und was ist kombinierfreudiger als freundliches Anthrazitgrau?

Woher der Stoff ist kann ich nicht mehr sagen. Es müsste ein Mischgewebe sein und Wolle ist dem Geruch beim Bügeln nach mit drin.

Der Rock hat einen verstärkten Formbeleg und wird mit einem Reißer in der Seite geschlossen. Der Saum ist von Hand genäht, aber noch nicht ausgebügelt.
Er ist ungefüttert, weil ich den Rock in allen Jahreszeiten tragen möchte und dann jeweils danach den Unterrock wählen kann - wenn man es ganz genau nimmt, dann ist der Rock eigentlich schon ein erster Herbstgruß.


Der Hemdblusenschnitt aus der Praktischen Damen- und Kindermode von 12/1940 ist ebenfalls so ein beliebtes Schnittmuster. Den Anfang machte vor ziemlich genau zwei Jahren diese grüne Hemdbluse, danach folgten noch ein, zwei, drei, vier andere.

Lediglich der grüne Baumwollstoff ist etwas störrisch und die Bluse ist dank FBA so gut ausgeformt, dass das Bügeln der Rundungen sich als eher schwierig erweist - ich brauche wohl ein Bügelei in Form meiner Brust.. mhm.. hätte auch nicht gedacht, dass ich mal so einen Satz schreiben würde..



Insgesamt also ein sehr einfaches, unaufgeregtes, alltagstaugliches Ensemble, das für's Büro gerade richtig ist.

Und ich mache dann schon mal weiter mit der Planung der Herbstgarderobe - Wollstoffe sind zwar nicht unbedingt das, was man bei 26°C im Schatten als Erstes im Kopf hat, aber man will ja auch für's kommende Schietwetter vorbereitet sein.

Seid ihr noch an der Hochsommermode und seht ihr auch schon den Herbst kommen?

Fertig: Hemdbluse von 1940!

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Diesen Titel gab es nun schon fünfmal auf diesem Blog (1, 2, 3, 4, 5) - die Hemdbluse ist einfach ein Hit.


Die Hemdbluse aus der Praktischen Damen- und Kindermode von 12/1940 passt zu meinem Kleiderschrank und zu mir und ist inzwischen so vertraut, dass sie schnell und problemlos genäht werden kann. Und so nähte ich sie innerhalb einer Woche und dabei ging die meiste Zeit noch für Details, wie zB die Ärmelgestaltung drauf.


Die Ärmelaufschläge sind übrigens ganz einfach: ich habe die Länge des Ärmelsaumes abgemessen, dann halbiert (eine Seite im Bruch und die andere Seite entspricht der Seitennaht und braucht Nahtzugabe) und dann aufgezeichnet wie gefällig. Dann habe ich den Aufschlag so angenäht, dass die Nahtzugabe im Aufschlag liegt und habe die Aufschläge mit Handstichen unsichtbar festgenäht.


Der hübsche Stoff mit kleinen Liebesbriefen ist übrigens ein Baumwollstoff von Tante Ema. Er ist wohl eigentlich ein Weihnachtsstoff und war daher mitten im Juli bei alfatex reduziert für 8 Euro der Meter zu haben. Ich habe 1,5m gekauft. Das ist aber in erster Linie kein Stoffkauf - ich war zum Studium in Kassel und habe ihn dort vielmehr als Souvenir gekauft. Und Souvenirs sind eine so wichtige Tradition..

Der Kombinationsstoff, aus dem Ärmelaufschläge, Beleg, Oberkragen und die stoffbezogenen Knöpfe sind, war dieser Rock, der sich aber nicht bewähren konnte und nun eine bessere Bestimmung gefunden hat.


Und weil ich es einfach schick finde, habe ich mich wieder bemüht das Muster möglichst durchlaufend in der vorderen Mitte zu gestalten.

Der Rock ist der Weihnachtsrock vom letzten Jahr - er trägt sich wunderbar, aber ist durch die Wolle sehr, sehr warm. Er ist auch etwas zerknittert, da er ganz frisch aus der Winterkiste kam, denn auch die Bluse ist eher für den Herbst und Winter gedacht.



Ich hätte gern noch mehr Bilder gezeigt, aber bei 31°C und einem wolligen Rock hätte ich dann wohl einen Hitzekollaps erlitten. Also habe ich lieber den Rock zusammen mit der Bluse in die Winterkiste gepackt und bin dann schnell in den kühleren Garten gegangen.

In jedem Fall bin ich sehr zufrieden mit der Bluse und freue mich nun schon ein klitzekleines Bisschen auf den Herbst, damit ich sie auch tragen kann. Und als nächstes liegt ein Strickstoff auf dem Tisch - auch nicht gerade das, was man bei der Hitze als Erstes im Sinn hat, aber der Herbst wird kommen.. früher oder später (hoffentlich später)..

Schultern

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.. sind der Teil des Kleidungsstückes oberhalb des Brustansatzes über die Schulterlinie bis zu den Schulterblättern. Die Schultern beeinflussen nicht nur generell den Sitz der Kleidung, sondern insbesondere auch den Gesamteindruck. Nicht umsonst sind breite Schultern ein Zeichen von Stärke und Selbstbewusstsein. Und so sollte man die Passform nicht auf die sprichwörtlich leichte Schulter nehmen. Dieser Beitrag soll gängige Anpassungsbedürfnisse an Schultern und Halsausschnitt vorstellen und als Ergänzung zu den Beiträgen über Ärmel sowie Rundrücken dienen.


  1. Die Schulter
  2. Schulterlänge / Schulterbreite
  3. Breiter Rücken / breite Schulterblätter
  4. Schulterformen
    1. gerade Schulter
    2. abfallende Schulter
    3. ausgeprägte Schulterknochen
  5. Die schöne Schulterlinie
    1. Schulterpolster
    2. Ärmelfische
  6. Zu tiefer Halsausschnitt
  7. Zu weiter Halsausschnitt



1. Die Schulter


Die Schulter wird oft eher stiefmütterlich behandelt, dabei hat sie großen Anteil daran, ob ein Kleidungsstück gut sitzt oder nicht. Deshalb mal ein paar allgemeine Ausführungen, denn wann sitzt die Schulter denn richtig?

Die Schulter im Kleidungsstück sollte eurer natürlichen Schulter folgen und weder über die Schulter deutlich hinausragen noch zu eng sitzen. Ärmel und Oberteil sollten daher auf dem Schulterpunkt aufeinandertreffen. Dieser Punkt wird anatomisch durch das Acromion bestimmt. Das Acromion ist ein Knochenfortsatz, der oben am Schulterblatt liegt. Das Acromion ist der höchste Punkt der Schulter, daher wird es auch „Schulterhöhe” genannt. Wir können die Schulterhöhe als kleinen Höcker oben an unserer Schulter ertasten.

Weil unsere Körperhaltung leicht nach vorn geneigt ist, wird die Schulternaht in der Schnittmusterkonstruktion in der Regel nicht genau in die Mitte von Vorder- und Rückenteil gelegt, sondern um ungefähr 1cm nach vorn verschoben - das ist für das Auge gefälliger.

Zudem braucht die Schulter hinten bei den runden Schulterblättern etwas mehr Platz als vorn, sodass es sich empfiehlt, die hintere Schulternaht ein wenig länger zu machen und dann eingehalten anzunähen oder durch Dressieren (also Formbügeln) dort etwas Mehrweite zuzugeben.

Ob die Schulter letztlich gut sitzt erkennt man daran, dass sie auf den Schulterpunkt trifft, faltenfrei und bequem ist. Das Oberteil sollte natürlich insgesamt gut fallen - so sollte zB eine Bluse auch bei geöffneter Knopfleiste lotrecht fallen und nicht vorn am Saum stark überlappen oder zur Seite weggezogen werden.


2. Schulterlänge / Schulterbreite


Grundsätzlich handelt es sich bei der Schulterbreite, gemessen von Schulterpunkt zu Schulterpunkt, um ein vertikales Maß, dass also von der Weite beeinflusst wird. Hier geht es aber eher um die Länge der einzelnen Schulter bzw. Schulternaht, daher spreche ich zumeist von der Schulterlänge. Die Schulterlänge ist wohl das häufigste Problem an den Schultern. Wie bereits oben beschrieben, sollte die Ärmelnaht auf dem Schulterpunkt sitzen (links). Ist die Schulterlänge zu lang, überragt die Ärmelnaht den Schulterpunkt und der Ärmel sowie oft auch das Oberteil sitzt zu lose und bildet Falten (mittig). Bei einer zu kurzen Schulternaht bilden sich Zugfalten am Ärmel und oft auch am Oberteil (rechts).

Hinweis: Zunächst stellt sich die Frage, ob ihr tatsächlich die richtige Größe gewählt habt. Das klingt banal, aber in ca. 90% der Fälle, die man mit einer zu weit außen liegenden Ärmelnaht sieht, wurde schlichtweg das Oberteil zu groß gewählt. Gerade Mädchen mit großer Brust wählen eine zu große Größe, weil sie nach der Brustweite gehen. Wenn ihr mehr als ein C-Körbchen habt und das Oberteil insgesamt zu groß geraten ist, dann schaut euch lieber die Full Bust Adjustment an - oft erübrigt sich dann die Schulteranpassung.



Die Schulterlänge lässt sich glücklicherweise recht einfach einpassen. Zunächst messt ihr den Abstand zwischen der Ärmelnaht und eurem tatsächlichen Schulterpunkt. Dieses Maß braucht ihr für die Anpassung.

Nun schneidet die Schulter, sowohl am Vorder- als auch am Rückenteil, ein. Zum einen wird die Schulter circa von der Hälfte der Schulternaht bis zu einem Drittel des Armloches eingeschnitten - nicht durchgeschnitten!
Und zum anderen wird im rechten Winkel dazu bis zur Spitze der Schulternaht eingeschnitten - nicht durchgeschnitten!


Bei breiten Schultern wird mehr Länge benötigt. Für mehr Länge wird nun einfach die Schulterlinie um das benötigte Maß weiter nach aussen geschoben - wer ganz sicher sein möchte, kann vorher die Schulterlinie abzeichnen und daran verschieben, aber in der Regel reicht da Augenmaß. Durch die Einschnitte schieben sich die Teile von selbst zusammen und ermöglichen so die Mehrweite.

Da sowohl Vorder- als auch Rückenteil geändert werden, passen beide Schulternähte natürlich weiterhin aufeinander.

Für schmale Schultern wird Länge nach dem selben Prinzip weggenommen, also die Schulterlinie um das benötigte Maß zusammengeschoben und so verkürzt. Der Einschnitt zur Spitze spreizt sich auseinander und lässt somit die Änderung zu.

Auch hier passen Vorder- und Rückenteil nach der Änderung an den Schulternähten weiterhin aufeinander.

Grundsätzlich bleibt durch die Verbindung der Teile am Armloch die Länge des Armloches unverändert und der Ärmel passt weiterhin. Falls ihr jedoch mehr als 2cm zugeben oder wegnehmen müsst (oder nach der Änderung feststellt, dass der Ärmel nicht mehr gut sitzt), dann solltet ihr die Armkugel ebenfalls anpassen. Bei einer breiten Schulter wird Höhe an der Armkugel weggenommen und für die schmale Schulter zugegeben.


3. Breiter Rücken / breite Schulterblätter


Falls nicht (nur) eure Schulterlinie zu breit ist, sondern der obere Rücken, zB weil ihr ausgeprägte Schulterblätter habt, dann muss natürlich dort gezielt angepasst werden. Ähnlich wie bei einer großen Brust, bei der nur das Vorderteil angepasst wird, wird bei einem breiten Rücken nur das Rückenteil angepasst - ihr solltet auch hier nochmal die Größe überprüfen.

Wo der Rücken zu breit ist und den Stoff spannt entstehen Zugfalten, die quer über den Rücken verlaufen und bis in die Ärmel ausstrahlen. Bei ausgeprägten Schulterpolster sieht man manchmal auch dort direkt den Stoff spannen.

Um zu ermitteln wie viel Mehrweite ihr braucht, messt ihr die Rückenbreite an euch und am Schnittmuster und gebt entsprechend zu. Und falls ihr ein Probeteil habt, dann könnt ihr den Rücken einfach zweimal ungefähr bei der Hälfte der Schulternähte einschneiden und messen wie viel der Stoff aufspringt.

Der Bereich, der am meisten spannt, wird ausgeschnitten (bitte schneidet nicht im unteren Drittel des Armloches ein, das wird sonst etwas holprig) und um die benötigte Weite nach außen geschoben. Das Armloch wird anschließend angeglichen und ist in der Regel kaum länger als zuvor, sodass der Ärmel noch hineinpasst.

Eine andere Variante ist es, das Armloch bis zur Schulterlinie durchzuschneiden und komplett aufzuschieben - das bietet sich vor allem bei überschnittenen oder Kimonoärmeln an. Damit es dadurch nicht an den Schultern zu weit wird, wird ein kleiner Abnäher gesetzt oder wahlweise auch die Schulternaht des Rückenteils eingehalten angenäht (mittig). Will man keinen Abnäher dann kann man das ausgeschnittene Teil auch drehen (rechts).


Ist euer gesamter oberer Rücken, also einschließlich der Schultern, breiter als vorgesehen, wird der Abnäher weggelassen und das Vorderteil ebenfalls angepasst.

Andersrum erfolgt die Anpassung zB bei einem sehr schmalen Rücken, gegebenenfalls einschließlich der Schultern, natürlich nach dem gleichen Prinzip.


4. Schulterformen


Die Form der Schulter lässt sich insgesamt in vier Typen unterteilen.

Von links nach rechts sieht man hier:
  • Die normale Schulterform, wie sie typischerweise ausgeprägt ist und auch in den meisten Schnittmustern konstruiert wird.
  • Die gerade Schulter, die auch als hohe oder sportliche Schulter bezeichnet wird. Diese hat eine weniger ausgeprägte Neigung in der Schulterlinie.
  • Die gegenteilige Ausprägung ist die abfallende Schulter, die auch Hängeschulter genannt wird.
  • Letztlich geben ausgeprägte Schulterknochen den Schultern eine geschwungene Form.



a) gerade Schulter


Bei einer geraden Schulter fehlt es vom Halspunkt bis zum Schulterpunkt zunehmend an ausreichend Platz, daher bilden sich Zugfalten, die nach außen hin deutlicher werden.

Ist das Oberteil sehr lose geschnitten, dann zieht die hohe Schulter den Stoff auch etwas nach oben und spannt ihn, so entstehen Querfalten direkt unter dem Halsausschnitt - übrigens auch hinten oft zu beobachten.

Behoben wird dieses Passformproblem durch ein Erhöhen der Schulterlinie vom Halsansatz bis zum Schulterpunkt. Für das genaue Maß am besten die Naht auftrennen, ein Stück Stoff unterlegen und daran dann so feststecken (lassen), dass die Falten verschwinden. Ansonsten einfach ein oder zwei Zentimeter zugeben und sich dann langsam annähern. Ist das richtige Maß gefunden, wird anschließend das gesamte Armloch verlegt, also komplett nach oben verschoben, so passt der Ärmel weiterhin hinein.


b) abfallende Schulter


Abfallende Schultern sorgen dafür, dass zum Schulterpunkt hin Stoff vorhanden ist, der nicht ausgefüllt werden kann und daher faltig herunterhängt. Man kann dies auch an Falten am Armloch, wenn der Ärmel noch nicht eingesetzt ist, und knapp oberhalb der Brust, wo der Stoff sich nahezu quer faltet, erkennen. Daher sind im Übrigen Anproben zwischendurch sehr zu empfehlen!

Die Anpassung erfolgt indem man Stoff wegnimmt und so die Schulterlinie etwas schräger stellt - man 'hebt die Schulter'. Das Maß lässt sich recht gut ermitteln, wenn jemand euch mit Stecknadeln die neue Schulterschräge absteckt.
Damit der Ärmel weiterhin ins Armloch passt, wird das Armloch ebenfalls nach unten versetzt.

Übrigens ist dies genau der Effekt, der sich einstellt, wenn ihr Schulterpolster heraustrennt oder weglasst. Im Gegenzug kann man hervorragend mit Schulterpolster testen, ob diese Anpassung wegen abfallender Schultern nötig ist. Falls ihr gerade keine Schulterpolster im Haus habt, könnt ihr ein Sockenknäuel zurechtknautschen und benutzen - für eine kurze Überprüfung reicht das auch.


c) ausgeprägte Schulterknochen


Die ausgeprägten Schulterknochen sorgen für ein etwas anderes Faltenbild als die geraden Schultern. Die Falten liegen etwas höher und sind lokaler, denn es fehlt nur um die Schulterrundung herum die Länge. Der Stoff versucht auch hier diese Länge aus der Weite zu holen, sodass sich Zugfalten bilden (insbesondere hinten) oder der Halsausschnitt absteht.

Da nicht die gesamte Schulterschräge mehr Höhe braucht wird hier wieder eingeschnitten. Rund 2-3cm unterhalb des Schulterpunktes wird das Armloch bis ungefähr zur Hälfte der Schulterlänge eingeschnitten - nicht durchgeschnitten!

Anschließend wird der eingeschnittene Keil etwas angehoben und das Armloch angepasst. Damit auch der Ärmel weiterhin ins Armloch passt, wird der Ärmel ebenfalls eingeschnitten und aufgedreht.

Manchmal genügt die Anpassung vorn, wenn nur dort die Schulterrundung entsprechend ausgeprägt ist. In diesem Falle wird natürlich nur das Vorderteil angepasst und anschließend schneidet man den Ärmel dann nicht durch, sodass die hintere Armkugel gleichlang bleibt, und sperrt nur vorn den Ärmel auf.


5. Die schöne Schulterlinie


Für eine schöne Schulterlinie gibt es natürlich auch Hilfsmittel. Das sind zB die bekannten und gefürchteten Schulterpolster oder auch die etwas weniger bekannten Ärmelfische.


a) Schulterpolster


In den 40er und 50er Jahren wurden oft und gern Schulterpolster in Kleidern, Blusen und Pullovern verwendet - die sorgten neben der schmalen Taille auch für die gewünschte Sanduhrensilhouette.

Allerdings waren das natürlich keine von diesen schrecklichen, übertriebenen Schulterpolstern, wie wir sie aus den 80er Jahren kennen, sondern zurückhaltender. Doch trotz dieser Zurückhaltung sitzt so manches Oberteilen eben nur mit Schulterpolstern so richtig gut. Somit kommt man auf Dauer nicht um Schulterpolster herum, wenn man nach den alten Schnitten näht, daher möchte ich euch eine Anleitung aus der Elsa zeigen wie man die selbst machen und dann auch die Höhe bestimmen kann:

 

Es gibt natürlich auch fertige Schulterpolster für jeden Anlass zu kaufen: Halbmondpolster für Kleider und Blusen, Raglanpolster, Mantelpolster, Blazerpolster und herausnehmbare Polster. Welches Polster sich am besten eignet kommt auf das gewünschte Kleidungsstück an.

Eingenäht werden Schulterpolster mit Handstichen am Ende (für Anproben aber bitte unter die Schulter schieben). Dabei sollte das Polster ca. 1cm über den Schulterpunkt hinausragen, damit die Schulter nicht zu abrupt endet.

Besonders unauffällig sind Schulterpolster übrigens dann, wenn man sie von unten noch mit dem Oberstoff bezieht:


Tipp: Wenn eure Schulterausprägungen asymmetrisch sind, also zB eine Schulter von der Form her normal ist und die andere abfallend, dann macht ein Schulterpolster auf einer Seite mehr Sinn als die Anpassung an die Abweichung. Das bringt die Silhouette wieder in Symmetrie und ist daher für das Auge gefälliger.


b) Ärmelfische


Ärmelfische sind eine Versteifung in der Armkugel. Ärmelfische sollen verhindern, dass der Ärmel ab Schulterpolster nach unten in sich zusammenfällt, oder sollen zB Puffärmeln mehr Halt geben.


Unschwer zu erkennen sind links keinerlei Hilfsmittel eingenäht und auf der rechten Seite des Bildes sind sowohl ein kleines Schulterpolster als auch ein Ärmelfisch eingenäht. Die Schulter ist unaufdringlich gerade geformt und die Armkugel fällt rund und weich.

Für die Ärmelfische habe ich einfach aus Vlieseline M12 zwei Streifen 30cm x 7cm geschnitten. Dann die Streifen der Länge nach gefaltet, so dass eine Seite rund 3-4mm breiter ist und die andere leicht überlappt, dadurch entsteht keine Kante im Stoff.

Anschließend werden die zusammengeklappten Streifen so an die Nahtzugabe der Ärmeleinsatznaht genäht, dass der breitere Streifen oben in den Ärmel zeigt. Der Fisch sollte leicht nach hinten versetzt sein, also liegt die Mitte des Ärmelfisches ca. 1-2cm hinter der Schulternaht. Zuletzt werden die Enden oval zugeschnitten, damit der Übergang weich ist und sich keine unschönen Kanten bilden.


So sehen Schulterpolster und Ärmelfisch auf links gedreht aus - die Nahtzugabe der Ärmeleinsatznaht liegt zwischen Polster und Fisch und kann sich daher nicht rausdrücken. Klappt man den Fisch nach innen ist die breitere Seite oben. Das Polster ist hier übrigens nicht bezogen worden, weil die Jacke noch gefüttert wurde.

Ärmelfische kann man auch gut bei Blusen verwenden, damit der leichte Blusenstoff Unterstützung im Puffärmel erhält und nicht zusammenfällt. Da benutzt man dann zB einen Ärmelfisch aus dem Oberstoff und versteift ihn ein wenig. Je nach gewünschter Silhouette, Stoff und Ärmelform braucht es mehr oder weniger Stand durch den Ärmelfisch und daher variiert auch der zu verwendende Stoff.


6. Zu tiefer Halsausschnitt


Ist der Halsausschnitt hinten zu tief, dann fehlt ihm der Halt, er rutscht nach unten und zieht die Schulternaht mit sich, sodass der vordere Halsausschnitt unbequem am Hals hochrutscht. Ein zu tiefer Halsausschnitt bringt folglich das ganze Kleidungsstück aus der Balance.

Achtung: Das gleiche Faltenbild ergibt sich, wenn das Oberteil an der Brust zu eng ist und sich daher der Stoff hochschiebt. Durch das Hochschieben vorn, wird die Seitennaht ebenfalls mit angehoben und zieht das Rückenteil mit sich, sodass auch hier das Oberteil die Balance verliert, daher bitte vorab prüfen, ob es an der Brust lose genug ist.

Korrigiert wird der zu tiefe Halsausschnitt einfach indem er angehoben wird (links). Falls ihr euer Stück nachträglich korrigieren müsst, dann wird das gesamte Rückenteil angehoben bis der Halsausschnitt korrekt sitzt und anschließend die Schulterlinie und das Armloch neu zugeschnitten. Dadurch wird die Rückenlänge verkürzt, sodass an der Taille Länge zugegeben werden muss (zB durch ein Taillenband) (rechts).




7. Zu weiter Halsausschnitt


Wenn ein Halsausschnitt zu weit ist, dann wirft er Falten und steht nicht selten unschön ab. Das kann sowohl den gesamten Ausschnitt oder aber nur den vorderen oder hinteren Ausschnitt betreffen.

Hinweis: Auch hier bitte auf die richtige Größenwahl achten! Wenn nicht nur der Halsausschnitt, sondern auch die Schulter zu weit ist, spricht dies auch wieder eher für eine grundsätzlich zu groß gewählte Größe.

Bevor ihr Änderungen vornehmt, schaut bitte einmal, dass ihr beim Nähen nicht am Stoff gezogen habt - das betrifft besonders die dehnbaren Stoffe, aber auch feste Stoffe werden störrisch, wenn man sie zu gespannt abgesteppt hat.

Am einfachsten lässt sich die Weite durch Abnäher oder Falten wegnehmen. Charmant an Abnähern ist insbesondere, dass sie noch nachträglich eingefügt werden können. Wer keine Abnäher mag, fügt eine Teilungsnaht ein und nimmt daran Stoff weg. Ansonsten kann man auch ein Gummiband einziehen, dass den Stoff an den Hals ranholt oder wenn es sich um dehnbaren Stoff handelt und zum Stil passt könnte auch ein Bündchen helfen.




8. Schlusswort


Damit sind wir am Ende dieses Beitrages angelangt. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen oder völlig falsch oder umständlich erklärt. Hoffentlich hat es euch gefallen und ihr konntet neue Erkenntnisse mitnehmen. Falls ihr Ergänzungen, Fragen oder Hinweise habt, dann schreibt sie sehr gern in die Kommentare.

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Fertig: Bluse von 1940!

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Ich glaube diese Bluse war mein bislang schlimmstes Nähprojekt - würde ich den Stoff nicht so wahnsinnig schön finden, dann hätte ich längst die Flinte ins Korn geschmissen und die vermaledeite Bluse gleich hinterher!


Die Bluse ist eine Abwandlung von der schon so oft genähten Hemdbluse von 1940.


Ich hatte diese wunderschöne, fließende Viskose, die ich unbedingt mit Kräusel statt Abnähern verarbeiten und mit weiten Ärmeln tragen wollte. So habe ich vorn und hinten Passen abgetrennt, Weite zugegeben und den Stoff angekräuselt. Der Effekt wurde besonders hinten genauso wie ich mir das wünschte und die Ärmel mag ich auch sehr, aber da endete auch schon das gute Glingen.


Irgendwie stelle ich es mir manchmal einfach zu leicht vor oder denke wohl nicht genug nach: Schnitt ist angepasst und sitzt, also dachte ich mir, dass es da wohl kein Problem geben kann und habe mutig mein Schnittmuster ist der Taille gekürzt - mehr Länge für die große Brust? Pustekuchen, ein schön waagerechter Schnitt ist es geworden.

Dann habe ich meinen Bund angenäht und das (erste) Schößchen angekräuselt. Angezogen sah das furchtbar aus - als sei der Stoff ab dem Bund explodiert. Zudem waren es einfach viel zu viele Kräusel. Also das Schößchen abgetrennt und ein ausgestelltes Schößchen angenäht. Unnötig zu erwähnen, dass so zarte Viskose nicht besser wird, wenn man an ihr herumtrennt. Das ausgestellte (zweite) Schößchen erwies sich als zu nichtssagend und zudem am Po zu eng. Ernüchtert habe ich stattdessen nun den Bund abgetrennt, der mir zu schmal vorkam, und ihn durch einen breiteren Bund ersetzt. Der war dann widerrum zu breit, also habe ich ihn wieder abgetrennt und einen mittelbreiten Bund angesetzt - kann sich jemand mein Frustlevel vorstellen?

Dann war ich drauf und dran es mit den Schößchen einfach zu lassen, aber wenn ich nicht bauchfrei durch den Herbst gehen wollen würde, dann war das auch keine Lösung - zumal mir jetzt auffiel, dass ich vergessen habe Länge vorn zuzugeben und der Bund daher vorn hochzieht. Hatte ich euch schon von der Flinte und dem Korn erzählt..? Auf dem Bild von der Seite sieht man das Hochziehen:


Aber es half alles nichts, also habe ich mein drittes Schößchen angenäht - dieses Mal kreisrund wie ein Tellerrock. Ich habe mich gezwungen ganz brav den langen Saum doppelt umgeschlagen anzunähen und weiterhin wenigstens halbwegs sorgfältig zu arbeiten, obwohl ich eigentlich nur noch irgendwie fertig werden wollte.

Ich bin immernoch nicht sicher, ob es nun ein Happy End ist oder nicht. Ich ärgere mich maßlos, dass ich so dusselig war, nicht an die vordere Länge zu denken und mit den Kräuseln vorn unter der Brust bin ich auch nicht wirklich glücklich, aber die Rückansicht finde ich so schön!

Sicher bin ich aber immerhin wenigstens mit dem Wollrock vom letzten Jahr - der trägt sich wunderbar zu den kalten Temperaturen und gefällt mir immer besser.


Was nun aus der Bluse wird, weiß ich noch nicht - ich werde sie vermutlich erstmal ein paar Tage mit Nichtbeachtung strafen und dann nochmal mit etwas Abstand zur Arbeit anziehen und schauen, wie sie sich macht. Immerhin habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass ich mir vorab auch bei angepassten Schnittmustern mehr Zeit nehmen und das Projekt durchdenken sollte und dass Kräusel an mir nur in Maßen schön sind.

Wie findet ihr denn die Bluse? Ist sie tragbar oder lieber als Fehltritt abhaken?

Fertig: Herrenhemd nach Simplicity 4760!

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Als Frau eines Anglers hat man es nicht immer leicht. Ich weiß viel mehr über das Angeln als mir lieb ist und führe merkwürdige Gespräche über Popper, Wobbler und tieflaufende Spinner. Ich stehe auch in aller Hergottsfrühe auf, weil die Rapfen bei Sonnenaufgang am besten beißen..

..aber man hat es auch sehr gut als Frau eines Anglers, denn man bekommt die leckersten und frischesten Fische, man hat einen Mann, der Verständnis für das eigene Hobby hat und sich auch sehr gut allein beschäftigen kann, während man näht.

Und wenn der Mann dann noch genug Humor hat, um sich mit neuem Hemd und pinken Flamingos ablichten zu lassen.. was kann man denn noch mehr wollen?


Der Stoff erinnert an die Novelty Prints der 40er/50er Jahre und ist eines Anglers würdig - ein blaugründiger Flanell mit Angelködern, Fischen und "The one that got away" (auf deutsch: "Derjenige, der entkam" - gemeint ist sinngemäß das Anglerlatein, nach dem derjenige, der entkam, natürlich der Größte war).

Der Stoff ist aus den USA eingeflogen worden und damit ich keinen Zoll bezahlen muss, habe ich mich auf drei Yards beschränkt.


Leider ist das Muster nicht ganz symmetrisch. Manchmal sind zB ein Fisch und eine Pose kleiner als an anderer Stelle, sodass die vordere Mitte nicht ganz aufeinander passt (also manche Teile ja und andere plötzlich nicht mehr) - an den Hemdtaschen habe ich es doch noch rausgequetscht bekommen.


Das Schnittmuster ist wieder Simplicity 4760 (bzw. Simplicity 7160) mit langen Ärmeln, Knopfschlaufe und komplett mit Kappnähten genäht.


Testweise wurde das Hemd bereits beim herbstlichen Grillen getragen und für gut befunden - man beachte das zufriedene Grinsen des Grillmeisters.


Zwischendurch konnte man sich aufgrund des Flanells den Eindrucks eines Pyjamas nicht erwehren, aber ich finde im Endeffekt ist es ein schönes, winterliches Hemd geworden, dass beim Angeln bei kühlen Temperaturen sicherlich gute Dienste leisten wird.
[verlintkt beim Creadienstag]
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